69 - Der Weg zum Glück 04 - Die Rivalen
Gründen zur Schau.
„Ludwig, komm!“ bat seine Mutter angstvoll, als sie die drohende Haltung des Stromers bemerkte.
„Pah!“ antwortete der gewesene Unteroffizier. „Meinst, daß ich mich vor diesem Kerlen und seiner Scher fürchten tu? Er gehört nicht hier herein. Wann er schläfrig ist, so mag er in das Wirtshaus oder in die Herberg gehen, falls er gerechte Sach hat. Durch den Laden einsteigen, das duldet niemand.“
„So?“ fragte der Slowak höhnisch. „Gehört diese Hütte etwa dir?“
„Nein, aber meinem Herrn.“
„Und du denkst, daß der mich hier nicht dulden würde?“
„Frag ihn doch mal! Aber nicht, wann er allein ist, sondern wann er sich bei andern Leuten befindet.“
„Ich frage ihn überhaupt nicht. Wenn er mich forthaben will, so mag er kommen und es mir sagen. Du aber hast mir nichts zu befehlen. Dich kenne ich.“
„So? Nun, wie kennst mich dann?“
„Als einen Spion und Aufpasser, der sich um Dinge bekümmert, welche ihn ganz und gar nichts angehen.“
„Weißt das so genau?“
„Ja. Ich hab dich beobachtet.“
„So bist also du der Spion, wannst mich heimlich beobachtest. Aber schau, ein gescheiter Kerlen bist freilich nicht. Wannst klug wärst, so hättest mir das nicht gesagt. Indem du dich aber verplaudert hast, so hast damit eingestanden, daß ich ganz auf der richtigen Spur bin. Und grad darum wär's sehr gut für dich, wannst höflich mit mir wärst und nicht so grob. Verstanden!“
„Soll ich dir vielleicht Kratzfüße machen?“
„Nein. Aber wannst an einem Ort schlafen oder übernachten willst, der meinem Herrn gehört, und ich komm dazu, so kannst wenigstens um Entschuldigung bitten.“
„So! Nun, so bitte ich dich jetzt nachträglich noch um Verzeihung. Bist du nun zufriedengestellt?“
Das klang so höhnisch, daß Ludwig zornig auffahren wollte; er zwang sich aber zur Ruhe und antwortete:
„Ob ich zufriedengestellt bin oder nicht, darauf kommt es dir doch nicht an. Ich mag am liebsten gar nix mit dir zu schaffen haben.“
„Das ist sehr klug von dir, denn dein Nutzen wäre es nicht, wenn wir einmal zusammengerieten. Wenn du noch etwas zu sagen hast, so sage es rasch. Ich habe keine Lust, mich länger mit dir zu ärgern. Ich bin müde.“
„Und ich bin fertig mit dir.“
„So mach dich von dannen!“
Ludwig hätte diesen Menschen fortjagen können. Er fürchtete sich auch nicht etwa vor ihm, aber er befolgte eine gewisse Absicht, indem er sich jetzt still mit seiner Mutter entfernte. Und es zeigte sich auch viel eher, als er es ahnen konnte, wie klug er da gehandelt hatte.
Die beiden gingen langsam an der erwähnten langen Ziegelreihe hin.
„Dreh dich mal um!“ sagte Ludwig. „Du wirst sehen, daß der Kerlen aufstanden ist und uns nachschaut.“
Sie befolgte seine Worte und antwortete sodann:
„Ja, er stand unter dera Tür; aber er fuhr sogleich zurück, als er's merkte, daß ich zurücksah.“
„Siehst! Hab's mir doch denkt.“
„Wer ist dieser Kerlen?“
„Ja, wann ich das nur erst wissen tät! Ein Slowaken ist er nicht. Daß er aber ein ganz und gar schlechter und gefährlicher Kerlen ist, daß weiß ich genau.“
„Und er beobachtet dich?“
„Weil er weiß, daß ich auch auf ihn aufpaß. Wann er nun was tun will, was ich nicht wissen soll, so macht er vorher den Spionen, um zu erfahren, wo ich bin und was ich tu.“
„Ja was ist denn das, was er da treibt?“
„Vielerlei, wast jetzund nicht zu wissen brauchst. Weißt, es geschehen zuweilen Dinge, die man ganz still auf dem Herzen behalten muß. Nicht mal seinem besten Freund oder seiner Muttern darf man's sagen.“
„So bist ja jetzt ein recht Heimlicher worden!“
„Freilich wohl. Aber es kommt schon auch mal die Zeit, in der du alles derfahren wirst.“
„Ist's etwa gefährlich für dich?“
„Nein.“
„Der Kerl hat aber doch ganz so tan, als ob er dir was auswischen will!“
„Oh, der soll mir nur kommen! Aber schau, dort ist noch einer!“
Sie hatten jetzt die Ziegelei hinter sich und kamen an einem Gebüsch vorüber, an welchem ihnen ein zweiter Slowak langsam entgegenschlenderte.
„Kennst den auch?“ fragte die Mutter.
„Grad so gut wie den andern.“
„Und sie gehören zusammen?“
„Ja. Sie sind Verbündete. Wo der einen ist, da bekommt man auch bald den andern zu sehen.“
Jetzt war der Slowak ihnen ganz nahe. Er blieb in demütiger Haltung stehen und grüßte:
„Dobre den – Guten Tag!“
Der Knecht dankte kurz und ging
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