69 - Der Weg zum Glück 04 - Die Rivalen
vorübergegangen, ohne mich zu entdecken.“
„Tröste dich! Ein Unglück ist's nicht, daß er dich gesehen hat. Er ist nur der Knecht. Der Herr aber hält es mit uns. Hast du schon mit ihm gesprochen?“
„Ja. Er hat mich für den Abend wieder bestellt.“
„Recht so! Morgen kann wieder ein Geld verdient werden. Drüben liegen die Waren schon bereit.“
„So machen wir vielleicht einen doppelten Profit. Wenn wir hinüberwärts auch etwas bekommen, so gibt's zwiefältige Bezahlung.“
„Wenn wir nicht erwischt werden!“
„Unsinn! Warum sollen wir grad morgen so ein Pech haben?“
„Weil man jetzt besser aufpaßt als früher.“
„Hm! Ein Wunder ist das nicht. Wir haben es jahrelang getrieben, ohne daß es ihnen gelungen ist, uns zu ertappen. Aber auf die beiden Osecs können wir uns verlassen. Besonders der Alte ist ein Schlaukopf ohnegleichen. Wer weiß, was er sich jetzt wieder ausgesonnen hat, um die Beamten irrezuführen. Es ist eine Lust, unter diesen zwei Spitzbuben zu arbeiten. Gibt's sonst vielleicht noch etwas Neues?“
„Ja! Zweierlei. Etwas Böses und auch etwas sehr Gutes.“
„So sage zuerst das Böse, damit man nachher das Gute zum Trost hat.“
„Dieses Böse brauchst du eigentlich gar nicht zu wissen, denn es geht dich gar nichts an. Es betrifft nur mich allein.“
„Das freut mich; aber erfahren kann ich es wohl dennoch?“
„Ja. Du mußt es eigentlich auch erfahren, damit du mir keinen Schaden machst. Ich habe nämlich von früher her einen Feind, einen grimmigen Feind, und diesen Kerl hab ich gestern gesehen.“
„Ist das etwas so Böses?“
„Eigentlich nicht, wenn ich ihm aus dem Weg gehen könnte. Leider aber ist es sehr leicht möglich, daß er mich zufällig sieht, und dann kann es um mich geschehen sein.“
„Donnerwetter! Ist der Mensch so gefährlich?“
„Ja. Ich wäre ihm gestern beinahe in die Hände gelaufen.“
„Wo?“
„Drüben in Hohenwald. Ich kam hinüber, um für morgen die Gelegenheit auszukundschaften, und ging in das Wirtshaus. Ich hatte schon die Stubentür halb offen. Da sah ich zu meinem Erstaunen diesen Menschen sitzen und machte die Tür natürlich rasch wieder zu.“
„Hat er dich auch gesehen?“
„Nein, sonst wäre ich nicht so davongekommen.“
„Du scheinst gewaltigen Respekt vor ihm zu haben!“
„Hm! Du kennst mich. Ich arbeite lieber mit List als mit Gewalt. Ein Goliath bin ich nie gewesen.“
„Wer ist denn dieser Kerl eigentlich?“
„Ein Zigeuner.“
Usko blickte rasch auf. Er war sichtlich überrascht.
„Ein Zigeuner? Da drüben in Hohenwald?“ fragte er.
„Ja. Dort hätte ich es nicht für möglich gehalten, einen solchen zu treffen. Er ist aus der Walachei, da unten herauf.“
„Sapperment! Aus der Walachei! Das ist ja höchst interessant! Bist du denn auch da unten gewesen?“
„Nein. Ich habe den Kerl in Ungarn getroffen. Da führte er noch seinen eigentlichen Namen. Jetzt hat er sich anders genannt. Als ich mich durch den Hof des Wirtshauses von dannen schlich, traf ich auf eine Magd und fragte nach ihm. Da erfuhr ich, daß er jetzt ein Tausendkünstler ist und sich Signor Bandolini nennt.“
„Das ist ein italienischer Name.“
„Ja. Eigentlich heißt er Jeschko.“
Da sprang der andere Slowak vom Boden auf. Es war deutlich zu sehen, daß er nicht nur überrascht sei. Die Zeichen des Schrecks standen ihm im Gesicht geschrieben.
„Jeschko!“ rief er aus. „Donnerwetter! Ist das möglich!“
„Was hast du denn? Kennst du ihn?“
„Natürlich! Ich kenne ihn genau, sehr genau. Ich werde doch meinen –“
Er hielt inne.
„Was meinst du?“
„Na ich brauche mich ja vor dir nicht zu fürchten, zumal er auch dein Feind ist. Ich wollte sagen, daß ich doch meinen Bruder kennen werde.“
„Wie? Was? Dein Bruder soll er sein!“
„Ja, er ist es.“
„Du hast doch niemals erwähnt, daß du einen Bruder hast.“
„Weil ich alle Veranlassung habe, nicht von ihm zu reden.“
„Aber der Name Jeschko ist gar nicht selten. Es kann ein ganz anderer sein.“
„Schwerlich. Mein Bruder ist Tausendkünstler, Seiltänzer und so weiter.“
„Und dennoch kannst du dich irren. Es ist doch wohl möglich, daß auch ein anderer Künstler so heißen kann.“
„Freilich! Aber daß er grad nach Hohenwald gekommen ist, daß – Himmeldonnerwetter! Wenn ich, ohne zu erfahren, daß er da drüben ist, ihm in die Hände gelaufen wäre!“
„Mensch, du bist ja beinahe außer dir!“
„Ich
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