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69 - Der Weg zum Glück 04 - Die Rivalen

69 - Der Weg zum Glück 04 - Die Rivalen

Titel: 69 - Der Weg zum Glück 04 - Die Rivalen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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sein!“
    „Ich tue nicht mit!“
    „So gibt es einen Auftritt, wie es noch keinen gegeben hat!“
    „Das ist deine gewöhnliche Angst. Du bist bloß besorgt, solche Auftritte zu verhüten, und dadurch hast du dem Vater alle Macht überlassen. Ich würde mich an den Osec niemals verhandeln lassen, selbst dann, wenn ich – wenn ich – wenn ich nicht schon einen andern wüßte, den ich liebhabe.“
    „Den Ludwig! Gisela, das gibt ein Unglück!“
    „Nein. Wir werden ganz im Gegenteil sehr, sehr glücklich sein!“
    „Jawohl, wenn ihr euch heiraten dürftet. Aber dazu kommt es im ganzen Leben nicht.“
    „Vielleicht kann es schon recht bald dazu gekommen sein!“
    „Denke, wie arm er ist!“
    „Desto braver ist er.“
    „Ein Knecht!“
    „Er kann ein reicher Bauer werden. Er hat das Zeug dazu.“
    „Wenn ich daran denke, so wird mir's wirklich himmelangst.“
    „Und mir himmelswohl!“
    „Habt ihr jetzt miteinander gesprochen?“
    „Nein. Ich weiß auch ohne dem, woran ich mit ihm bin. Und grad das benimmt mir alle Sorge und gibt mir den Mut, dem Vater zu widerstehen. Vielleicht bedarf es gar nicht eines offenen Widerstandes. Vielleicht genügt es, mir den Osec durch List oder Ähnliches fernzuhalten. Wir werden ja sehen. Nun sind wir daheim. Wir müssen das Nachtmahl bereiten.“
    Sie waren am Kery-Hof angekommen und begaben sich nach der Küche, nachdem sie ihre Anzüge gewechselt hatten.
    Die drei Männer kamen später. Sie waren, wie bereits erwähnt, langsamer gegangen, erst schweigend nebeneinander her, dann in einzelnen Ausrufen ihrer zornigen Stimmung Luft machend, bis der Kery-Bauer endlich zum alten Osec sagte:
    „Du brauchst eigentlich gar nicht so grimmig zu sein, denn du bist an allem schuld!“
    „Ich? Das möchte ich doch wissen!“
    „Ja, du ganz allein.“
    „Das wirst du wohl nicht gleich beweisen können!“
    „Sogleich. Hättest du nicht angefangen, so hätten sich die Slowitzer nicht so beleidigt gefühlt.“
    „Meinst du, wegen dem Bier?“
    „Ja.“
    „Nun, das ist lächerlich! Die mögen doch froh sein, wenn jemand für sie bezahlt.“
    „Aber das muß in anderer Weise geschehen!“
    „Ich gebe nach meiner Weise und nicht nach einer anderen!“
    „Wenn ein Bettler dich anspricht, so magst du geben, wie es dir beliebt, und er wird sich sogar auch noch bedanken. Die Burschen aber hatten nichts von dir verlangt.“
    „Sie sind aber lauter Hungerleider, die sich sonst gar nicht weigern, etwas anzunehmen.“
    „So hättest du wenigstens bis zu einer passenden Gelegenheit warten sollen. Du bist aber gleich mit der Tür ins Haus gefallen. Du hast sofort, nachdem wir kaum fünf Minuten da waren, vom Freibier angefangen.“
    „Das grad war nobel von mir. Ich habe zeigen wollen, daß ich nicht lange warte, ehe ich etwas gebe.“
    „Und sechs Bier für so viele!“
    „War das etwa nicht genug?“
    „Nein. Es wäre auf die Person kaum ein Schluck gekommen. Grad darin lag ja eben die Beleidigung! Das war knickrig.“
    „Oho! Willst du mich beschimpfen?“
    „Nein. Wir sind gute Bekannte und wollen uns nicht zanken. Wir werden ja bald sogar Schwäger sein. Aber wenn du bei mir bist, so mußt du anders auftreten. Wenn man ein Freibier gibt, so gibt man es ordentlich, sonst ist es besser, man gibt es gar nicht.“
    „Nun ja; ich weiß schon; das ist gewöhnlich so. Ich bin stets der Sündenbock. Du sagst, daß ich schuld bin. Aber ein ganz anderer hat die Sache auf dem Gewissen.“
    „So. Wer denn?“
    „Der Ludwig, dein Knecht. Hätte er die Gisela nicht engagiert, so hätte mein Junge mit ihr getanzt, und es wäre nicht der geringste Streit entstanden.“
    „Weiß der Teufel, wie er auf den Gedanken gekommen ist!“
    „Du hast ihn verzogen; du bist viel zu gut mit ihm gewesen.“
    „Fast glaube ich, daß du recht hast.“
    „Und wie ist er gegen dich aufgetreten! Und nachher auch noch gegen mich!“
    „Dafür werde ich ihm kündigen.“
    „Was kündigen! Ich würde ihn sofort aus dem Haus jagen.“
    „Das geht nicht; das ist gegen das Gesetz.“
    „Pah! Was mache ich mir aus dem Gesetz! Eine offene Widersetzlichkeit ist der beste Grund, einen Knecht augenblicklich fortzujagen.“
    „Das weiß ich wohl. Aber die Widersetzlichkeit fand nicht bei der Arbeit, sondern auf dem Tanzsaal statt.“
    „Ganz egal. Du bist sein Herr, welchem er zu gehorchen hat!“
    „Und so einen bekomme ich nie wieder.“
    „Das brauchst du nicht zu glauben. Es gibt andre, die ebenso

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