69 - Der Weg zum Glück 04 - Die Rivalen
ich ins Kloster gehe.“
„Das wirst dir doch vorher überlegen.“
„Ja. Der Vater hat mir vierzehn Tage Bedenkzeit gegeben. Ist diese Zeit vorüber, so muß ich entweder ins Kloster oder den Osec heiraten.“
„Das ist ja eine ganz verteufelte Geschichte!“
„Welches von beiden würdest du wählen?“
„Da fragst mich halt zuviel. Ich an deiner Stell tät keins von beidem machen.“
„Es bleibt mir nur diese Wahl, keine andere.“
„Dann sag ich freilich, daßt lieber ins Kloster gehen sollst, als den Osec heiraten. Wannst im Kloster nicht glücklich wirst, so bist doch wenigstens auch nicht grad unglücklich. Das aber würdest als die Frau dieses Kerlen sicherlich werden.“
„Schön! Das habe ich wissen wollen, Ludwig. Auf dein Wort gebe ich sehr viel, und da nun du entschieden hast, habe auch ich entschieden. Ich gehe also ins Kloster.“
„Sapperlotern!“ fuhr er auf. „So ist's nicht gemeint gewest. Nach mir sollst dich halt doch nicht richten.“
„Und grad nach dir will ich mich richten. Ich weiß, daß du das Beste triffst.“
„Da möcht ich gleich auch ins Kloster hinein.“
„Das wäre nicht unmöglich. Es müssen doch auch Mönche sein.“
„Natürlich müssen welche sein und ich hätt gar nicht übel Lust, einer zu werden, wann ich nur nicht für meine arme Mutter und Schwestern zu sorgen hätt.“
„Ist dir denn das Leben so verleidet?“
„Jawohl, gar sehr.“
„Ah! Davon habe ich keine Ahnung gehabt. Was ist denn geschehen, daß du mit der Welt so zerfallen bist?“
„Etwas, was ich nimmer verwinden kann.“
„Darf ich's erfahren?“
„Ja, ich kann's schon sagen, denn das schadet dir nix und mir auch nix. Ein Dirndl ist schuld, daß ich am liebsten gleich sterben möcht.“
„Ein Dirndl! Schau, so ein Versteckter und Heimlicher, wie du bist! Ein Dirndl hast du also gehabt und niemand hat etwas davon erfahren.“
„Von solchen Sachen redet man nicht.“
„War's in München?“
„Nein.“
„Aber doch drüben in Bayern?“
„Auch nicht.“
„So wohl gar hier in Österreich?“
„Ja, da ist's; hier in Böhmen.“
„Wohl gar hier im Ort, in Slowitz?“
„Das darf ich nicht sagen.“
„So? Kenne ich sie?“
„Ja, kennen tust sie.“
„Das ist mir sehr interessant. Ist sie dir denn untreu worden?“
„Nein.“
„Und dennoch möchtest du am liebsten sterben. Was hat sie dir denn getan?“
„Nix, gar nix. Sie weiß ja gar nicht, wie lieb ich sie hab.“
„Ah, du hast es ihr wohl noch gar nicht gesagt?“
„Kein Wort.“
„So begreife ich dich nicht. Du bist doch sonst kein scheuer Bursche. Warum sagst du es ihr denn nicht? Hat sie bereits einen andern?“
„Nein. Sie hat noch nie einen Schatz habt.“
„So kannst du doch mit ihr sprechen.“
„Das geht nicht. Weißt, sie ist eine sehr Schöne, so schön, daß ich sie dir gar nicht beschreiben kann.“
„Das ist gar kein Grund. Du bist ja auch nicht häßlich.“
„Aber auch nicht schön.“
„Oh, was das betrifft, so wollen wir uns nicht streiten. Ein Mann braucht nicht schön zu sein. Und du bist gerade ein prächtiger Bursch, mit dem sich jede Frau sehen lassen könnte.“
„Und jung ist sie.“
„Du bist auch kein Greis.“
„Und Bildung hat sie auch. Sie ist viel besser und klüger als die andern Dirndln.“
„Dafür bist du Unteroffizier gewesen. Klüger ist sie wohl nicht als du.“
„Vielleicht nicht. Aber reich ist sie, sehr reich.“
„Und du bist brav und arbeitsam. Du verstehst dein Fach. Das ist ebensogut wie Geld, vielleicht noch besser.“
„Ja, wast sagst, das klingt recht gut. Aber es ist doch eine Sach, die einen Haken hat.“
„Das denkst du bloß. Ein Unteroffizier sollte sich nicht scheuen, mit einem Mädchen zu sprechen.“
„Weißt, das verstehst halt nicht. Im Kugelregen kann ich ruhig stehen; das hab ich wohl bewiesen und das Eiserne Kreuz hab ich dafür bekommen. Wann jetzund zehn Franzosen auf mich einstürmten, so tät ich mich verteidigen, ohne mich zu fürchten; aber in zwei schöne Augen schauen und von der Liebe sprechen, ohne genau zu wissen, ob man das Dirndl auch wirklich liebhaben darf, das ist halt eine ganz andere Sachen.“
„Da fürchtest du dich also?“
„Beinahe.“
„Und zitterst wohl sogar.“
„Nein, das Zittern bekomm ich freilich nicht. Weißt, man kann es nicht beschreiben, wie es einem dabei ist. Das Dirndl ist einem so lieb, so teuer, so heilig, daß man ganz besorgt ist, es mit einem Wort zu
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