69 - Der Weg zum Glück 04 - Die Rivalen
weiter, und auch der andre schwieg. Dieser letztere mochte sich überlegen, wie er weiter zu fragen habe. Da aber begann Usko selbst:
„Hast du – du die Messer mit?“
„Ja.“
„Auch die Fli-li-linte?“
„Auch diese.“
„Gut. Es gilt dem Lu-lu-ludwig. Er ist rei-rei-reich, steinreich.“
Der Knecht wäre beinahe erschrocken. Es war von Messern und einer Flinte die Rede, und er hieß ja Ludwig. Doch konnte ja von ihm gar nicht dir Rede sein, da die beiden von seiner Anwesenheit nichts wußten.
Aber nun war es die Frage, wer dieser Ludwig sei, dem es gelten sollte. War von einem Überfall, von einem Mord die Rede? War ganz derselbe gemeint, von welchem sie bereits in der Ziegelhütte gesprochen hatten?
„Rede nicht davon!“ sagte Zerno. „Lieber von etwas anderem!“
Der Betrunkene verstand ihn falsch, denn er antwortete:
„Der an-andere? Das ist der Talmü-mü-müller. Er hat den Fe-e-fex.“
„Fex? Der Talmüller hat den Fex? Was ist das, der Fex? Eine Krankheit?“
„Nein, sondern der junge Ba-baron.“
„Du träumst wohl!“
„Träumen? Nein. Gib mir Schna-naps!“
„Ja, ja, der fehlt dir gerade noch. Der Verstand ist dir schon zum Teufel gegangen.“
„Teu-teu-teufel! Ja, der Teufel hat ihn geho-ho-holt!“
„Wen?“
„Den Ba-barko.“
„Der bist doch du.“
„Ni-ni-nicht mehr. Jetzt heiße ich Usko – Usko!“
„Ach so! Still! Ich höre etwas.“
Es hatte sich unten ein Geräusch vernehmen lassen. Leise Schritte kamen die Treppe herauf.
„Usko!“ erklang die Stimme des Kery-Bauern.
„Der kann nicht antworten“, sagte Zerno.
„Ach du, Zerno. Was ist denn mit ihm?“
„Besoffen ist er wie ein Tier.“
„Donnerwetter! Kann er nicht damit warten, bis er Zeit dazu hat?“
„Ich habe ihn gewarnt.“
„Die Ware wird gleich kommen. Weil Usko nicht kann, wirst du doppelt zugreifen müssen.“
„Ist weiter niemand hier?“
„Nein. Die anderen Träger sind erst für morgen abend bestimmt.“
„Ist's schon ausgemacht, wie alles wird?“
„Es mußte einiges geändert werden. Ich erkläre euch alles morgen früh. Es geht diesmal über den Föhrenbusch.“
„Ist das nicht zu gefährlich?“
„Nein. Warum sollte es gefährlich sein?“
„Weil in neuerer Zeit dort Holz geschlagen worden ist. Das steht nun in Klaftern, und man kann leicht gesehen werden.“
„Da bin ich ganz anderer Meinung. Grad die Holzstöße sind von großem Vorteil. Man kann sich hinter denselben besser verbergen, als hinter einem dünnen Baum. Es ist verteufelt ärgerlich, daß der Usko betrunken ist. Ich hatte einen Auftrag für ihn.“
„Kann ich ihn nicht übernehmen?“
„Auch. Kennst du meine Knechte alle?“
„Alle, am besten aber den Oberknecht.“
„Das ist der Ludwig. Ihn betrifft dieser Auftrag. Triffst du ihn öfters?“
„Nur ganz wenig.“
„Seid ihr etwa Freunde?“
„Ganz das Gegenteil.“
„Das ist mir lieb, denn die Sache ist nicht sehr vorteilhaft für ihn. Ich habe ihn nämlich fortgejagt.“
„Sapperment! Warum?“
„Weil er mich bestohlen und betrogen hat.“
„Der? Dieser scheinheilige Spitzbube. Da hat man es: Diejenigen, welche die ehrlichsten Gesichter schneiden, sind die gefährlichsten Spitzbuben. Was hat er denn gemaust?“
„Verschiedenes. Geld und Goldsachen.“
„Der muß angezeigt werden. Welche Freude hätte ich, wenn er ins Gefängnis käme!“
„Ich will es nicht tun. Ich will es ihm vergeben, seiner armen Mutter wegen. Ich habe ihm sogar aus lauter überflüssiger Güte erlaubt, noch diese Nacht bei mir zu schlafen, weil seine Mutter auf Besuch bei ihm war.“
„Das ist der Kerl doch gar nicht wert!“
„Allerdings. Aber was kann man dafür, daß man ein gutes Herz hat. Aber seinen Lohn soll er doch bekommen, wenn auch auf andere Weise. Und dazu sollst du mir beitragen.“
„Von Herzen gern! Wenn ich diesem Kerl eins anhängen kann, so lasse ich mich recht gern sogar des Nachts aus dem schönsten Schlaf wecken.“
„Gut. Ich sehe, daß ich mich auf dich verlassen kann. Er soll nämlich für einen Schmuggler gehalten werden.“
„Ist denn das fertigzubringen?“
„Sogar ganz leicht.“
„Und ich soll es machen?“
„Ja.“
„So habe ich wirklich keine Ahnung, wie es angefangen werden muß.“
„Nichts leichter als das. Du hast einfach nur ein Briefchen auf den Weg zu legen, so, daß es genau aussieht, als ob einer das Papier verloren habe.“
„Hm! Das wäre ja leicht genug. Und das soll die
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