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69 - Der Weg zum Glück 04 - Die Rivalen

69 - Der Weg zum Glück 04 - Die Rivalen

Titel: 69 - Der Weg zum Glück 04 - Die Rivalen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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betrunken war.
    „Das bemerke ich nicht. Es darf doch hier niemand wissen, daß wir da sind. Leise, leise, viel leiser!“
    Der Betrunkene war von einer Stufe abgerutscht.
    „Ich bin – bin ja leise“, sagte er. „Es war hier eine Stufe – Stufe zuviel.“
    „Du hast eine zuviel im Kopf. Na, bist du oben?“
    Der Betrunkene stieg nämlich voran.
    „Ja, ich bin – bin oben. Oh, Donner – Donnerwetter!“
    Er hatte nämlich geglaubt, bereits oben zu sein, sich aber geirrt. Es gab noch eine Stufe zu ersteigen. Er wollte aber gradaus gehen und stürzte infolgedessen zum Eingang herein.
    „Sapperment! Was war es denn?“ fragte der andere.
    „Wieder eine – eine Stufe zuviel!“
    „Wie viele sind denn zuviel? Wo bist du? Ich fühle dich doch gar nicht!“
    „Hier bin ich, hier. Im Schnee – Schnee sitze ich da.“
    „Schnee! Sollte man so etwas denken! Hält er das Heu für Schnee! Nein, so besoffen ist er noch nie gewesen. Wo sitzest du denn eigentlich?“
    „Hier, hier, rechts von dir – dir!“
    Der andere bückte sich und griff nach ihm.
    „Das ist doch nicht rechts, sondern links. Und du sitzest ja gar nicht.“
    „Ich sitze – sitze fest.“
    „Nein. Du liegst auf dem Bauch und streckst alle Viere kerzengerade von dir. Steh auf. Hier am Eingang können wir nicht bleiben. Wir müssen weiter nach hinten.“
    „Hinten? Ich bleib – bleib hier! Hier ist's fein – fein.“
    „Unsinn! Wenn zufällig ein Knecht kommt, der zum Tanz gewesen ist und hier schlafen will, weil er nicht mehr ins Haus kann, so erwischt er dich.“
    „Nein, sondern ich ihn – ihn!“
    „Rede nicht, sondern komm!“
    „Ich bleib!“
    „So setze dich wenigstens aufrecht.“
    „Ich sitz – sitz ja schon!“ behauptete er, obgleich er noch genauso wie vorher auf dem Bauch lag.
    Sein Kamerad sah, daß heut mit ihm nichts zu machen sei, und ließ ihn liegen. Es wurde nicht gesprochen. Ludwig hatte bemerkt, daß sie ihre Blechwaren nicht bei sich hatten. Wo mochten dieselben versteckt worden sein?
    Nach einiger Zeit begann der Betrunkene zu röcheln und zu schnarchen.
    „Himmeldonnerwetter!“ fluchte der andere. „Der Kerl schnarcht, daß man es drei Stunden weit hört! Wenn ich ihn nicht wecke, kommt das ganze Gesinde gelaufen. Usko! Usko!“
    „Wa-a-as?“ brummte der Slowak.
    „Schnarch nicht so!“
    „Ich? Ich schna-narche nicht!“
    „Freilich schnarchst du! Und wie!“
    „Nein, ich bin es nicht – nicht!“
    „Wer denn?“
    „Usko ist's. Usko schna-narcht.“
    „Na, der Usko bist doch eben du!“
    „Nein. Ich bin Bar-Barko, der Zigeuner.“
    Der andere, Zerno geheißen, ließ ein leises Pfeifen hören, ganz wie einer, welcher in der Überraschung die Lippen spitzt und den bekannten Pfiff ausstößt.
    „Barko also bist du?“ fragte er.
    „Ja. Barko schna-na-narcht niemals.“
    „Dein Bruder ist Jeschko?“
    „Jeschko ist mein Bru-ru-ruder. Der schna-na-narcht auch.“
    Wieder war es eine kleine Weile still. Ludwig wußte nicht, wer Barko war. Er wußte nur von heut Mittag her, wo er sie in der Ziegelei belauscht hatte, daß Jeschko, der Zigeuner, als Tauendkünstler nach Hohenwald gekommen sei und in irgendeiner Beziehung zu dem Silberbauer und dem Talmüller stehen müsse. Dennoch aber hatte er das Gefühl, daß das Gespräch, welches er jetzt hörte, von größter Wichtigkeit sei, wenn auch nicht für ihn, so doch für andere. Er war daher außerordentlich gespannt auf den Fortgang desselben.
    Wieder begann der Betrunkene zu schnarchen. Es klang, als ob eine starke Säge auf einen Span stößt.
    „Usko! Usko!“ rief der andre.
    Er erhielt keine Antwort; darum wendete er den anderen Namen an:
    „Barko! Hörst du mich?“
    „Ja – ja“, grunzte der Gefragte. „Bist du es – du Jeschko?“
    „Ja“, log der andere, welcher sicherlich auch sehr begierig war, das Geheimnis seines Gefährten zu erhorchen.
    „Wo ist das Kind – Kind?“
    „Ich weiß es nicht.“
    „Deine Frau – Frau hat mir es wieder gestoh-stoh-stohlen.“
    „Das ist nicht wahr. Meiner Frau fällt es gar nicht ein, ein Kind zu stehlen!“
    „Ich ha-ha-hab es gesehen-sehen!“
    Beim Sprechen überkam ihn, wie es bei Betrunkenen oft der Fall zu sein pflegt, der Schlucken. Darum wiederholte er oft ein Wort seiner Rede.
    „Wann denn?“ fragte Zerno.
    „Ge-ge-gestern.“
    Es war klar, daß er sich in seinem Rausch über viele Jahre hinweg in seine Vergangenheit zurückversetzt glaubte.
    Er sprach nicht

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