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69 - Der Weg zum Glück 04 - Die Rivalen

69 - Der Weg zum Glück 04 - Die Rivalen

Titel: 69 - Der Weg zum Glück 04 - Die Rivalen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Sie rissen das Geländer fort und stürzten mit dem Rollwägelchen, in welchem wir saßen, in das tiefe Wasser hinab.“
    „Donnerwetter! Das ist ja geradezu lebensgefährlich!“ rief Kery.
    „Ja, schön war es freilich nicht.“
    „Was habt ihr denn da gemacht?“
    „Nichts! Was wollten wir machen? Wir waren ja vor Entsetzen ganz und gar starr. Ich weiß nur, daß ich, als der Wagen gegen das Geländer flog, aus demselben hinab und in das Wasser geschleudert wurde.“
    „Und ich auch“, fügte der Junge bei. „Der Vater rechts und ich links.“
    „Da ist's geradezu ein Wunder, daß ihr lebendig hier steht!“
    „Ja, das ist richtig. Und dieses Wunder hat euer Ludwig vollbracht. Er kam auf seinem Wagen aus der Stadt, uns entgegen. Er sah von weitem die ganze Geschichte und trieb seine Pferde an, um schnell herbeizukommen. Als er den Fluß erreichte, hielt er an, sprang aus seinem Wagen heraus und direkt in das Wasser hinein. Das heißt, gesehen habe ich das nicht, denn ich war bereits dreiviertel tot. Ich bin kein Schwimmer, denn ich hab all mein Lebtag zu viel Knochen gehabt, welche gleich untergehen. Ich schluckte also riesig Wasser und verschwand rasch in der Tiefe. Natürlich verlor ich den Verstand. Als ich ihn wiederfand, lag ich am Ufer und mein Junge da neben mir. Bei ihm aber war der Verstand noch nicht wieder da.“
    „Vielleicht kommt er später noch, in einigen Wochen oder Monaten“, bemerkte Gisela.
    „Schweig, Mädchen!“ zürnte ihr Vater. „Das ist doch eine ganz verfluchte Geschichte, gewesen! Da stand das Leben auf dem Spiel!“
    „Nicht bloß auf dem Spiel, sondern es hing nur noch an einem einzigen dünnen Faden“, antwortete der alte Osec. „Der Ludwig hat uns die Haut so lange geklopft und gerieben, bis wir wieder lebendig geworden sind.“
    „Und die Pferde? Die sind doch jedenfalls ersoffen?“
    „Ein Wunder wäre es nicht, dort in der tiefen, reißenden Stelle. Aber zum größten Glück war es ein ganz leichter Wagen. Die Tiere haben sich oben erhalten, bis der Ludwig uns beide am Ufer hatte. Sodann ist er wieder hineingesprungen, und es ist ihm gelungen, auch noch das Gespann herauszuwürgen.“
    „Drum, drum also war er so naß und dreckig geworden! Kerl, konntest du das nicht sagen!“
    Dieser letzte Zuruf war an Ludwig gerichtet. Dieser antwortete in sehr gleichmütigem Ton:
    „Wenn ich nicht gleich in so patziger Weise empfangen worden wäre, hätte ich es vielleicht erzählt. So aber verging mir jede Lust dazu.“
    „Du hast ja zweien Menschen und dazu auch zweien Pferden das Leben gerettet. Du wirst die Rettungsmedaille bekommen.“
    „Für die Menschen oder für die Pferde?“
    „Natürlich für uns, für uns!“ erklärte Osec, der Vater, in bestimmten Ton. „Du mußt ein ganz verteufelter Schwimmer sein!“
    „Ich schwimme leidlich.“
    „So hast du nicht solche Knochen wie wir. Es mag für einen Schwimmer nicht schwer sein, eine solche Tat zu vollbringen, aber ich werde dich dennoch belohnen.“
    „Ist nicht nötig. Danke!“
    „Pah! Es soll mir keiner nachsagen können, daß ich mich meinen Jungen und zwei Pferde habe umsonst retten lassen. Ich wollte dich gleich belohnen, aber du machtest mir gar zu schnell von dannen. Hier, nimm Ludwig!“
    Er zog den Beutel, griff hinein und gab dem Knecht zwei Zettel in die Hand. Das tat er in einer Weise und mit einer Miene, als ob er ein Königreich verschenke.
    Ludwig betrachtete die beiden Zettel und sagte:
    „Herr Osec, das kann ich nicht annehmen!“
    „Warum nicht?“
    „Es ist zuviel.“
    „Wie? Zuviel? Sollte ich mich vergriffen haben?“
    „Jedenfalls.“
    „Was habe ich dir gegeben?“
    „Zwei ganze, volle Guldenzettel.“
    „So habe ich mich doch nicht vergriffen.“
    „Wirklich? Zwei Gulden wollten Sie mir geben?“
    „Ja.“
    „Die kann ich nicht annehmen. Er ist wirklich zuviel.“
    „Närrischer Kerl! Behalte es doch! Ich kann es ja geben. Ich bin der Mann dazu!“
    „Und dennoch. Ich bitte, es wieder zurückzunehmen!“
    „Nein, das tue ich nicht. Alles zurückzunehmen, dazu bin ich viel zu nobel. Dem Verdienst seine Krone! Wenn es dir wirklich zuviel ist, so gib mir den einen Gulden wieder und behalte den anderen.“
    „Auch das kann ich nicht.“
    „Warum aber denn?“
    „Weil auch das noch zuviel ist.“
    „Du bist mir ein ganz unbegreiflicher Mensch. Ich kann den Gulden ganz leicht verschmerzen. Das kannst du mir glauben!“
    „Möglich! Aber es verträgt sich mit meinem

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