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69

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Titel: 69 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ryu Murakami
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kann ich nicht.«
    »Was soll das heißen, du kannst das nicht? Es ist deine Strafe, weil du uns zum Lachen gebracht hast und wir fast aufgeflogen wären. Wenn wir richtige Guerilleros wären, hätten wir dich auf der Stelle getötet.«
    Nakamura war den Tränen nahe, aber wir ließen ihn nicht vom Haken. In Mondlicht gebadet, stieg er auf den Schreibtisch.
    »Nicht gucken, okay?«, sagte er mit mitleiderregender Stimme und zog sich die Hosen runter.
    »Wenn du glaubst, dass es laut wird, hör auf«, flüsterte Adama und hielt sich die Nase zu.
    »Aufhören? Wenn es erst mal rauskommt, kann ich nicht aufhören.«
    »Willst du von der Schule fliegen?«
    »Kann ich es nicht auf der Toilette machen?«
    »Nein.«
    Nakamuras weißer Hintern schimmerte im Mondlicht.
    »Ich bin zu nervös. Es kommt nicht raus.«
    »Drück«, sagte Adama, und dann passierte es.
    Zusammen mit einem kleinen wimmernden Heulen ließ Nakamura einen gewaltigen Furz los. Es hörte sich an wie ein kaputter Dudelsack. Adama rannte zu ihm hin und flüsterte: »Halt es zurück! Verstopf dir mit irgendwas den Arsch!«
    »Es ist zu spät«, sagte Nakamura.
    Es machte einen unglaublichen Lärm und schien ewig zu dauern. Ich hatte am ganzen Körper Gänsehaut und drehte mich um, um einen Blick in die Richtung des Wachraums zu werfen. Wenn wir wegen eines Furzes von der Schule geschmissen wurden, würden wir uns zum Gespött der ganzen Schule machen, aber sie schienen immer noch zu schlafen. Nakamura wischte sich den Hintern mit den monatlichen Mitteilungen der Vereinigung der Oberschul-Rektoren und lächelte verlegen.

    Das andere Team war fast mit dem Verbarrikadieren der Tür zum Dach fertig; sie hatten mit Draht und Tischen und Stühlen gearbeitet. Otaki erzählte uns wehmütig, dass es noch besser gewesen wäre, wenn wir ein Schweißgerät mitgenommen hätten.
    Narushima und Masutabe waren als Einzige noch auf dem Dach. Nachdem sie die Tür von außen mit Draht verschlossen hatten, mussten sie an einem Seil zu einem Fenster im dritten Stock herunterrutschen. Wir alle beobachteten sie vom Hof vor der Schule aus. Narushima war im Bergsteiger-Club, also machten wir uns seinetwegen keine Sorgen.
    »Was machen wir, wenn Masutabe runterfällt?«, fragte Otaki. »Wir können uns genauso gut jetzt schon darüber Gedanken machen.«
    »Wir rufen die Bullen und hauen ab.« Es war natürlich Adama, der diesen Entschluss fasste. »Zum Teufel, wenn wir ihm helfen, fliegen wir alle auf.«
    Anders als Narushima schaukelte Masutabe an dem Seil hin und her. Fuse sagte, er wäre nicht überrascht, wenn der Junge sich die Hosen vollpinkelte. Ich erzählte ihm von Nakamuras revolutionärer Verdauungsbewegung, und alle krümmten sich vor Lachen.
    Masutabe schaffte es irgendwie, sicher nach unten zu kommen. Das Transparent hing vom Dach.
    »Alle Macht der Fantasie.«
    Wir alle standen schweigend da und schauten hinauf.

JUST LIKE A WOMAN
    Um sechs Uhr morgens erledigten Adama und ich einige Telefonanrufe: bei den örtlichen Geschäftsstellen der Zeitungen Asahi, Mainichi und Yomiuri, bei den Hauptbüros von Western Japan News und der Nagasaki Post und den Fernsehsendern NHK Sasebo und NBC Nagasaki.
    Der Zweck dieser Anrufe war die Veröffentlichung eines Communiqués :
    »Vor Sonnenaufgang haben heute Morgen Mitglieder von Vajra, der radikalen Organisation, der wir angehören, erfolgreich die Mission ausgeführt, eine Barrikade an der Hochburg der Propagandamaschinerie des Systems, der Nördlichen Oberschule von Sasebo, zu errichten.«
    Das hatten wir jedenfalls vor zu sagen, aber da wir Anfänger auf diesem Gebiet waren, kam eher so etwas dabei heraus: »Ähem, hört zu, es, äh ... sieht aus, als hätte jemand die Nördliche Oberschule in Sasebo verbarrikadiert, okay?«
    Aber das war nicht weiter tragisch. Dank dieser Bekanntmachung entdeckten die Massenmedien die Barrikade und die Graffiti vor den Wachmännern, den Lehrern, den Schülern oder den Leuten in der Nachbarschaft. NHK und NBC berichteten in den regionalen 7-Uhr-Nachrichten darüber.
    Ich war zu nervös und aufgeregt, um zu schlafen, und lag im Bett und überprüfte zum hundertsten Mal, ob ich Farbflecken an mir hatte, als mein Vater, der gerade die Nachrichten gesehen hatte, in mein Zimmer kam. Auf seinem Gesicht lag ein furchterregender Ausdruck.
    »Ken-bo«, sagte er und benutzte den Spitznamen aus meiner Kindheit. Meine Eltern nannten mich ungefähr seit meinem letzten Grundschuljahr einfach nur »Ken«,

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