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69

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Titel: 69 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ryu Murakami
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gezogen hast.«
    Die Glocke klingelte. Ich bat sie, mich zurück in mein Klassenzimmer gehen zu lassen.
    »Ich bezahle Schulgeld. Ich habe ein Recht darauf, am Unterricht teilzunehmen.«
    Ich sagte das, ohne meinen Blick zu senken, genau so, wie mein Vater es mir gesagt hatte. Von der Seite schoss eine Hand hervor und vereinigte sich mit meiner Wange. Sie gehörte dem Lauftrainer, Kawasaki. Ich hätte fast angefangen zu heulen, nicht weil es so wehtat, sondern vor Scham und Wut, von einem solchen Kretin geschlagen zu werden. Man konnte aber nicht jemanden seine Tränen sehen lassen, der stärker war als man selbst; das sähe dann so aus, als würde man um Gnade betteln, selbst wenn das gar nicht der Fall war. Ich blinzelte und holte tief Luft.
    Und dann passierte es.
    Es läutete plötzlich, und über das Lautsprechersystem ertönte eine Ansage.
    »Achtung, an alle Schüler des dritten Jahrgangs. Wegen der heutigen Proben zur Eröffnungsfeier des Nationalen Sportfestes und der Reinigung des Sportplatzes findet eine Versammlung statt. Ich wiederhole: Achtung, an alle Schüler des dritten Jahrgangs ...«
    Aihara und Kawasaki versuchten, aus dem Raum zu stürmen, um den zu stoppen, der die Ansage machte, aber Adama, Iwase und eine Gruppe anderer Schüler standen in der Tür und versperrten ihnen den Weg. Blaue Adern traten auf Kawasakis Stirn hervor, als er sie anschrie:
    »Was soll das? Was zum Teufel glaubt ihr eigentlich, was ihr da tut?«
    »Lassen Sie Yazaki gehen«, sagte Adama. »Er hat nichts Verbotenes getan.«
    Hinter ihm standen Shirokushi und seine Jungs, meine Band und verschiedene Mitglieder der Rugby-Mannschaft, der Leichtathletik-Mannschaft, der Basketball-Mannschaft und den Zeitungs-Clubs plus sieben oder acht Fans von Adama aus unserer Klasse. Es war wahrscheinlich einer aus der letzten Gruppe, einer mit einer anonym klingenden Stimme, der die Durchsage gemacht hatte.
    Menschen begannen, sich auf dem Schulhof zu versammeln. Natürlich kamen nicht alle Schüler aus dem dritten Jahrgang. Von den übereifrigen Graffiti-Entfernern konnte man zum Beispiel nicht erwarten, dass sie zu solch einer spontanen Versammlung kamen. Adama war nicht nur Mr. Cool, er war auch ein brillanter Stratege, was erklärte, warum Narushima und Otaki sich nicht bei der Gruppe befanden, die die Tür blockierte. Diese beiden waren die dämlichsten von allen Schülern, waren nicht gut im Sport und taten sich auch sonst in keiner Weise hervor, mit dem Ergebnis, dass sich niemand auch nur einen Dreck um sie kümmerte. Adama musste erkannt haben, dass er die Unterstützung der anderen verlieren würde, wenn sie mitmachten. Shirokushi hingegen, genau wie Nagase, der Rugby-Spieler, »Anthony Perkins« Tabara aus der Basketball-Mannschaft und Fuku-chan, der Bassist aus unserer Band, waren alle beliebt und hatten eine ganze Reihe von Fans. Darüber hinaus waren beliebte Typen daran gewöhnt, ein angenehmes Leben zu führen, also hatten sie höchstwahrscheinlich eine sehr eindeutige Meinung, was die zwangsweise Verrichtung von unangenehmen Aufgaben wie zum Beispiel dem Reinigen der Sportanlagen anging.
    Der Schulhof befand sich in einem Zustand des völligen Chaos. Man konnte Lehrer hören, die brüllten, dass sich jeder wieder in seinen Klassenraum begeben solle. Rund dreihundert Schüler - ungefähr ein Drittel der oberen Klassen - standen auf dem Hof vor dem Lehrerzimmer. Als ich Lady Jane unter ihnen sah, erhob ich mich. Meine Beine waren taub vom Knien, und so taumelte ich zunächst, bahnte mir dann aber entschlossen den Weg zu meinen Freunden. Der Verbindungslehrer sagte etwas zu mir, aber ich schaute mich nicht um.
    Adama begrüßte mich mit einem Handschlag.
    »Los jetzt. Auf zur Versammlung«, sagte jemand, und wir alle schlurften in Richtung Schulhof davon.
    »Ken, warte einen Moment.« Adama packte meinen Arm und flüsterte: »Was machen wir nun?«
    Offensichtlich hatte er das hier nicht ganz durchdacht. Adama war großartig, wenn es darum ging, Dinge ins Rollen zu bringen, aber seiner Fantasie waren ganz entschieden Grenzen gesetzt.
    »Du meinst, ihr habt noch nichts beschlossen?«
    »Nein, ich dachte nur, wenn wir genug Leute zusammenkriegen ...«
    »Wenn ich eine Rede halte oder so was, dann ...«
    »Dann wärst du ein Held .«
    »Sei nicht so bescheuert - dann würde ich rausfliegen. Hör zu, ich geh zum Büro des Rektors. Du erzählst allen, dass ich mit ihm verhandle.«
    »Und was dann?«
    »Warte einfach und halte sie

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