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7 Science Fiction Stories, Eine Anthologie der Berühmten, 2te Folge

7 Science Fiction Stories, Eine Anthologie der Berühmten, 2te Folge

Titel: 7 Science Fiction Stories, Eine Anthologie der Berühmten, 2te Folge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hrsg Arnulf D Helmuth W & Krauß Mommers
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der bequem zwanzig Leute Platz fanden. Carmody zögerte, aber als der Wind immer schriller winselte und an ihm zerrte, ging er doch hinein. Er trat auf eines der sechs Telefone zu und hob den Hörer ab. Doch anstatt sich auf die breite Steinbank zu setzen, tänzelte er nervös umher und warf fahrige Blicke um sich, als befürchte er, er könnte gestört werden.
    Er wählte die Nummer von Mrs. Kris Pension. »Hier ist John Carmody, meine Liebe«, meldete er sich. »Könnten Sie mich mit Pater Skelder oder Pater Ralloux verbinden?«
    Mrs. Kri kicherte. »Pater Skelder ist gerade hier. Einen Moment.«
    Eine Pause, dann meldete sich Pater Skelder mit seiner tiefen Stimme. »Carmody? Was ist los?«
    »Nichts, was Sie beunruhigen müßte«, meinte Carmody. »Ich glaube …«
    Er wartete auf Antwort vom anderen Ende der Leitung. Ein Grinsen lief über sein Gesicht, als er sich vorstellte, wie ratlos jetzt der Pater mit seinem Hörer in der Hand dastehen mochte. Und fragen konnte er auch nicht allzuviel, denn Mrs. Kri war neugierig. Er sah das lange Mönchsgesicht mit den hohen Backenknochen und den vielen Runzeln lebhaft vor sich. Die spiegelnde Glatze gab dem Kopf etwas Birnenförmiges, und die Lippen waren hart aufeinandergepreßt.
    »Hören Sie zu, Skelder. Ich muß Ihnen etwas sagen. Es kann wichtig sein oder auch nicht, auf alle Fälle ist es merkwürdig.« Wieder schwieg und wartete er. Er wußte, daß der Mönch jetzt unter seinem glatten, gleichgültigen Äußeren kochte und daß er sich selbst haßte, weil er so unbeherrscht war, Carmody zu fragen. Denn unbeherrscht war er. Und fragen würde er auch. Es stand zu viel auf dem Spiel. »Nun – schießen Sie los«, fauchte er schließlich. »Oder wollen Sie es per Telefon nicht sagen?«
    »Sicher, aber ich wollte Sie nicht damit belästigen, wenn Sie sich nicht dafür interessieren. Hören Sie, ist Ihnen oder jemandem aus Ihrer Umgebung während der letzten fünf Minuten etwas Seltsames zugestoßen?«
    Wieder eine lange Pause. Dann meinte Skelder mit angestrengter Stimme: »Ja. Die Sonne schien zu flackern und die Farbe zu wechseln. Mir wurde ganz schwindlig zumute. Pa ter Ralloux und Mrs. Kri klagten über Schüttelfrost.«
    Carmody wartete, bis er sicher war, daß der Mönch nicht mehr weiterreden würde. »War das alles? Haben Sie sonst nichts erlebt?«
    »Nein. Weshalb?«
    Carmody berichtete ihm von dem unfertigen Gesicht, das plötzlich aus der leeren Luft vor seinen Augen erschienen war. »Ich dachte, Sie hätten vielleicht ein ähnliches Erlebnis gehabt.«
    »Nein, außer dem Schwindelgefühl habe ich nichts wahrgenommen.«
    Carmody hatte das Gefühl, daß Skelders Stimme um eine Nuance rauher war als zuvor. Nun, er würde es schon herausfinden, wenn ihm der Mönch etwas verheimlichte. In der Zwischenzeit …
    Plötzlich sprach Skelder wieder. »Mrs. Kri ist jetzt hinausgegangen. Jetzt können Sie mir sagen, was Sie eigentlich wollten, Carmody.«
    »Ich wollte mit Ihnen meine Notizen über das Flackern der Sonne vergleichen«, sagte er schnell. »Und außerdem wollte ich Ihnen erzählen, was ich im Tempel der Boonta herausgebracht habe.«
    »Eigentlich müßten Sie alles herausgebracht haben«, unterbrach ihn Skelder. »Lange genug waren Sie ja weg. Als Sie gestern abend immer noch nicht auftauchten, dachte ich schon, es sei etwas passiert.«
    »Sie haben doch nicht die Polizei verständigt?«
    »Nein, natürlich nicht«, erwiderte der Mönch spöttisch. »Glauben Sie, weil ich ein Priester bin, hätte ich die Dummheit gepachtet? Außerdem bin ich der Überzeugung, daß es sich gar nicht lohnt, wenn man sich um Sie Sorgen macht.«
    Carmody lachte glucksend. »Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Nun ja, ich habe mich nie besonders um meine Nächsten gekümmert. Auf alle Fälle – ich komme deshalb so spät, weil ich mich entschloß, an der großen Prozession und den anschließenden Riten teilzunehmen.« Er lachte wieder. »Diese Leute von Kareen verstehen es, etwas Angenehmes aus der Religion zu machen.«
    Skelders Stimme war kühl. »Sie haben an einer Tempelorgie teilgenommen?«
    Carmody lachte schallend. »Sicher. Sie kennen doch die Geschichte, daß man mit den Wölfen heulen muß. Aber vielleicht stellen Sie sich das Ganze zu sinnlich vor. Der größte Teil des Ritus war langweilig wie alle Zeremonien. Erst als die Nacht hereinbrach, gab die Hohepriesterin das Startzeichen zum großen Ringkampf.«
    »Sie haben mitgemacht?«
    »Natürlich.

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