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7 Science Fiction Stories, Eine Anthologie der Berühmten, 2te Folge

7 Science Fiction Stories, Eine Anthologie der Berühmten, 2te Folge

Titel: 7 Science Fiction Stories, Eine Anthologie der Berühmten, 2te Folge
Autoren: Hrsg Arnulf D Helmuth W & Krauß Mommers
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er weg und lud seine Pistole nach. »Du verdammter Narr, du hättest dir die Augen ausschießen können, hättest dich töten können. Du Narr, Narr, Narr. Wie kann man nur seinen Kopf so verlieren.«
    Plötzlich hielt er an, steckte die Pistole ein und wischte sich mit einem Taschentuch das Blut aus dem Gesicht. Die Wunden waren nur oberflächlich. Und sein Gesicht war nicht mehr geschwollen.
    Erst jetzt wurde ihm die volle Bedeutung der Stimme bewußt.
    »Heilige Mutter Gottes!« stöhnte er.
    Selbst in seiner Verzweiflung war immer noch ein Teil in ihm kühler Beobachter. Der stellte jetzt fest, daß John Carmody seit seiner Kindheit nicht mehr geflucht hatte, daß er es hier auf Dantes Freude aber alle Augenblicke täte. Carmody hatte diese Gewohnheit schon lange aufgegeben, erstens weil jeder fluchte und er nicht jeder war, und zweitens, weil man mit dem Fluchen zeigte, daß man an das, was man verfluchte, glaubte. Ein John Carmody glaubte aber an nichts. »Komm zu dir, John«, sagte der kühle Beobachter. »Nimm dich zusammen. Du läßt dir Angst einjagen. Wir lassen uns doch von nichts beeindrucken, oder?«
    Er wollte lachen, aber es reichte nur zu einem Krächzen, das einfach schauerlich klang.
    »Aber ich habe sie umgebracht«, flüsterte er.
    »Zweimal«, sagte er.
    Er richtete sich auf, fuhr mit der Hand in die Tasche und berührte den kühlen Griff der Pistole. »Schon gut, schon gut, dann kann sie also wieder lebendig werden, und auch dafür bin ich verantwortlich. Was soll ich machen? Ich kann sie immer wieder töten, bis die sieben Nächte um sind, und dann bin ich sie für immer los. Selbst wenn in der ganzen Stadt ihre Leichen herumliegen.«
    Er ging zum Auto zurück, wollte zuvor aber noch einen Blick auf Mary werfen.
    Auf dem Gehsteig schwammen große dunkelrote Pfützen, und Blutspuren führten in die Nacht. Doch die Tote war verschwunden.
    »Warum auch nicht«, flüsterte er. »Wenn dein Gehirn Fleisch und Blut aus der Luft hervorzaubert, wird es wohl auch Tote ins Leben zurückrufen können. Das Gesetz vom geringsten Widerstand, Sparsamkeit der Natur. Das sind keine Wunder, John, altes Haus. Ein Glück nur, daß ich meine Gedanken in die Außenwelt projizieren kann. Dann bleibt mein Inneres wenigstens unberührt.«
    Er kletterte ins Auto und fuhr an. Die Nacht schien sich aufzuhellen. Er fuhr schneller. Sein Gehirn war nicht mehr so wund und müde wie vorher.
    »Ich sage ›Erhebe dich von den Toten‹, und sie tut es. Wie die Tochter des Jairus. Talitha cumi. Bin ich vielleicht kein Gott? Auf einem anderen Planeten wäre ich ein Gott. Aber hier« – er kicherte glucksend – »hier bin ich eine Null, einer von den Landstreichern, die die Nacht des Lichts unsicher machen.«
    Er kam an die Straßenecke, wo die Statue von Ban Dremon stand – ein berühmter Mann von Kareena, der vor mehr als hundert Jahren gestorben war. Der Weg von der Statue bis zum Boonta-Tempel betrug genau anderthalb Meilen. Normalerweise hätte man das Gebäude jetzt schon sehen müssen. Doch die Purpurnebel gaben trotz des höhersteigenden Mondes nur einen undeutlichen Schatten frei.
    Irgend etwas lag ihm im Weg. Er riß das Steuer herum, rollte haarscharf an dem Gegenstand vorbei. Dann stoppte er und ging zurück. Das Ding auf dem Boden ähnelte einem Menschen, fühlte sich aber hart und steif an.
    Es war die lebensgroße Statue Ban Dremons, die von ihrem Podest gepurzelt war.
    Er sah sich das Podest an. Ein anderer Ban Dremon stand auf dem Sockel, der jetzt eigentlich leer sein mußte.
    »Deine Neugier wird dir noch mal zum Verhängnis, John«, murmelte er vor sich hin.
    Er klammerte sich an den Rand des Marmorsockels, der sich etwa in Kopfhöhe befand und zog sich mit einem leichten eleganten Schwung nach oben. Im nächsten Augenblick stand er mit schußbereiter Waffe der Statue gegenüber.
    Keiner Statue. Einem Menschen – einem Eingeborenen.
    Er nahm dieselbe Haltung wie der gestürzte Ban Dremon ein, den rechten Arm zum Gruß ausgestreckt, in der linken einen Stab, die Lippen zu einem Befehl geöffnet.
    Carmody berührte die Gesichtshaut, die so sehr viel dunkler als die Farbe der Einheimischen wirkte, jedoch heller als Bronze.
    Sie war hart, glatt und kalt. Man hätte sie für Metall halten können. Soweit er in dem unsicheren Licht erkennen konnte, hatten die Augäpfel ihre helle Farbe verloren. Er preßte seine Daumen dagegen. Sie gaben nicht nach. Aber als er seinen Finger in den offenen Mund steckte, fühlte
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