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7 Science Fiction Stories, Eine Anthologie der Berühmten, 2te Folge

7 Science Fiction Stories, Eine Anthologie der Berühmten, 2te Folge

Titel: 7 Science Fiction Stories, Eine Anthologie der Berühmten, 2te Folge
Autoren: Hrsg Arnulf D Helmuth W & Krauß Mommers
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er, daß der hintere Teil der Zunge ein wenig zurückwich – als ob das Fleisch unter der metallischen Schicht noch weicher sei. Der Mund selbst war trocken wie der einer echten Statue.
    Wie mochte es zugehen, daß ein Mann sein Protoplasma, das nur geringe Spuren Kupfer und überhaupt kein Zinn enthielt, in feste Bronze verwandeln konnte? Und selbst wenn die Elemente in ausreichender Menge vorhanden gewesen wären, wo kam die Hitze her, die sie vereinigte?
    Die einzig mögliche Erklärung war, daß die Sonne die Energie und der menschliche Körper die Maschinerie lieferte. Während der sieben Nächte des Schlafs erinnerte sich der Körper an Kräfte, die ihm sonst unzugänglich waren.
    Wenn seine Überlegungen stimmten, dann war der Mensch ein potentieller Gott. Oder, wenn das Wort Gott zu stark klang, ein Titan. Ein ziemlich primitiver Titan allerdings, ein einäugiger Zyklop.
    Warum hatte der Mensch diese Macht nicht immer zu seiner Verfügung? Diese großartige Macht, die Welt nach seinem Willen zu formen? Nichts wäre unmöglich, nichts. Man könnte sich von einem Planeten zum anderen bewegen, ohne Raumschiff, könnte von der Tempelstraße auf Dantes Freude direkt auf den Broadway von Manhattan marschieren. Man könnte Sonnen umherwirbeln und in andere Bahnen lenken. Zeit, Raum und Materie würden ihre Schranken öffnen.
    Ein Mensch konnte alles tun. Er konnte ein Baum werden wie Mrs. Kris Mann. Oder wie dieser Fremde hier eine Statue.
    Einen Nachteil hatte die Sache. Er würde sterben, nachdem er alles erhalten hatte, was er wollte. Obwohl er das Wunder der Metamorphose fertigbrachte, würde er sterben müssen.
    Diese Halbstatue mußte sterben ebenso wie Skelder und Ralloux in der Hitze der Höllenflammen. Skelder ein Sklave seiner Lust. Sie mußten alle sterben, wenn sie den Sprung zurück in ihre Ausgangsposition nicht mehr schafften.
    Und was, dachte er, was wird mit dir, John Carmody? Ist Mary das, was du dir wünschst? Warum? Und weshalb sollte dir ihre Auferstehung schaden? Die anderen sind offensichtlich zum Untergang verurteilt. Sie leiden. Leidest du, wenn du Mary wieder zum Leben erweckst? Warum bist du eine Ausnahme?
    Ich bin John Carmody, flüsterte er. Ich war, bin und werde immer eine Ausnahme sein.
    Hinter und unter sich hörte er ein Gebrüll, das klang, als habe man hundert Löwen losgelassen. Dann der Schrei eines Menschen in Todesnot. Ein Schnarren und Fauchen. Dann ein seltsames Geräusch, als sei eine große Tüte geplatzt.
    Carmody sah sich überrascht um. Der Mond war untergegangen, und die Sonne zog herauf. Was hatte er die ganze Nacht getan? Hier auf dem Podest gestanden und die Stunden des Purpurnebels verträumt?
    Er blinzelte und schüttelte den Kopf. Er hatte sich von den Gedanken der Statue einfangen lassen, hatte gefühlt wie sie, hatte die Zeit verlangsamt und sie weich und träumerisch an sich vorbeigleiten lassen – wie zuvor Skelders Lust, Marys Hinschmelzen, den Schmerz, als die Kugeln durch ihre Brust peitschten, ihre Todesangst. Genau wie er die Hölle in Ralloux gefühlt hatte, genauso war er ein Opfer der Bronzephilosophie dieses Wesens geworden. Und wäre vielleicht wie sie geendet, wenn ihn nicht irgend etwas aus seinen tödlichen Betrachtungen aufgeschreckt hätte. Selbst jetzt, nach dem Erwachen, fühlte er die Versuchung des stillen Friedens, das sanfte Vorbeiplätschern von Raum und Zeit.
    Aber in der nächsten Sekunde war er hellwach. Er hatte versucht, sich von dem Podest zu lösen und merkte, daß er mehr als nur geistig festgehalten wurde. Der Finger, den er der Statue in den Mund gesteckt hatte, klemmte zwischen ihren Zähnen. So wild er auch daran zog, er konnte ihn nicht freibekommen. Er hatte keine Schmerzen, nur das Gefühl, als sei der Finger abgestorben. Wenn die Gedankenangleichung so weit gegangen war, daß …
    Die Statue oder der Mann war noch nicht völlig umgewandelt gewesen. In dem weichen Teil der Zunge war wohl noch etwas Gefühl gewesen. Er reagierte automatisch – oder auch aus reiner Bosheit – und schloß während der Nacht langsam die Kiefer. Als die Sonne aufging, war der Mund fest geschlossen. Nun würden sie sich nie wieder öffnen, denn die Seele im Innern des Metalls war abgestorben. Zumindest konnte Carmody keinerlei Gefühlsregungen erkennen.
    Er sah sich um, nicht nur ängstlich, weil er nicht wußte, wie er sich aus der Falle befreien sollte, sondern auch, weil er weithin sichtbar war. Schlimmer noch, er hatte seine Pistole
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