7 Science Fiction Stories, Eine Anthologie der Berühmten, 2te Folge
in den strahlenverseuchten Kratern versteckt. So blieb er unentschlossen zurück, bis er sah, daß sie von der aufgewühlten Straße abbogen und auf die alte Baker-Farm zusteuerten.
»Ah-ha!« sagte Addyer.
Er setzte sich auf die Überbleibsel einer Rakete, die am Straßenrand lagen und fragte sich nachdenklich: »Was ah-ha?« Er konnte diese Frage nicht beantworten, aber er wußte, wo er die Antwort finden würde. So wartete er, bis die Dämmerung zu Dunkelheit wurde und schlängelte sich langsam auf die Farm zu. Während er so zwischen den tödlichen Strahlen dahinkroch und sich nur gelegentlich den Kopf an Markierungspfosten anstieß, sah er plötzlich zwei Gestalten in der Nacht. Sie befanden sich im Hof der Baker-Farm und führten sich recht sonderbar auf. Einer von ihnen war groß und mager. Ein Mann. Er stand kerzengerade wie ein Leuchter. Von Zeit zu Zeit machte er mit unendlicher Vorsicht und Würde einen Schritt und winkte mit einer Zeitlupenbewegung seiner Hand der anderen Gestalt. Die zweite Gestalt entpuppte sich ebenfalls als Mann. Er war untersetzt und trippelte nervös hin und her.
Als Addyer näherkam, hörte er den großen Mann sagen: »Ruuubuuufuuu muuu hwaaa looo fuuu.«
Worauf der andere schnatterte: »Wd-nk-kd-ik-md-pd-ld-nk.«
Dann lachten beide, der Große wie eine Lokomotive, der Kleine wie ein zeterndes Eichhörnchen. Sie drehten sich um. Der Dicke mit Raketengeschwindigkeit, der Lange würdevoll und langsam wie ein Greis. Erstaunlich.
»Oh-ho«, machte Addyer.
In diesem Augenblick packte ihn ein Händepaar und hob ihn hoch. Addyers Herz krampfte sich zusammen. Er hatte noch Zeit für eine abwehrende Geste, dann drückte jemand etwas an sein Gesicht. Sein letzter, idiotischer Gedanke, bevor er das Bewußtsein verlor, galt irgendwelchen Teleskopen.
Ein unglücklicher, arbeitswilliger Mann bittet Sie um eine kleine Spende, werter Herr. Das ist eine Tasse Kaffee weniger für Sie, mein Herr. Ihre Mildtätigkeit sei gesegnet.
Als Addyer erwachte, befand er sich auf einer Liege in einem kleinen weißgetünchten Zimmer. Ein grauhaariger Mann von schwerfälligem Äußeren saß an einem Schreibtisch neben der Liege und blätterte geschäftig Papiere durch. Der Schreibtisch war über und über mit Blättern beladen, die den Eindruck von komplizierten Fahrplänen machten. Ein kleines Radiogerät befand sich an seiner Seite.
»H-hören Sie …«, begann Addyer schwach.
»Einen Augenblick, Mr. Addyer«, unterbrach ihn der grauhaarige Herr freundlich. Er drehte an den Knöpfen des Radiogeräts. In der Mitte des Raums strahlte ein Licht auf und beleuchtete eine kreisförmige Kupferplatte, auf der plötzlich ein Mädchen stand. Sie war nackt und sehr schön. Sie schoß mit der Geschwindigkeit einer Pistolenkugel auf den Schreibtisch zu, klopfte dem grauhaarigen Herrn mit blitzschnellen Bewegungen auf die Schulter und lachte. »Wd-nk-tk-ik-lt-nk«, schäkerte sie.
Der grauhaarige Herr lächelte und deutete auf die Tür. »Gehen Sie hinaus und laufen Sie herum, bis es vorbei ist«, sagte er. Sie wandte sich um und schoß nach draußen.
»Es hat etwas mit den Zeitverschiebungen zu tun«, wand te sich der Herr an Addyer. »Ich verstehe es nicht. Wenn sie von unten ankommen, ist ihre Geschwindigkeit größer.« Er blätterte wieder in seinen Fahrplänen. »Weshalb in aller Welt mußten Sie hier herumschnüffeln, Mr. Addyer?«
»Ihr seid Spione«, sagte Addyer. »Sie sprach Chinesisch.«
»Kaum. Ich würde sagen, es war Französisch. Ein frühes Französisch. Mitte des fünfzehnten Jahrhunderts.«
»Mitte des fünfzehnten Jahrhunderts!« rief Addyer verblüfft.
»Ja, das würde ich sagen. Man bekommt allmählich ein Ohr für die schnelleren Rhythmen. Einen Augenblick, bitte.«
Wieder drehte er an seinem Radiogerät. Wieder der Lichtstrahl. Ein nackter Mann erschien aus dem Nichts. Er war kräftig, behaart und traurig. Mit atemberaubender Langsamkeit erklärte er: »Muuu fuuu bluuu wawww haeee puuu.«
Der grauhaarige Herr deutete zur Tür. Der traurige Mann schlich hinaus.
»Ich stelle es mir so vor«, fuhr der grauhaarige Herr im Unterhaltungston fort, »daß sie gegen den Zeitstrom schwimmen müssen, wenn sie zurückkommen. Das verlangsamt sie. Und wenn sie von unten kommen, schwimmen sie mit dem Strom. Das macht ihre Bewegungen schneller. Natürlich dauert es in den meisten Fällen nicht länger als ein paar Minuten. Es gibt sich.«
»Was?« fragte Addyer. »Zeitreisen?«
»Ja.
Weitere Kostenlose Bücher