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7 Science Fiction Stories, Eine Anthologie der Berühmten, 2te Folge

7 Science Fiction Stories, Eine Anthologie der Berühmten, 2te Folge

Titel: 7 Science Fiction Stories, Eine Anthologie der Berühmten, 2te Folge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hrsg Arnulf D Helmuth W & Krauß Mommers
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spielen aufhören, um den beiden nachzusehen, die gegen die Zeit liefen? Lebte Diene noch, um ihnen mit schwacher Stimme Mut zuzurufen und ihnen mit der verkrümmten alten Hand Lebewohl zu winken? Gab es Spötter? Nannte man sie Narren? Beteten die Leute mit ihnen und hofften sie mit ihnen, daß sie das Schiff erreichten?
    Sim warf einen schnellen Blick zum Himmel, der sich nächtlich färbte. Von nirgendwo stiegen Wolken auf, und ein leichter Schauer benetzte den Boden vor ihnen. Von den fernen Bergen zuckten Blitze auf. Die Luft roch kräftig.
    »Die Hälfte«, keuchte Sim, und er sah, wie Lyte sich sehnsüchtig umsah nach dem Leben, das sie verließ. »Noch ist es Zeit, wenn wir umkehren wollen. Noch ist es Zeit. In einer Minute …«
     
    Der Donner rollte über die Hänge ins Tal. Eine Lawine startete klein und unscheinbar und landete donnernd in der Tiefe. Regentropfen sprenkelten Lytes glatte weiße Haut. In der nächsten Minute klebte ihr Haar in feuchten Strähnen am Kopf. »Zu spät jetzt«, rief sie über das rhythmische Patschen ihrer nackten Füße hinweg. »Wir müssen vorwärts.«
    Und es war zu spät. Sim schätzte die Entfernungen ab und erkannte, daß es kein Zurück mehr gab.
    Sein Bein bereitete ihm Schmerzen. Er schonte es. Wind fuhr auf. Ein kalter Wind, der in die Haut biß. Aber er kam von den Klippen hinter ihnen und half ihnen vorwärts. Ein Omen? fragte er sich. Nein.
    Denn als die Minuten verstrichen, erkannte er, wie sehr er sich in den Entfernungen verschätzt hatte. Ihre Zeit lief ab, aber der Weg zum Schiff war noch weit. Er sagte nichts, aber der hilflose Zorn über die langsamen Muskeln seiner Beine trieb ihm heiße Tränen in die Augen.
    Er wußte, daß Lyte wie er dachte. Aber sie flog wie ein weißer Vogel voran und berührte kaum den Boden. Er hörte ihre scharfen Atemzüge.
    Die Hälfte des Himmels war jetzt dunkel. Die ersten Sterne blinzelten durch die aufreißenden Wolken. Blitze bahnten sich ihren Weg durch das Dunkel. Über ihnen entlud sich der Himmel.
    Sie rutschten auf den nassen Steinen aus. Lyte fiel und stolperte wieder hoch. Ihr Körper war verschrammt und schmutzig. Der Regen wusch sie wieder ab.
    Der Regen brannte auf Sims Schultern. Er füllte seine Augen, rann in Bächen seinen Rücken hinab, vermischte sich mit seinen Tränen.
    Lyte fiel und stand nicht mehr auf. Ihre Brust hob und senkte sich qualvoll.
    Er hob sie auf und stützte sie. »Bitte, lauf, Lyte.«
    »Laß mich, Sim. Lauf weiter.« Regen lief ihr in den Mund. Überall das Wasser. »Es hat keinen Zweck. Lauf ohne mich weiter.«
    Er stand neben ihr, frierend und machtlos. Die winzige Hoffnungsflamme war am Verlöschen. Und die Welt war Schwärze, Nässe und Verzweiflung.
    »Gehen wir wenigstens«, sagte er. »Gehen wir und ruhen wir uns zwischendurch aus.«
    Sie gingen fünfzig Meter, leicht, langsam, wie Kinder, die auf Entdeckungsreise sind. Die Spalte vor ihnen füllte sich mit Wasser, das gurgelnd voranschoß.
    Sim schrie auf. Er faßte Lyte am Arm und riß sie mit sich. »Ein neuer Kanal«, rief er und deutete nach vorn. »Jeden Tag schneidet sich das Wasser einen neuen Kanal. Hier, Lyte!« Er beugte sich über die Fluten.
    Er tauchte hinein und nahm sie mit.
    Das Wasser schwemmte sie wie Hölzer mit. Sie kämpften, um sich an der Oberfläche zu halten. Wasser drang ihnen in Mund und Nase.
    Zu beiden Seiten fegte das Land an ihnen vorbei. Sim ließ Lytes Hand nicht los. Sie konnten nicht mehr laufen – gut. Das Wasser mußte ihre Arbeit übernehmen.
    Sie wurden gegen Felsen geworfen, schürften sich die Knie und Schultern auf. Der Fluß trug sie. »Hierher!« schrie Sim über den Donner hinweg und steuerte auf die andere Seite des Flußbetts zu. Der Berg mit dem Schiff lag vor ihnen. Sie durften nicht daran vorbei. Sie kämpften gegen die Fluten, bis sie das Ufer erreichten. Sim klammerte sich an einen überhängenden Felsen, hielt Lyte mit den Beinen fest und zog sich nach oben.
    So schnell er gekommen war, verebbte der Sturm. Die Blitze wurden blaß und kraftlos. Der Regen versiegte. Die Wolken rissen auf und verteilten sich.
    »Das Schiff!« Lyte lag am Boden. »Das Schiff, Sim. Wir sind auf dem Berg.«
    Jetzt kam die Kälte. Die tötende Kälte.
    Sie zwangen sich den Berg hinauf. Die Kälte drang in ihre Adern und verlangsamte ihren Schritt.
    Vor ihnen, im frischen Glanz, lag das Schiff. Es war ein Traum. Sim konnte nicht glauben, daß sie ihm so nahe waren. Zweihundert Meter, hundertsiebzig

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