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70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament

70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament

Titel: 70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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wühlte nach und fand die Etuis und auch die Geldrollen. Er öffnete das größte der Etuis, nahm den Inhalt heraus und hielt den Gegenstand so, daß das Licht der Laternen sich daran brach.
    „Ah!“ sagte er erstaunt zu sich selbst, „ein Diadem in Brillanten! Dieser Mensch hat den Schmuck der Baronesse gestohlen. Warte, Bursche, jetzt bist du mir sicher, und an eine Begnadigung soll nicht wieder zu denken sein!“
    Er legte die gestohlenen Gegenstände an ihren Ort zurück und deckte Sand darüber, so wie er es gefunden hatte. Dann schritt er nach dem Schloß zu. Am Portal war niemand zu sehen. Oben an der Treppe standen einige Diener, welche den späten Gast verwundert betrachteten. Er wurde nach dem Korridor an die Zofe gewiesen. Auch sie blickte ihn befremdet an, senkte aber vor dem stillen, mächtigen Blick seiner Augen ihre Wimpern.
    „Melden Sie mich der Baronesse von Alberg!“ sagte er in befehlendem Ton.
    Sie blickte kurz auf und trat dann in ein nahes Zimmer. Erst nach einer Weile kam sie zurück.
    „Entschuldigung! Darf ich fragen, ob Ihre Angelegenheit eine wichtige ist?“
    „So wichtig, daß die Baronesse die Störung gewiß entschuldigen wird.“
    „Und darf ich um Ihre Karte oder Ihren Namen bitten?“
    „Ich heiße Ludwig und wohne vorübergehend in Hohenwald.“
    Jetzt ging sie, das zu melden und öffnete ihm dann die Tür. Als er bereits unter derselben stand, drehte er sich noch einmal zu ihr um und fragte:
    „Gibt es nur einen oder mehrere Polizisten hier in Steinegg?“
    „Mehrere.“
    „Schicken Sie sofort einen der Diener nach der Stadt, um zwei oder drei dieser Herren zu holen!“
    Dann zog er die Tür hinter sich zu, machte den Damen eine höfliche Verneigung und sagte:
    „Verzeihung! Ich befinde mich in der Lage, zu so ungewöhnlicher Stunde bei Ihnen vorzusprechen, Fräulein von Alberg. Ich bin jedoch überzeugt, daß ich gerechtfertigt vor Ihnen stehen werde, sobald ich Ihnen den Grund meiner Anwesenheit vorgetragen habe.“
    Und sich zu Frau Holberg wendend, fuhr er freundlich fort:
    „Sie da, Frau Bürgermeisterin? Das freut mich. Ich habe da die Hoffnung, auf Ihre gütige Fürsprache rechnen zu dürfen.“
    Die beiden Damen hatten seine Verbeugung mit tiefen, respektvollen Verneigungen erwidert. Die Angeredete antwortete ihm:
    „Es bedarf wohl keiner Fürsprache, wenn Euer Majestät –“
    „Pst!“ unterbrach er sie. „Nicht dieses Wort! Weiß Fräulein von Alberg, wer ich eigentlich bin?“
    „Gewiß. Wir sind so innig befreundet, daß ich ihr von Herrn Ludwig erzählt habe.“
    „Schön! Aber ich bin eben nur dieser Herr Ludwig und will so genannt und auch nur als solcher behandelt werden. Also keine übermäßigen Höflichkeiten.“
    „Die einzige Höflichkeit, welche ich mir noch gestatten darf, besteht in der Bitte, mich empfehlen zu können.“
    Sie machte abermals eine Verbeugung, aber nicht so tief wie die vorige und wendete sich nach der Tür.
    „Bitte, bleiben Sie!“ sagte er. „Sie gehen, um uns nicht zu stören; aber Sie brauchen nicht zu fürchten, indiskret zu sein. Was ich zu sagen habe, können Sie hören. Also setzen Sie sich nur nieder.“
    Milda bot ihm einen Stuhl, und er nahm auch Platz. Er betrachtete das schöne, heute abend so bleiche Mädchen mit einem wohlwollenden, befriedigten Blick, vor welchem sie die Augen senkte, und sagte dann:
    „Ich will aufrichtig sagen, daß ich mich, als ich zu Ihnen aufbrach, gefreut habe, Sie kennenzulernen. Es ist in meiner Gegenwart von Ihnen gesprochen worden, und was ich da hörte, gab mir den Stoff zu einem Bild von Ihnen, welches ich jetzt mehr als vollständig bestätigt finde.“
    „Maj – Herr Ludwig!“ stammelte sie.
    „Bitte, keine Verlegenheit! Sie haben Freunde, welche auch die meinigen sind. Wir stehen uns also näher, als es den Anschein hat. Wäre dies nicht der Fall, so würde ich mich nicht jetzt hier bei Ihnen befinden. Ich komme nämlich des Besuches wegen, den Sie heut erhalten haben.“
    „Besuch?“ fragte sie. „Frau Bürgermeister hier ist mein Besuch.“
    „Haben Sie nicht noch einen andern?“ fragte er lächelnd.
    „Nein.“
    „Einen Herrn, einen etwas ältlichen Herrn?“
    „Gewiß nicht.“
    „Von sehr zweifelhaftem Charakter?“
    Jetzt nun kam sie auf den richtigen Gedanken:
    „Ah, diesen Menschen! Bitte, wenn das ein Besuch wäre, so müßte ich –“
    „Weiß es, weiß es. Der Mann hat Ihnen seinen Namen genannt?“
    „Er heißt Keilberg. Seine Papiere

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