Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament

70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament

Titel: 70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
keinen Widerstand leisten und dich auch nicht fesseln lassen. Das ist doch der offenbare Widerspruch.“
    „Nein, es ist kein Widerspruch. Kommen 'S doch mal mitnander her zum Fenster. Da will ich Ihnen mal was zeigen, was die andern nicht zu sehen brauchen!“
    Er trat zum Fenster, und die Polizisten folgten ihm. Er stellte sich so, daß nur sie sehen konnten, was er tat. Er zog einen runden, blinkenden Gegenstand aus der Westentasche und zeigte ihnen denselben.
    Beide machten ganz erstaunte Gesichter. Der eine flüsterte ihm zu:
    „Sepp, ist's möglich? Eine Legitimationsmedaille. Bist du Geheimpolizist?“
    „Auch!“
    „Oder bist du durch Zufall zu dieser Marke gekommen? Hast du sie vielleicht irgendwo gefunden?“
    „Fallt mir nicht eini! Da hätt ich sie doch abgeben müßt.“
    „Aber weißt du, wir sind nicht gehalten, es dir zu glauben.“
    „Das weiß ich freilich gar wohl. Es ist mir auch bereits passiert, daß man es mir nicht hat glauben wollt. Aber da hab ich noch was ganz anderes als Legitimation!“
    Er zog seine alte Brieftasche hervor und gab ein zusammengebrochenes Dokument hin, welches die kurzen Worte enthielt:
    „Inhaber dieses, der Handelsmann Josef Brendel, genannt der Wurzelsepp, befindet sich rechtmäßigerweise im Besitz der von ihm gelegentlich vorgezeigten Detektiv-Medaille, und sind alle Behörden des In- und Auslandes hiermit gebeten, ihm in seinen amtlichen Bemühungen den gewünschten Vorschub zu leisten.“
    Unter diesen Zeilen folgte das Datum und die Unterschrift nebst Stempel einer so hohen Behörde, daß die beiden Polizisten Augen machten, wie sie solche wohl nur äußerst selten gezeigt hatten.
    „Nun?“ lachte der Sepp. „Glaubt ihr es mir jetzunder?“
    „Ja, nun sind wir freilich in völligster Gewißheit.“
    „Schaut 'S, daß ich keine Angst zu haben braucht hab! Wollt ihr mich auch jetzt noch verarretieren?“
    „Nein. Davon kann keine Rede mehr sein.“
    „Oder mich fesseln?“
    „Vollends gar nicht.“
    „Nun, so werdet ihr mich wenigstens doch durchsuchen wollen?“
    „Das ist uns auch verboten.“
    „Nun, weil ihr jetzunder einen so großen Verstand zeigen tut, so will auch ich euch eine Gefälligkeiten derweisen. Ihr seid halt kommen, um einen zu verarretieren. Mich bekommt ihr nicht; aber damit ihr euch den Weg nicht umsonst macht habt, so sollt ihr einen andern ins Gefängnis schaffen. Nehmt euch also den da mit!“
    Er zeigte auf den Hausmeister. Der letzte Teil der Unterhaltung war wieder laut geführt worden, so daß die andern alles gehört hatten.
    Der Hausmeister stieß einen Ruf des Zornes aus und sagte:
    „Was? Ich soll arretiert werden? Ich, der ich jedenfalls der Bestohlene bin!“
    „Ja, du!“ antwortete der Sepp. „Du bist der Bestohlene, aber auch der Spitzbub.“
    „Beweise das, Kerl!“
    „Höre, wannst mich noch einmal einen Kerlen nennst, so streichle ich dir die Backen, daßt denken sollst, du bist zwischen ein paar Windmühlenflügel geraten. Du hast gemaust, so lange du lebst. Und erst heut wieder hast stohlen.“
    „Was denn, he?“
    „Das wird sich finden. Aber du bist nicht nur ein Dieb, sondern ein Fälscher und ein Mörder.“
    „Himmeldonnerwetter! Wer kann so eine Schlechtigkeit behaupten?“
    „Ich, der Wurzelsepp.“
    „Beweise es.“
    „Nun, hast etwa nicht die Handschrift des Herrn von Sandau nachgemacht?“
    Der Hausmeister erschrak so, daß er für den Augenblick keine Antwort fand. Der Sepp fuhr fort:
    „Hast nicht auch das Testament gefälscht und das richtige der alten Tante stohlen, he?“
    Jetzt stieß der Angeschuldigte in erkünsteltem Zorn hervor:
    „Alle Teufel! Ich glaube, du bist verrückt geworden!“
    Aber der Sepp blieb unbeirrt. Er fragte weiter:
    „Hast nicht auch die Lose gefälscht, so daß der Herr von Schöne sich hat wegen des amerikanischen Duells töten müssen?“
    „Ich weiß kein Wort davon!“
    „So! Und hast nicht auch mit dem Beil die Stufen halb weggehauen, so daß der Herr von Selbmann vom Fels herabstürzt ist in den Abgrund?“
    „Ich verstehe dich ja gar nicht.“
    „So! Da kennst wohl auch dieses Papier nicht, welches du einen Revers nannt hast?“
    Er zog das betreffende Schreiben des Barons hervor und zeigte es ihm, aber nur von weitem. Der Hausmeister tat einen schnellen Sprung vorwärts, um es ihm zu entreißen; aber der schlaue Alte war vorsichtig. Er wich zurück und gab ihm mit der freien Hand einen Stoß, daß er an die Wand taumelte.
    „Nun, was sagst

Weitere Kostenlose Bücher