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70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament

70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament

Titel: 70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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will mir nur den Ruß ein wengerl herabwaschen.“
    „Das kannst du auch woanders tun. In der Küche ist mein Platz, aber nicht der deinige. Hinaus mit dir!“
    In ihrem Zorn wagte sie es, ihn am Arm anzufassen. Da aber kam sie an den Richtigen. Er ergriff das Waschbecken und schleuderte ihr das ganze in demselben befindliche Wasser ins Gesicht.
    Sie schrie und kreischte laut auf.
    „Herrjeses!“ rief er in sehr gut gespielter Bestürzung. „Was ist denn das? Hier hat's wahrhaftig einen ganz richtigen Wolkenbruch geben. Reiß aus, Dicke, sonst kommt gleich noch einer!“
    Er ergriff eine volle Wasserkanne und schwenkte sie gegen die Köchin. Diese aber wartete den zweiten Guß nicht ab, sondern fuhr wie aus einer Pistole geschossen zur Tür hinaus.
    Draußen rannte sie an den Kammerdiener. Man hatte ihren Schrei gehört, und alle kamen herbeigeeilt, um nach der Ursache desselben zu sehen. Da sie mit aller Gewalt an den Kammerdiener stieß, so wurde dieser gegen die Zofe geschleudert. Diese rannte rückwärts an den Hausmeister, welchen sie umriß. Beide fuhren dabei an den Lakai. Dieser machte einen gewaltigen Satz zur Seite und sprang an den Stallburschen, welcher soeben mit zwei Polizisten kam und sehr schnell die Freitreppe heraufgesprungen war. So rannte Eines das Andere über den Haufen. Alle schrien und zeterten, fluchten und kreischten so laut wie möglich. Und der Sepp stand unter der Küchentür, mit der Wasserkanne in der Hand, triefenden Haares und das Gesicht noch vom Waschen her voller Seifenschaum und lachte, wie er in seinem ganzen Leben noch nicht gelacht hatte.
    Die Polizisten wußten nicht, woran sie waren. Sie eilten die Stufen herauf, und einer fragte:
    „Um Gottes willen, was ist denn hier los? Was geht hier vor?“
    „Kegelschieben gibt's hier“, antwortete Sepp. „Da liegen sie halt, alle neun. Der Herr Hausmeister Exzellenzen als König mitten unter ihnen.“
    „Wer hat das angerichtet?“
    „Die dicke Muschel da, welche am meisten schreit. Sie hat alle über den Haufen rannt. O Jerum je, ist das ein Gaudium und eine Passion! Ich könnt vor Vergnügen und Pläsier gleich Seiltänzer werden. Steht doch auf, ihr Hallodrians! Was sollen denn die Herren Gendarmen von euch denken. In einer solchen Stellung darf man sich doch nicht von der Polizeien sehen lassen!“
    Jetzt wickelte sich der Knäuel auseinander. Der Hausmeister und die Köchin konnten sich vor Zorn nicht beherrschen. Die andern nahmen die Sache von der lustigen Seite und lachten mit.
    „Gut, daß Sie kommen!“ rief der erstere. „Dem Kerl muß das Handwerk gründlich gelegt werden!“
    „Welchem Kerl?“ fragte der Polizist.
    „Dem da“, antwortete er, auf den Sepp zeigend. „Wegen ihm habe ich Sie holen lassen.“
    „Das sagte Ihr Stallbursche. Aber das ist ja der Wurzelsepp. Was soll der denn getan haben?“
    „Gestohlen hat er!“
    „Was? Gestohlen? Der? Das glaube ich auf keinen Fall.“
    „Und doch! Eingebrochen ist er bei mir.“
    „So! Ist das wahr, Sepp?“
    „Nein, es ist eine Lügen“, antwortete der Alte. „Einbrochen soll ich sein? Nein, sondern er selbst ist einbrochen mit der Dicken hier, im Bett, daß alles kracht hat und zerbrochen ist. Er ist's gewest, nicht ich.“
    „Halunke! Willst du dich etwa noch über uns lustig machen!“ schrie der Hausmeister.
    „Jetzund ist die Polizeien da. Da hat er Mut bekommen. Aber ich werd ihm dennoch den Ofen ins Gesicht werfen, wann er mich nochmal einen Halunken nennt. Das brauch ich mir nicht von ihm gefallen zu lassen.“
    „Bitte, Sepp“, meinte der Polizist in begütigendem Ton. „Mit Öfen wollen wir doch nicht hier herumwerfen. Also, Herr Hausmeister, sagen Sie zunächst, was hier geschehen ist.“
    „Das sollen Sie gleich erfahren. Kommen Sie nur mit nach meiner Loge. Da werden Sie Ihr blaues Wunder sehen.“
    „Na, blau ist's nicht, sondern schwarz vom Ruß und grau von der Aschen“, fiel der Sepp ein. „Ja, gehen's nur mit. Die Erklärung wird dann folgen. Was der eine nicht weiß, das weiß der andere.“
    Sie gingen nach der Hausmeisterloge hinüber. Die Köchin wollte aus naheliegenden Gründen sich unsichtbar machen; aber der Sepp ergriff sie beim Kleid und sagte:
    „Halt, Muschel! Du gehst auch mit. Grad deine Aussag ist von großer Wichtigkeit dabei.“
    Er zog sie mit sich fort, und als sie sich losreißen wollte, faßte er sie von hinten und schob sie kräftig vor sich her.
    Die Polizisten wunderten sich nicht wenig, als sie die

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