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70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament

70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament

Titel: 70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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dazu. Sie weiß ja nicht mal, was es zu bedeuten hat, wann ein Nieserich unter ihrem Bett losgelassen wird. Schafft die beiden fort!“
    Diese Aufforderung war an die Polizisten gerichtet, welche dann auch wenig Federlesens machten und die Brautleute bedeuteten, ihnen sofort zu folgen.
    Beide erkannten nun, daß ihr eigener Spieß gegen sie selbst gerichtet worden war. Die Köchin begann zu heulen und machte dem Hausmeister die bittersten Vorwürfe.
    „Das hab ich davon, daß ich dir getraut habe!“ sagte sie. „Jetzt soll ich deinetwegen arretiert werden. Du wärst ein Mann für mich! Ich sage mich von dir los!“
    Er starrte finster vor sich hin und richtete sich dann an die Polizisten:
    „Ich verlange, ehe ich mitgehe, das Papier heraus, welches der Sepp mir gestohlen hat.“
    „Stohlen ist's nicht worden, sondern nur konfisziert“, antwortete ihm der Sepp. „Du wirst's später schon wieder zu sehen bekommen.“
    „Es kann mir nichts schaden. Die Sache ist längst verjährt!“
    „Das mag untersucht werden.“
    „Aber ich brauche mich wegen einer verjährten Angelegenheit nicht arretieren zu lassen!“
    „Der Champagner ist noch nicht verjährt. Wegen dem werdet ihr einisteckt, und das übrige wird sich finden. Also schafft diese beiden fort. Ich werde selber auf das Gericht kommen und sagen, was ich zu sagen habe. Einstweilen werden sie wegen des gestohlenen Weines gefangengehalten.“
    Die beiden mochten sich sträuben, wie sie wollten, sie wurden abgeführt. Sie fanden kein Mitleid bei der übrigen Dienerschaft. Besonders der Hausmeister hatte sich keiner Beliebtheit zu erfreuen gehabt.
    Der alte Sepp war durch dieses Vorkommnis plötzlich sehr in der Achtung der Leute gestiegen. Er benutzte dies, indem er sie in strengem Ton bedeutete:
    „Jetzund nun ist keine Herrschaft da, und ihr seid allein. Morgen wird wohl die gnädige Baronessen zurückkehren. Sorgt dafür, daß bis dahin alles in guter Ordnung bleibt, sonst drehe ich euch allen die Hälse um, ihr Himmelsackermenter!“
    Er stülpte den Hut auf, warf den Rucksack über, ergriff den Stock und ging. Sie lachten ihm ein freundliches Lebewohl zu, denn sie wußten recht gut, daß seine Drohung nicht so gemeint sei, wie sie geklungen hatte.
    Sepp wußte recht gut, was er zu tun hatte. Er ging direkt vom Schloß weg zu dem Advokaten des Städtchens, welcher zugleich Notar war. Dort wurde er bedeutet, daß jetzt noch keine Sprechstunde sei.
    „Geht mich nix an!“ sagte er. „Ich komm nicht in die Sprechstunde, sondern zum Herrn Advokaten.“
    „Der ist noch in seiner Privatwohnung.“
    „So! Wo ist denn die?“
    „Drüben im andern Zimmer.“
    „Na, das ist doch nicht in Amerika! Da kann man ja nübergehen.“
    Er wollte fort; aber der Expedient, welcher ihn nicht kannte und infolge seiner Kleidung für einen halben Lumpen hielt, faßte ihn am Arm und sagte:
    „Halt, mein Guter! So schnell geht das nicht. Wer mit dem Herrn Notar sprechen will, der muß angemeldet werden.“
    „Das weiß ich auch, und darum will ich mich gleich selber anmelden.“
    „Ist's denn gar so notwendig?“
    „Sehr.“
    „Sie sehen mir aber gar nicht so aus, als ob es sich um etwas so Wichtiges handle!“
    „Ja, und du schaust auch nicht danach aus, als ob man mit dir was Wichtiges bereden könnt. Jetzt gehst also gleich hinüber zum Herrn Notar und sagst demselbigen, daß der Wurzelsepp da sei, um mit ihm zu sprechen. Sag aber auch, daß ich keine Zeit hab. Und nun lauf schnell, sonst mach ich dir Dampf in die Beine, daßt pfeifst und puffst wie eine Lokomotiven!“
    Das war in einem solchen Ton gesprochen, daß der Expedient sich wirklich beeilte. Er ging zu seinem Prinzipal, welcher eben beim Kaffee saß und meldete:
    „Herr Notar, es ist ein Kerl drüben, welcher sich nicht fortweisen läßt. Er sieht wie ein Vagabund aus und sagt, er habe ganz notwendig mit Ihnen zu sprechen.“
    „Wie nennt er sich?“
    „Wurzelsepp.“
    „Du, der ist kein Vagabund. Für den bin ich zu jeder Zeit, sogar des Nachts zu sprechen. Schick ihn herüber; ich bin hier allein.“
    Jetzt betrachtete der Mann sich den Alten mit ganz anderen Augen. Er sagte ihm, daß der Herr ihn erwarte. Als der Sepp dort eintrat, zeigte der Advokat auf einen Stuhl und sagte:
    „Setze dich, Sepp! Was bringst du?“
    „Fast hab ich zum Setzen keine Zeit. Ich muß schnell verreisen. Ziehen 'S sich also schleunigst an, Herr Advokaten, denn Sie müssen halt mit.“
    „Wohin?“
    „Nach

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