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70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament

70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament

Titel: 70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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verschwand. Dabei flogen launige Reden herüber und hinüber, und als der Schmarren verspeist war und die beiden Männer von ihren Sitzen aufstanden, meinte die Alte:
    „Das ist schön gewest; das hat mir gefallen. Wollt ihr etwa schon fort?“
    „Ja, wir müssen ins Dorf.“
    „Aber ihr kommt doch wieder?“
    „Gegen Abend. Vielleicht bleibt dera Ludwigen hier bei euch über Nacht.“
    „Das sollt mir sehr lieb sein, denn dann könnt ich euch gleich bereits heut abend noch einen Schmarren machen mit Kürbissen darein.“
    „Danke sehr! So schnell braucht das nicht probiert zu werden. Ein und dasselbige Essen zweimal des Tages, das ist nicht gut. Dabei verdirbt man sich nur denen Magen.“
    Sie gingen nun nach dem Dorf und fanden den Tausendkünstler daheim. Sein Wagen stand im Hof des Wirtshauses. Er selbst hatte sein Domizil in der Scheune aufgeschlagen. Dort auf der Tenne lagen einige Bunde Stroh, und auf einem derselben saß Signor Bandolini oder Jeschko, wie sein eigentlicher Name war.
    Er schien schlechter Laune zu sein und empfing die beiden nicht eben sehr freundlich. Dem Wurzelsepp, mit dem er bereits einige Male zusammengetroffen war, gab er die Hand. Ludwig schien er gar nicht zu sehen. Wenigstens nahm er keine Notiz von ihm.
    Sepp ließ sich sogleich auf das Stroh nieder und fragte:
    „Ich komm heut, um zu fragen, wann 'S denn endlich mal Ihre Vorstellungen beginnen. Die Leuteln hier möchten doch auch mal von Ihren Künsten was sehen.“
    „Ist nicht notwendig!“ klang es beinahe unhöflich.
    „Ja, notwendig ist's freilich nicht; aber ich denk, Sie sind herbeikommen, um hier ein Theater sehen zu lassen.“
    „Eigentlich, ja; aber meine Truppe ist mir zersprengt worden, und zudem fehlt mir die Lust, eine Vorstellung zu geben.“
    „Dann verdienen 'S auch kein Geldl.“
    „Was die hiesigen Bauern zahlen würden, das kann ich wohl verschmerzen.“
    „Es gibt auch einige wohlhabende darunter. Nicht alle sind so arm wie dera Finken-Heiner.“
    „Gehen Sie mir mit dem! Ich mag von ihm nichts hören.“
    „Hat er Ihnen was tan?“
    „Ja. Das Ärgste, was mir einer tun konnte.“
    „So! Das wundert mich. Er ist ja sonst so ein braver und guter Kerlen!“
    „Das will ich nicht bestreiten, und eigentlich trägt ja auch nicht er die Schuld, sondern die Anna ist's gewesen.“
    „Seine Frau?“
    „Ja. Der Assessor hat mir verboten, von diesen Angelegenheiten zu sprechen; aber ich weiß, daß Sie eingeweiht sind. Da kann man wohl ein Wort fallen lassen.“
    „Freilich. Gegen mich brauchen 'S gar nicht zugeknöpft zu sein, und hier mein Kamerad weiß auch schon alles. So wollen 'S wohl gar nicht lang mehr hierbleiben?“
    „Sobald diese verfluchte Amtsgeschichte, bei welcher man mich als Zeuge braucht, vorüber ist, schüttele ich den Staub von den Sohlen, und niemand erblickt mich wieder. An dieses Hohenwald will ich denken.“
    „Warum? Ist das, was Ihnen hier geschehen ist, denn gar so schlimm?“
    „Ja. Ich hatte eine Frau, die wurde mir untreu. Und dann lernte ich eine zweite kennen, von der ich annahm, daß sie die Meinige werden würde. Jetzt nun erfahre ich hier, daß sie die Frau des Finken-Heiner ist und daß sie bei ihm bleibt.“
    „Donnerwettern, das ist freilich ein Pech! Hat die Anna denn niemals sagt, daß sie seine Frau ist?“
    „Ja und nein. Sie hat sich geniert, ausführlich darüber zu sprechen.“
    „Das läßt sich denken; aber eine Untreue ist das doch nicht. Da müssen 'S sich also über Ihre erste Frau noch weit mehr kränkt und ärgert haben.“
    Der Zigeuner blickte finster vor sich hin. Erst nach einer Weile fragte er:
    „Waren Sie verheiratet?“
    „Nein.“
    „So wissen Sie nichts, gar nichts. Sie haben gar keine Ahnung davon, was es heißt, eine untreue Frau zu haben.“
    „Hm! Ich hab halt nur deswegen nicht heiratet, weil mein Dirndl mir untreu worden ist.“
    „So! Also haben Sie doch auch dieselbe Erfahrung gemacht wie ich. Sie taugen doch alle nichts. Es ist keine einzige dabei, welcher man Glauben und Vertrauen schenken darf.“
    „Sollt's wirklich so gar schlimm sein?“
    „Ja, ganz sicher. Meine Frau gab sich sogar mit meinem Bruder ab. Sollte man das für möglich halten!“
    „Mit dem Barko also?“
    Der alte Sepp hatte diese Frage ganz im gleichgültigsten Ton ausgesprochen; aber dennoch machte sie einen gewaltigen Eindruck. Der Zigeuner sprang von seinem Sitz empor und rief:
    „Barko! Was wissen Sie denn von ihm?“
    „Hm!“ brummte

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