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70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament

70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament

Titel: 70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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schenken, das er nicht mehr braucht. Dann putzen wir uns brav heraus und gehen nach Hohenwald. Herrgott, wird das ein Feiertag sein. Aber lieber Herr, sagen 'S doch, warum unser guter König gleich so viel schicken will!“
    „Für ihn ist das nicht zu viel. Er hat euch gründlich helfen wollen.“
    „Nun, das kann uns nur gefreun. Und hat er sich das auch selber ausdacht, nämlich das mit dem Prämando?“
    „Natürlich.“
    „Nein, nein, was für einen gar lieben König wir haben! Das ist schon gar nicht zu sagen. Sogar an das Prämo hat er gedacht!“
    Je größer ihr Entzücken wurde, desto kürzer wurde das Pränumerando. Prämerando, Prämando und Prämo. Doch trotz ihrer Herzensfreude war sie Wirtin genug, um sich zu erkundigen:
    „Also bekommen wir die sechshundert Markl wohl am nächsten Januaren?“
    „Nein“, antwortete die Tochter. „Hast's denn nicht hört, daß wir mehr, viel mehr bekommen?“
    „Wie denn? Wo steht das schrieben?“
    „Hier. Da lautet es:
    ‚Zugleich verfügen wir, daß diese Pension als vom Todestag des erwähnten Peter Held an laufend zu berechnen und seiner Witwe nebst fünf Prozent Verzugszinsen nachzuzahlen ist.‘“
    „Das versteh ich halt nicht“, meinte die Mutter. „Diese Pensionen soll laufen! Wann's mir nur nicht davonlauft! Und Prozenten soll ich zahlen? Da werd ich doch vorsichtig sein, sonst könnt ich am End gar Zinsen zahlen und gar keine Pensionen bekommen.“
    „Du hast's falsch verstanden, Mutter. Ich muß es dir derklären. Nämlich die Pensionen bekommst nicht von heut an, sondern vom Tag an, an dem der Vater damals storben ist.“
    „Du, das ist nicht wahr.“
    „O ja. Hier steht's.“
    „Und dennoch ist's nicht wahr. Ich hab ja doch nix bekommen.“
    „Du bekommst's ja nun nachzahlt!“
    „Nachzahlt? Das ganze Geldl, was ich da bisher erhalten hätt?“
    „Freilich.“
    „O Jemine! Wann das wär, so tät mir ja der Verstand stehen bleiben!“
    „Mir ist's auch ganz so zumute. Mir ist, als ob sich der ganze Kreis um mich drehen tät. Mir wird ganz schwach und schwindelig.“
    Die Mutter nahm sie beim Arm und rief:
    „Mach mir keine Dummheiten nicht. Jetzt wirst vor Schwindel herfallen. Wir haben das Geld noch gar nicht erhalten. Wann wir's haben, nachher kannst den Schwindel bekommen, eher aber nicht!“
    „Aber, bedenke doch, Mutter, wieviel das ist! Sechshundert Mark fürs Jahr und der Vatern ist nun allbereits schon seit neun Jahren tot.“
    „So bekommen wir es wohl gar neunmal auszahlt?“
    „Ja, das ist's eben, was mich ganz schwindelig macht.“
    „Da steigt mir auch das Blut in die Hauben. Neunmal. Wie viel wäre das denn?“
    „Fünftausendundvierhundert Mark.“
    Da schüttelte die Alte den Kopf, machte eine halb zornige Bewegung und sagte:
    „Halt's Maul! Willst mich an dera Nasen zupfen? Oder kannst nimmer rechnen?“
    „Das kann ich schon noch.“
    „Hast dich aber doch verrechnet!“
    „Nein. Du kannst's ja nachrechnen!“
    „So hoch komm ich nicht.“
    „O doch. Sechshundert sind's und neun Jahren sind's auch. Wieviel ist sechs mal neun?“
    „Das ist vierundfünfzig.“
    „Also macht's vierundfünfzig Hundert.“
    „Ja, das ist aber noch lange nicht tausend. Und du hast gar von fünftausend sprechen wollt.“
    „O Muttern, was tust dich blamieren! Fünftausendundvierhundert das ist ja eben vierundfünfzig Hundert.“
    „So! Wannst so weiter rechnen tust, so lauf ich vor Verwunderung an denen vier Wänden empor.“
    „Und dazu kommen gar noch die Verzugszinsen. Fünf Prozent von sechshundert Mark auf neun Jahre, das macht in summa zweihundertundsiebenzig Mark.“
    „Auch das erhalten wir?“
    „Ja.“
    „Hanna, Hanna, mir wird's innerlich ganz weich und armselig im Magen. Ich muß mich ein wengerl niedersetzen, sonst kann mir gar was passieren. Das ist doch grad, als ob das Geld heut nur so vom Himmeln herabfallen tät. Geh eini, Hanna, und hol mir das Stückerl Kalmus, was in der guten Kaffeetassen liegt, die neben dem Gebetbuch steht. Ich muß ein wengerl Kalmussen kauen, damit der Magen wiederum in Ordnungen kommt. Mir ist's als ob er im Leib hin und her schwingen tät wie eine Glocken, wann zur Kirch läutet wird.“
    Die Tochter wollte ins Haus treten, um den Wunsch ihrer Mutter zu erfüllen, diese aber rief ihr zu:
    „Halt! Den königlichen Briefen nimmst halt nicht mit hinein. Der bleibt heraußen bei mir. Leg ihn mir hier auf den Tisch, damit ich ihn vor meinen Augen hab.“
    Hanna legte den Brief

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