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71 - Der Weg zum Glück 06 - Das Gottesurteil

71 - Der Weg zum Glück 06 - Das Gottesurteil

Titel: 71 - Der Weg zum Glück 06 - Das Gottesurteil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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welchem sich Bohnen an hohen Stangen emporzogen. Zwischen diese Stangen steckte er das Paket hinein. Es konnte trotz des Mondscheins nicht gesehen werden.
    Die im Garten stehenden Obstbäume gaben überhaupt soviel Schatten, daß auch Fritz und Sepp nicht bemerkt wurden.
    Dann ging Bastian nach der Scheune, um durch den bereits beschriebenen Gang in den Hof zu kommen.
    „Wollen wir nachschauen, was es ist?“ fragte der Sepp.
    „Ja. Wir gehen hin.“
    Sie zogen das Paket hervor. Es bestand aus den zwei Samielanzügen. Auch die zwei breitkrempigen Hüte und die schwarzen Masken waren dabei.
    „Jetzt kannst's wissen, daß sie wirklich nach Oberdorf wollen“, meinte der Sepp. „Wir könnten nun, da wir das genau wissen, sogleich aufbrechen.“
    „Das geht nicht. Wir haben unsere Kammertür nicht zugemacht. Die müßten wir erst verschließen.“
    „So wollen wir es tun. Komm!“
    „Oh, da ist einer genug. Geh du!“
    „Ja. Stell dich bis dahin wieder in den Schatten zurück. Man kann nicht wissen, wozu es gut ist.“
    Der Sepp befolgte diese Weisung. Er setzte sich unter einen Baum und lehnte sich an den Stamm, so daß er nicht gesehen werden konnte. Fritz begab sich nach seiner Kammer und schloß die Tür zu. Als er dann sich zur Treppe hinabgeschlichen hatte und eben auf den vom Mond erhellten Hof treten wolle, fuhr er erschrocken zurück, denn gerade in diesem Augenblick wurde gegenüber von ihm die Hintertür des Hauptgebäudes geöffnet und er sah den Bastian aus derselben treten. Die Bäuerin war dabei, aber nicht um mit in den Hof zu kommen, sondern nur, um die Tür hinter dem Knecht wieder zuzumachen.
    Dieser ging nicht nach dem Stall, sondern er schlug wieder die Richtung nach dem Garten ein. Fritz eilte lautlos hinter ihm her. Es war ihm darum zu tun, schnell in den Schatten zu kommen.
    Der Bastian ging wieder nach dem Bohnenbeet, wo er sich zu schaffen machte; dadurch gewann Fritz Zeit, sich zu Sepp zu schleichen und bei diesem niederzulassen. Sie sahen, daß der Knecht nun sich wieder nach dem Hof zurückbegab, und als Fritz ihm von weitem folgte, bemerkte er, daß der erstere seinen Weg nun nach dem Stall einschlug und hinter der Tür desselben verschwand. Jetzt stand nicht zu befürchten, daß er sobald wiederkommen werde, und Fritz ging wieder zu Sepp zurück, um ihm das mitzuteilen.
    „Da wird er nun noch einige Zeit warten“, meinte der Alte, „und dann brechen sie miteinander auf. Wir wollen auch gehen.“
    „Ja; da kommen wir ganz gewiß vor ihnen auf der Pfarre an. Aber vorher möcht ich wissen, was er noch gewollt hat.“
    „Er wird noch was hintragen haben.“
    „Aber was, was er von der Bäuerin holt hat. Was mag es sein.“
    „Das können wir leicht sehen. Komm!“
    Sie begaben sich abermals nach dem Beet und untersuchten das Paket. Es zeigte sich, daß in die eine Jacke zwei Doppelpistolen gesteckt worden waren.
    „Sappermenten! Sie wollen schießen!“ sagte Sepp.
    „Doch nur, wenn sie sich zu verteidigen haben.“
    „Ja, aber schießen wollen sie unter Umständen also doch. Schau mal nach, ob die Dinger auch wirklich geladen sind.“
    „Ja“, antwortete Fritz, als er die Pistolen untersucht hatte. „Sie sind scharf geladen.“
    „Man weiß nicht, was passieren kann. Das kann auch für uns bös werden, wann's fehlgehen sollt.“
    „Da müssen wir was dagegen tun.“
    „Ja, aber was?“
    „Wegnehmen können wir die Waffen nicht, sonst merken sie, daß jemand hier dabei gewesen ist.“
    „Wollen die Zündhütchen abnehmen.“
    „Das ist auch leicht zu bemerken.“
    „Hm! Ist der Krätzer daran?“
    „Ja. Haken und Schraube ist gleich an dem eisernen Ladestöckchen angebracht, was am Lauf steckt.“
    „Schön! So ziehen wir die Kugeln heraus!“
    „Das könnt eher angehen. Das Pulver können wir ja drin lassen und den Pfropfen, der es festhalten tut. Aber, hm, auch das geht nicht.“
    „Warum denn nicht?“
    „Sie könnten doch mal mit dem Ladestock versuchen, und da täten sie sofort bemerken, daß der Lauf nicht mehr so voll ist als vorher.“
    „Nun, auch dagegen gibt's ein Mittel. Wir pfropfen etwas hinein. Ich hab ein altes Papier einstecken.“
    „Gib es her! Ich will's machen!“
    Fritz zog die Kugeln mit dem Krätzer heraus und stopfte dafür Papier hinein. Jetzt, wenn abgedrückt wurde, ging der Schuß zwar los, weil sich das Pulver noch im Lauf befand, aber er konnte nichts schaden, weil die Kugeln entfernt worden waren. Dann wurden die Pistolen wieder

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