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71 - Der Weg zum Glück 06 - Das Gottesurteil

71 - Der Weg zum Glück 06 - Das Gottesurteil

Titel: 71 - Der Weg zum Glück 06 - Das Gottesurteil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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in die Jacke zurückgesteckt.
    „So!“ sagte der Sepp in zufriedenem Ton. „Nun sind wir sicher, daß wir nicht derschossen werden können, und wollen aufbrechen.“
    „Über den Zaun?“
    „Ja. Was anderes können wir nicht tun.“
    Sie stiegen über die hintere Umfassung des Gartens und gingen um das nahe Dorf herum, damit niemand sie sehen sollte. Auf der Straße angekommen, folgten sie derselben in raschen Schritten in der Richtung nach Oberdorf.
    Dort angekommen, bemerkten sie, daß die Bewohner des Ortes sich zur Ruhe begeben hatten. Nur durch die Läden des Pfarrhauses schimmerte ein verstohlener Lichtstrahl. Sie guckten durch eine Ladenritze und sahen den alten geistlichen Herrn ganz allein am Tisch sitzen. Er laß in einem Buch.
    Sie klopften an, aber nur so laut, daß kein anderer als der Pfarrer es hören konnte. Sie sahen, daß er aufhorchte. Als der Sepp zum zweiten Mal klopfte, kam der alte Herr an das Fenster, öffnete es und fragte durch den Laden:
    „Ist jemand da?“
    „Ja, Hochwürden. Wir haben mit ihnen zu reden.“
    „Wer ist's denn?“
    „Der Wurzelsepp und noch einer.“
    „Du, Sepp! So spät noch! Ich mache gleich auf.“
    Er machte das Fenster zu und kam nach wenigen Augenblicken, um die Tür zu öffnen.
    „Grüß Gott, Herr Pfarrer“, sagte der Alte. „Nehmens es nur nicht übel, daß wir so spät kommen!“
    „O nein! Bringst einen Freund mit?“
    „Ja, einen sehr guten.“
    „Ihr braucht ein Nachtlager? Ich werde die Köchin gleich wecken. Kommt aber nur herein!“
    „Lassen's nur die Köchin schlafen! Wir brauchen sie nicht. Es ist uns viel lieber, wann sie liegen bleibt und gar nix derfährt von dem, was wir wollen.“
    „Was ihr wollt? Nicht übernachten?“
    „Nein. Mein Freund da hier ist kein reisender Handwerksbursch und auch nicht so ein alter Herumläufer wie ich. Wir brauchen kein Nachtlager aus Barmherzigkeit, sondern wir haben ihnen was sehr Wichtiges mitzuteilen.“
    „So kommt herein! Ihr seid willkommen.“
    Er führte sie in die Stube und sah nun erst das Gesicht Fritzens deutlich.
    „Ah! Das ist ja der Fritz vom Kronenhof in Kapellendorf! Nicht?“
    „Ja“, antwortete der junge Mann, „ich bin's.“
    „So glaube ich gern, daß ihr nicht gekommen seid, für heut eine Beherbergung bei mir zu suchen.“
    „Der Sepp wird ihnen gleich mitteilen, weshalb wir heut noch so spät zu ihnen gekommen sind.“
    „Ja, das werde ich“, sagte der Alte. „Vorher aber wollen wir die Vorhänge herunterlassen.“
    Er trat an die Fenster, um das zu tun.
    „Warum sollen die Rouleaus herab?“ fragte der Pfarrer, dem das verwunderlich erschien.
    „Weil uns niemand sehen und hören soll. Sie aber haben halt Ritzen in denen Fensterläden. Auch sprechen müssen wir ganz leise, damit wir nicht von draußen hört werden können.“
    „Ist denn der Grund eures Kommens ein gar so geheimnisvoller?“
    „Ja. Das ist er.“
    Als er die Vorhänge herabgelassen hatte, setzte er sich mit Fritz zu dem Pfarrer, welcher nun wartete, was sie ihm sagen würden.
    „Nicht wahr“, begann der Alte, „Sie haben ein schönes, großes Stück Geld hier in ihrem Haus?“
    Der Pfarrer machte ein verwundertes Gesicht.
    „Wie kommst du zu dieser Frage?“
    „Oh, ich habe Grund dazu!“
    „Wenn ich nicht wüßte, daß ihr zwei so ehrliche Personen seid, so würde ich glauben, ihr kämt in einer schlimmen Absicht zu mir altem Mann.“
    „Oh, unsere Absicht ist sehr gut. Aber nicht wahr, es ist so, wie ich sagte? Sie haben viel Geld hier?“
    „Ja. Woher aber wißt ihr es?“
    „Der Ludwig hat's mir derzählt.“
    „Welche Unvorsichtigkeit!“
    „Nicht wahr? Zwar mir kann er es immer sagen, denn bei mir ist so was gut aufgehoben. Aber es können's doch auch andere hören!“
    „Sehr richtig! Und ich hab die Leute noch extra gebeten, es keinem Menschen wissen zu lassen.“
    „Die Freud über das Geldl hat ihnen die Zung gelöst. Sie können nicht an sich halten. Sie denken, ein jeder, dem sie es sagen, ist ihr Freund.“
    „Da täuschen sie sich. Man muß vorsichtig sein.“
    „Ja, zumalen jetzund. Man erzählt es einem guten Freund, und grad kann dieser Samiel sein!“
    „Sepp! Du erschreckst mich!“
    „Nun, hab ich nicht recht?“
    „Ja, wir kennen ja den Samiel nicht. Unser bester Nachbar kann es sein. Es ist nicht zu trauen.“
    „Richtig! Und grad darum kommen wir zu ihnen.“
    „Wegen dem Samiel?“
    „Ja.“
    „Ich verstehe euch nicht!“
    „Wir wollen Sie

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