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71 - Der Weg zum Glück 06 - Das Gottesurteil

71 - Der Weg zum Glück 06 - Das Gottesurteil

Titel: 71 - Der Weg zum Glück 06 - Das Gottesurteil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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beschützen.“
    „Mein Gott! Was meint ihr denn?“
    „Der Samiel will bei ihnen einbrechen.“
    Der Pfarrer wurde leichenblaß.
    „Bei – mir – einbrechen?“ fragte er.
    „Ja.“
    „Und das wißt ihr?“
    „Ja. Ganz genau.“
    „Wann will er denn kommen?“
    „Heut nacht. Er ist vielleicht schon unterwegs.“
    „Sepp! Das sagst du in so einem ruhigen Ton!“
    „Soll ich es in alle Welt hineinschreien?“
    „Nein; aber wenn du es wirklich genau weißt, so müssen wir schnell alle Nachbarn wecken.“
    Er stand auf, um fortzueilen.
    „Warten 'S nur“, bat Sepp. „Das ist gar nicht notwendig, denn wir beid sind ja da.“
    „Oh, das ist viel zu wenig!“
    „Nein, sondern wir sind Manns genug.“
    Er ergriff ihn am Arm und führte ihn auf seinen Sitz zurück. Der Pfarrer zitterte.
    „Aber, Leute, wie habt ihr denn erfahren, daß dieser Dieb zu mir kommen will?“ fragte er.
    Fritz war neugierig, was Sepp auf diese Frage antworten werde, denn es war anzunehmen, daß er die Wahrheit verschweigen werde.
    „Das kann ich ihnen sagen“, erklärte der Alte. „Ich ging mit dem Fritz nach dem Abendessen noch ein wengerl hinaus in den Mondenschein. Wir redeten von dem Samiel, der – ah, Sie wissen's halt doch, daß er heut nacht bei dem Förster von Kapellendorf stohlen hat?“
    „Ja. Jedermann weiß es bereits.“
    „Nun gut. Davon redeten wir. Am Waldrand setzten wir uns nieder. Wir waren noch nicht lange da, da kamen zwei Kerls auf uns zu. Sie sahen beid so aus, wie der Samiel beschrieben wird. Darum eilten wir gleich ein Stück in den Wald hinein, damit sie uns nicht sehen sollten. Und da war es ein Glück für Sie, daß sie ganz nahe bei uns stehenblieben. Es war der Samiel mit noch einem. Sie redeten davon, daß sie zu ihnen wollten, um das Geld zu holen.“
    „Kinder! Ist das möglich!“
    „Ja. Wir haben's hört.“
    „Woher mag er es wissen von dem Geld!“
    „Wer weiß es!“
    „Und da ist er bereits unterwegs?“
    „Ja.“
    „So muß ich nach Hilfe eilen!“
    Er wollte abermals fort.
    „Nein, bleiben 'S da! Sie dürfen nicht hinaus. Das ist zu gefährlich!“
    „Wollt ihr vielleicht Leute holen?“
    „Fallt uns auch nicht ein!“
    „Aber ich muß doch Hilfe haben!“
    „Die haben 'S, denn wir sind da.“
    „Das ist aber zuwenig.“
    „Nein, es ist genug. Zwei gegen Zwei fürchten wir uns gar nicht. Überhaupt ist's am besten, man rettet das Geld, ohne daß ein Kampf entsteht.“
    „Das ist ja doch nicht möglich!“
    „Es ist sogar sehr leicht.“
    „Wie denn?“
    „Man muß eine List anwenden. Nicht wahr, Sie haben das Geld in der Bibel?“
    „Auch das wißt ihr?“
    „Ja. Der Samiel hat es sagt.“
    „Heilige Maria! Wie kann er es wissen?“
    „Wer weiß, wie er es derfahren hat. Ich will Ihnen mal einen recht guten Rat geben.“
    „Sprich, sprich, mein lieber Sepp!“
    „Schaun 'S, hinaus können wir nicht, um Hilf zu holen. Der Samiel könnt bereits draußen verborgen sein und uns niederstechen, ohne daß man einen Mucks tun könnt.“
    „Das ist wahr! Wir bleiben hier! Ihr sollt euer Leben nicht auf das Spiel setzen. Das geb ich nicht zu!“
    „Wir haben auch gar keine Lust dazu.“
    „Wir werden warten, bis er kommt. Dann werde ich ihm sagen, daß das Geld einer armen Witwe gehört. Ich werde versuchen, sein hartes Herz mit Gottes Wort zu erweichen, und –“
    „Und er wird Sie auslachen und das Geld doch nehmen; das ist sicher!“
    „Aber was soll ich tun?“
    „Sagen 'S mir, ob das Geld gleich so in den Blättern des Bibelbuches stecken tut.“
    „Nein. Es ist eingeschlagen.“
    „In Papier?“
    „In ein Kuvert.“
    „Steht was auf dem Kuvert?“
    „Ja. Die Summe, welche es enthält.“
    „Sehr schön! Haben 'S noch so ein Kuvert?“
    „Viele.“
    „So ist's ja gemacht. Sie nehmen so ein Kuvert und stecken Papier hinein; auch müssen 'S die Summe von dem Geld daraufschreiben. Das Stecken 'S in die Bibel und nehmen dafür das Kuvert heraus, in dem sich das Geld befindet.“
    Das Angesicht des Pfarrers heiterte sich ein wenig auf. Er sagte erfreut:
    „Sepp, diesen Gedanken hat dir Gott eingegeben!“
    „Meinen 'S? Nun, das kann ich nicht bestreiten. Ich hab freilich denkt, daß er aus dem meinigen Kopf herausgekommen ist. Aber auf diese Weis werden wir den Samiel betrügen.“
    „Ob es aber gelingt?“
    „Sicher!“
    „Wenn er das Kuvert aufmacht!“
    „Das fallt ihm nicht ein!“
    „Er kann es aber doch tun!“
    „Nein. Er wird erfreut

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