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71 - Der Weg zum Glück 06 - Das Gottesurteil

71 - Der Weg zum Glück 06 - Das Gottesurteil

Titel: 71 - Der Weg zum Glück 06 - Das Gottesurteil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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bist doch nicht etwa da, um ihm Handlangerdienste zu leisten.“
    Der Baron begab sich auf seinen Stuhl zurück und ließ dann gelegentlich den Ring heimlich in seiner Tasche verschwinden.
    „Nun also, besinnst du dich?“ fragte er, das unterbrochene Gespräch wieder aufnehmend.
    „Will sehen. Wenn ich es mir recht überlege, so war die Rede davon, daß du behauptet hast, bedeutende Güter in der Ukraine zu besitzen.“
    „Hat man etwa daran gezweifelt?“
    „Hm! Man schien allerdings Zweifel zu hegen.“
    „Donnerwetter! Man mag das mich ja nicht etwa hören lassen!“
    Er tat sehr zornig, doch hätte der Sänger, wenn er aufmerksamer gewesen wäre, bemerken müssen, daß dieser Zorn mit einem guten Teil von Verlegenheit gemischt war.
    „Nun, mir ist es ja ganz gleich, wo deine Güter liegen. Aber Graf Senftenberg bemerkte, daß in der Ukraine der Name Stubbenau vollständig unbekannt sei.“
    „Wie kann er das wissen?“
    „Weil er auch dort, ebenso wie in der Krim, begütert ist.“
    „Davon weiß ich nichts.“
    „Aber ich weiß es genau.“
    „Kann er nicht ebensogut flunkern, wie ich geflunkert haben soll?“
    „O nein. Ich war bei ihm, als er eben mit einem der dortigen Inspektoren verhandelte, und habe alles mit angehört. Er muß wirklich steinreich sein.“
    „So mag er sich um seine Liegenschaften bekümmern, aber ja nicht um die meinigen!“
    „Wenn seine Bemerkung dich beleidigt, so will ich ihm sagen, daß du wünschst, er solle sie zurücknehmen.“
    „Wie meinst du das?“
    „Nun, du hast ja vorhin von deinem Degen gesprochen, wenn ich mich recht erinnere.“
    „Du sprichst, wie es scheint, von einem Duell?“
    „Natürlich!“
    „Fällt mir nicht ein!“
    „So! Dann hast du kälteres Blut als ich. Wenn ich gesagt hätte, daß ich Besitzungen in der Ukraine hätte, und irgendeiner behauptete, daß mein Name dort nicht bekannt sei, den wollte ich koramieren!“
    „Ich bin ein Edelmann, aber kein Raufbold. Übrigens bin ich kein Anhänger der Lehre von der absoluten Notwendigkeit des Zweikampfes. Ich kann beleidigt worden sein und dann sogar auch noch in dem Duell den kürzeren ziehen. Ich bin also doppelt bestraft, muß mich auch noch zu längerer Festungshaft verurteilen lassen und – was habe ich davon?“
    „Du denkst sehr praktisch!“
    „Ja. Übrigens will ich annehmen, daß der Graf seine Worte nicht so scharf gemeint hat, wie es den Anschein hat haben können. Er ist ein famoser Gesellschafter, und ich will mich nicht mit ihm verfeinden.“
    Daß er sich nicht mit ihm verfeinden wolle, um die Gelegenheit, ihm im Spiel auch fernerhin durch falsche Karten das Geld abzunehmen, das verschwieg er natürlich.
    „Ganz wie du willst“, nickte der Sänger.
    „Übrigens habe ich auch auf dich Rücksicht zu nehmen, lieber Criquolini!“
    „Auf mich? Nicht daß ich wüßte.“
    „Ist es dir so gleichgültig, ob der Graf es erfährt oder nicht, daß du mir seine Äußerung mitgeteilt hast?“
    „Das ist mir wirklich sehr egal.“
    „So liegt dir an seiner Freundschaft nichts?“
    „O doch! Aber ich denke, daß er vertreten soll, was er sagt; darum halte ich es keineswegs für eine Indiskretion, daß ich dir gesagt habe, was er geäußert hat. Übrigens ist er wohl nicht der Mann, welcher aus Feigheit einem Duell aus dem Weg gehen würde.“
    „Lassen wir das! Ich weiß nun, woran ich bin, und im übrigen ist mir die ganze Geschichte lächerlich! Wie weit bist du mit deiner Tänzerin?“
    „Mit Valeska?“
    „Ja. Oder interessiert du dich für mehrere Tänzerinnen? Es wäre dir zuzutrauen.“
    „Da irrst du! Ich kenne nur diese eine.“
    „Allerdings auch die Interessanteste!“
    „Das ist sie! Sie ist ein Engel.“
    „Das sagt ein jeder von seiner Angebeteten.“
    „Sapperment! Bist du anderer Meinung?“
    Der Sänger setzte sich aufrecht. Er hatte seine Frage in einem beinahe drohenden Ton ausgesprochen und blickte dem andern herausfordernd entgegen.
    „Bringe mich nicht gleich um!“ lachte dieser. „Ich glaube, du könntest für dieses Mädchen irgendeine große Dummheit begehen!“
    „Welche meinst du?“
    „Dich verfeinden.“
    „Das könnte ich allerdings. Ich könnte mich ihretwegen sogar sofort mit aller Welt verfeinden. Ich liebe sie! Hörst du es, ich liebe sie!“
    Der Baron ließ ein kurzes Lachen hören und antwortete, leicht mit dem Kopf nickend:
    „Gut! Ich glaube es dir. Man liebt. Das heißt, man liebt die eine, nachdem man die vorige geliebt

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