Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
71 - Der Weg zum Glück 06 - Das Gottesurteil

71 - Der Weg zum Glück 06 - Das Gottesurteil

Titel: 71 - Der Weg zum Glück 06 - Das Gottesurteil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
Baumeistern, der sich nicht an ihn wagt hat, schimpfen lassen von Roheit, Raufsucht und ähnlichen Dinge. Aber als der Kerlen wiederum von meiner Frauen begonnen hat, da steht der Fritz auch gleich schon wieder bei ihm, sagt abermals kein Wort und steckt ihm wieder eine, daß die Funken flogen sind. Nachher hat's noch eine dritte geben. Dem Baumeister seine Wange ist aufischwollen wie ein Pfannkuchen, da hat er genug gehabt und ist still davongangen.“
    „Das ist recht so! Nachher wann er wieder heraus kommt, werd ich ihm auch noch eine geben, so daß er sich die Rosinen im Gras zusammensuchen muß.“
    „Tu es nicht! Er hat genug!“
    „Der Kerl ist so groß und stark und dick; aber er hat keine Schneid! Sich drei Backpfeifen geben zu lasen, ohne sich zu verdefentieren! Dem kann man ja die Knöpf von denen Hosen schneiden, ohne daß er was dagegen sagt! Das sollt mal einer mir machen! Himmelsakra! Ich tät ihn in die Luft werfen, daß die Leutln denken sollten, es sei ein neuer Komet derschienen. Was aber will deine Frauen jetzt mit ihm?“
    „Hast's ja hört. Das Gebäude zeigen muß sie ihm.“
    „Und das derlaubst du?“
    „Warum nicht? Meinst, daß sie Dummheiten mit ihm macht?“
    „Ganz sicher nicht. Ich hab's ihr anschaut, daß sie einen gewaltigen Zorn auf ihn hat. Der kann sich auf was gefaßt machen. Die wird ihm die Wahrheit geigen. Aber es wäre besser gewest, wenn ein anderer mit ihn gangen wär.“
    „So! Wer denn? Ich?“
    „Nein. Was willst ihm zeigen? Bist ja leider blind.“
    „Oder der Fritz?“
    „Ja.“
    „Das könnt nix Gutes geben. Und weiter gibt's halt keinen.“
    „Der andere Knecht? Nicht?“
    „Der Bastian? Der ist viel zu dumm dazu. Da ist die rotscheckerte Kuh gescheiter als der. Wann man dem was sagt, so steht er da und sperrt das Maul auf, als ob die Sperlinge hineinhecken sollten.“
    „Ist der denn wirklich so dumm?“
    „Hageldumm. Bei dem hat's die Hebamme versehen. Ich glaub, sie hat ihm beim ersten Bad das Gehirn ins Wasser laufen lassen.“
    „Hm, hm!“
    „Was hmst du denn, Sepp? Glaubst's wohl nicht?“
    „Nein.“
    „So kennst ihn schlecht.“
    „Ich hab ihn schon einige Male beobachtet. Wann er denkt, daß man ihn nicht sieht, so macht er ein ganz anderes Gesichten als gewöhnlich.“
    „Das kann ich freilich nicht sehen.“
    „Ich halt ihn für einen Vexierbeutel. Er tut dumm und hat dabei die Klugheiten hinter den Ohren, grad wie die Ziegen den Speck. Wann ich nicht nur so kurze Zeit da wäre, allemal wann ich komm, so tät ich ihn einmal genau beobachten.“
    „So bleib doch da! Es würde mich gar sehr erfreuen. Ich kenne keinen besseren Gesellschafter für mich als den Wurzelsepp.“
    „Meinst? Ja, dann könnt ich mich als gar großer Faulenzer zu dir setzen und die Zeit verplaudern.“
    „Schadet nix.“
    „Oho! Das schadet schon. Ich hab auch noch andere Leutln, die mich sehen wollen.“
    „Ja, das weiß ich freilich. Bist ein Allerweltsfreund und Schwager von jedermann. Ich möcht wissen, wast so eigentlich machst bei denen vielen Leutln.“
    „Gar vieles und verschiedenes. Später, wann ich mal tot sein werd, wird's erst an den Tag kommen, was für ein notwendiger Kerl ich gewest bin. Jetzunder zum Beispiel wär ich vielleichten notwendig bei dem Herrn Baumeister.“
    „Warum?“
    „Er bleibt mir zu lange weg. Wer weiß, wie sehr deine Frauen sich mit ihm zu ärgern hat.“
    „Die ist Manns genug. Die braucht keine Hilfe. Da kenn ich sie.“
    Er hatte recht. Dem Baumeister gegenüber brauchte sie keine Unterstützung, obgleich der Auftritt, welchen sie miteinander hatten, kein gewöhnlicher genannt werden konnte.
    Als sie den Hausflur erreicht hatten und von niemand gesehen wurden, blieb er stehen und sagte:
    „Kätherl, was ist denn das?“
    „Was?“
    „Diese Behandlung!“
    „Das ist verdient.“
    „Der Bettler hat mich hingeworfen!“
    „Er ist kein Bettler.“
    „Was denn?“
    „Das zu derklären, dazu haben wir keine Zeit. Wir gehen auf meine Stube.“
    Sie stiegen voran, die Treppe empor, und er folgte ihr. Oben schloß sie ihre Stube auf und riegelte dieselbe, als sie miteinander eingetreten waren, von innen wieder zu. Sodann führte sie ihn noch eine Tür weiter – in die Schlafstube.
    „Ah, hierher! Das habe ich erwartet“, sagte er, indem seine Miene sich erheiterte.
    „Erwartet? Warum?“
    „Nun, weißt ja, von früher her.“
    „Ach so! Sie haben sich da geirrt, Herr Baumeister.“
    „Das sollte mir leid

Weitere Kostenlose Bücher