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71 - Der Weg zum Glück 06 - Das Gottesurteil

71 - Der Weg zum Glück 06 - Das Gottesurteil

Titel: 71 - Der Weg zum Glück 06 - Das Gottesurteil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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nein. Sie ist's gewest. Ich hab sie ganz genau erkannt.“
    „Wirst dich irren. Hast ja selber jetzunder sagt, daß man da selbst den allerbesten Freund verkennen kann.“
    „Ja, ich hab sie aber reden hört und ganz genau ihre Stimme erkannt.“
    „Reden hört? So ist jemand bei ihr gewest?“
    „Ja.“
    „Wer mag das gewesen sein?“
    „Das – das könnt ich freilich nicht genau wegbekommen. Es war gar zu dunkel.“
    „War's auch ein Frauenzimmer?“
    „Nein, sondern eine Mannspersonen.“
    „Sapperment! So läuft's also mit Mannsbildern des Nachts im Wald herum! Hast den Kerlen denn nicht auch an dera Stimmen erkannt?“
    „Nein. Er hat nicht so laut sprochen wie sie. Ich hab denkt, daß ich seine Stimm kennen muß. Ich hab sehr darüber nachsonnen, konnt's aber doch nicht finden.“
    „Hm!“
    „Sag mal, Oheim, ob das nicht ganz sehr sonderbar ist!“
    „Freilich! Aber es ist noch was anderes dabei, was ebenso sonderbar ist.“
    „Was denn?“
    „Daß du sie sehen hast. Du mußt also auch mit im Wald gewest sein.“
    „Daran ist doch nix Sonderbares! Ich wohn ja im Wald. Das Forsthaus steht mitten darinnen.“
    „Aber dennoch wüßt ich nicht, wast für eine Veranlassung hättest, das Forsthaus in dera Finsternissen zu verlassen und im Wald herumzulaufen.“
    „Dazu hab ich freilich keinen Grund, und ich hab es auch gar nicht tan.“
    „Und hast doch die Bäuerin sehen?“
    „Ja. Aber nicht im Wald, sondern in unserm Garten.“
    „In – unserem – Garten?“
    Er sagte das langsam und indem er die einzelnen Worte weit auseinander zog. Er machte große Augen, betrachtete ihr ihm still und überlegen entgegen lächelndes Gesicht und fuhr dann fort:
    „Dort, in unserm Garten wäre sie gewest, die Kronenbäuerin?“
    „Ja.“
    „Des Nachts? Das ist doch ganz und gar unmöglich!“
    „Es ist wahr. Ich kann mich gar nicht irren.“
    „Was will sie dort?“
    „Sie hat einen – Liebhaber bei sich habt.“
    „Bist etwa verhext?“
    „Nein. Es ist die Wahrheit.“
    „Wer ist denn derjenige Liebhaber gewest?“
    „Ich hab dir doch bereits gesagt, daß ich ihn nicht derkannt hab.“
    Er aber sah es ihrem Lächeln an, daß sie den Betreffenden gar wohl erkannt habe. Und dieser Betreffende war jedenfalls er selber, der Förster gewesen.
    „Wie ist denn das kommen?“ fragte er.
    „Das ist sehr einfach gewest. Ich hab halt nicht schlafen könnt und bin noch ein wengerl in den Garten gegangen und hab mich in die Lauben setzt. Nachher, als ich gehen wollt und bereits aus dera Lauben treten bin, hab ich Schritte kommen hört. Ich hab mich wundert, wer da noch herumilaufen mag, und weil ich mich nicht gern sehen lassen wollt, hab ich mich neben die Lauben an den Zaun drückt.“
    „Ah! Warum bist nicht wiederum in die Lauben zurück?“
    „Weil ich mir denkt hab, daß derjenige, der da kommt, wohl auch hineingehen werde. Und sehen hat er mich doch nicht sollen.“
    „Ach so! Nun, weiter!“
    „Als die Person an mir vorüberging, hab ich sehen, daß es ein Weibsbild war.“
    „Donnerwetter! Es wird die Magd gewest sein!“
    „Nein. Die war schlafen gegangen.“
    „Sie kann wieder aufistanden sein, grad so wie du.“
    „Nein. Die alte Magd ist lang und hager und geht krumm und gebeugt. Dasjenige Frauenzimmern aber ist nicht lang gewest. Sie blieb einige Augenblicke vor dera Lauben stehen, hat hineingeschaut und leise gefragt: ‚Bist schon da?‘ Aber es hat ihr niemand antwortet, eben weil gar niemand da gewest ist.“
    „So, so! Weiter!“
    „Sie hat sich hineingesetzt. Und bald darauf ist der kommen, den's sucht hat.“
    „Also ein Mann?“
    „Ja.“
    „Hast ihn dir anschaut?“
    „Nein. Er ist gar zu schnell an mir vorübergangen und in der Lauben verschwunden. Nachher haben's mitnander sprochen und ich hab sie an der Stimmen erkannt.“
    „Und ich denk halt, daßt dich ganz sicher irrt hast.“
    „Das ist gar nicht möglich, denn er hat sie mehrere Male beim Namen nannt.“
    „Wie denn?“
    „Kathrin hat er sagt. Nachher, als er zärtlich war, nannt er sie ‚liebes Kätherl‘. Und sodann, als sie sich zankten und er zornig gewest ist, hat er sie nicht mehr Kätherl, sondern Kronenbäuerin nannt.“
    „Donnerwetter! Das hast alles hört?“
    „Ja.“
    „Auch was sprochen worden ist?“
    „Alles.“
    „Nun, was haben's denn sprochen?“
    „Daß er sie heiraten will, wann der Kronenbauer storben ist. Auch vom Samiel haben's sprochen und von noch anderen

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