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71 - Der Weg zum Glück 06 - Das Gottesurteil

71 - Der Weg zum Glück 06 - Das Gottesurteil

Titel: 71 - Der Weg zum Glück 06 - Das Gottesurteil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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raten?“
    „Nein.“
    Da meinte Fritz:
    „Etwa vom Samielen?“
    „Ja.“
    „Donnerwetter! Wann?“
    „Oh, bereits seit langer, langer Zeit.“
    „So ist er troffen worden?“
    „Ja, durch die Brust.“
    „Himmel! Ist die Kugeln herausi?“
    „Ja. Sie ist vorn hinein und hinten wieder herausi.“
    „Und wie steht es denn mit der Wunden? Ist sie zuheilt?“
    „Nein. Sie ist hinten und vorn offen. Sie eitert nach denen beiden Seiten hin.“
    „Was sagt der Arzt dazu?“
    „Mein Mann soll recht viel Bullerong und Wein trinken.“
    „Der Kerl ist verrückt.“
    „O nein. Er hat ja meinen Mann noch gar nicht sehen.“
    „Wie? Was? Noch gar nicht sehen? Das ist doch gar nicht möglich!“
    „Oh doch. Ich hab ihn gar nicht zu uns bestellt. Ich hab ihm auch nicht sagt, daß mein Mann schossen worden ist. Ich bin zu ihm in die Stadt gangen und hab ihm sagt, daß mein Mann krank und schwach ist und viel husten tut. Darauf hat er mir einen Tee geben –“
    „Weilst eine andere Arzneien nicht bezahlen kannst?“
    „Ja.“
    „Und herauskommen ist er auch nicht, weilst kein Geldl hast, die Rechnung zu zahlen.“
    „So hat er dacht. Nachher als der Tee nix holfen hat, hat er uns eben Hühnerspeis raten und Wein und Bullerong. Da wird mein Mann wieder gesund werden.“
    „Nein. Kränker wird er werden, und sterben muß er!“
    „Herrgott! Denkst das wirklich?“
    „Jawohl.“
    „So machst mir himmelangst und bange!“
    „Du mußt's doch dem Arzt sagen, was dem Patient geschehen ist.“
    „Das darf ich doch nicht.“
    „Warum?“
    „Der Samiel hat's doch verboten.“
    „Auch das noch! Erst schießt er ihn, und nachher verbietet er euch, es zu sagen.“
    „So ist's leider gewest.“
    „Verzähl mir's doch einmal.“
    „Weib!“ warnte der Mann. „Nimm dich in acht!“
    „Ach geh!“ antwortete sie. „Diese beiden guten Leutln muß ich es sagen.“
    „Ja, sag's“, bat Fritz. „Vielleicht gibt's einen guten Rat und dann noch Rettung hinterdrein. Also, wie ist's gewest?“
    „Mein Mann war im Wald um Holz zu fällen. Er hat des Abends bei denen Baumstämmen gelegen, um da zu schlafen. Er hat kein Glied bewegt. Da auf einmal ist ein Schuß fallen, so hart neben ihm, daß er aus dem Schlaf aufwacht und aufsprungen ist. Der Mond hat scheint. Drüben am Waldsaum ist ein Hirschen hinstürzt, und hüben, gar nicht weit von meinem Mann hat der Schütz standen.“
    „Der Samiel?“
    „Ja, schwarz angezogen mit einem breiten Hut und einer schwarzen Larven vor dem Gesicht.“
    „Das ist er; ja, das ist er. Weiter.“
    „Kaum hat der Samiel meinen Mann sehen, so hat er den zweiten Lauf auf ihn abschossen, so daß mein Mann sofort hinstürzt ist und die Besinnungen verloren hat.“
    „Kreuzhimmelsakra!“ rief Fritz, alle Vorsicht vergessend. „Wart, das werd ich dir anstreichen.“
    „Wem?“ fragte die Frau.
    „Dem Samiel.“
    „Kennst ihn denn?“
    Erst jetzt erkannte der Bursche, daß er sich zu weit hatte hinreißen lassen. Er antwortete:
    „Nein. Woher sollt ich ihn kennen?“
    „Weilst sagst, daßt's ihm anstreichen willst.“
    „Weil ich denk, daß ich ihm schon mal begegnen werd. Dann aber werd ich's ihm mit Fäusten gedenken.“
    „Nimm dich in acht!“
    „Oh, den Kerlen furcht ich nicht.“
    „Er ist aber fürchterlich!“
    „Für mich nicht. Verzähl weiter.“
    „Als mein Mann wiederum zu sich kommen ist, sind zwei Samiels vor ihm standen anstatt nur einer. Denk dir nur!“
    „Kann's mir schon denken!“
    „Wie? Das kannst dir denken?“
    „Ja, weil alle seine Leutln sich gradso anzogen haben wie er selbst.“
    „Das ist die Möglichkeit. Also sie haben bei ihm standen und daneben hat der Hirschen legen. Sie haben meinen Mann auszogen habt und ihn verbunden. Der eine hat ihm verboten, von der Sach zu erzählen. Wann er ein Wort sagt, so soll er und seine ganze Familie dermordet werden und der andre auch, dem er es verzählt hat.“
    „Himmelsakra! Das ist teuflisch!“
    „Nun weißt's, warum ich dem Arzt nicht sag, daß mein Mann eine Wunden hat.“
    „Sollst's ihm dennoch sagen.“
    „Das darf ich nicht.“
    „O doch! Mußt's ihm dann sagen, von wem der Schuß ist?“
    „Wie soll ich denn sagen?“
    „Daß des Nachts schossen worden ist, und den, der es gewest ist, den hat er gar nicht sehen könnt.“
    „Da hast recht! Daran hab ich gar nicht denkt!“
    „So sag's ihm noch jetzt.“
    „Da wird er sich gleich verkundigen, warum ich es ihm nicht gleich sagt hab.

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