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72 - Der Weg zum Glück 07 - Insel der Gefangenen

72 - Der Weg zum Glück 07 - Insel der Gefangenen

Titel: 72 - Der Weg zum Glück 07 - Insel der Gefangenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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diesen Scherz mit einer Verwandten gemacht hätten!“
    „So ist es auch. Die kleine Rahel ist die Tochter meines Mutterbruders.“
    „So ist das Mädchen eine gewisse Rahel?“
    „Ja.“
    „Ich denke, es war Anita?“
    „O nein – nein!“
    „Hm! Das klingt mir sehr unwahrscheinlich. Die Tochter Ihres – wie war das?“
    „Meines Mutterbruders.“
    „Wie alt sind Sie?“
    „Zweiundsiebzig.“
    „Da könnte Ihre Mutter jetzt hundert sein und ihr Bruder ebenso. Und die Tochter dieses Bruders soll so jung sein wie gestern dieses Mädchen? Baruch Abraham, jetzt haben Sie eine große Dummheit begangen!“
    Der Jude sah das auch ein, daher verbesserte er sich rasch und in dringlichem Ton:
    „Die Enkelin ist sie, die Enkelin, nicht die Tochter!“
    „Das könnte ich eher glauben, wenn es überhaupt geglaubt werden könnte.“
    „Warum soll es nicht werden können geglaubt?“
    „Weil es eine Lüge ist.“
    „Herr! Wollen Sie schimpfen mich einen Lügner?“
    „Ja.“
    „So sagen Sie eine Beleidigung, welche Sie sicher jammervoll werden bereuen.“
    „Das glaube ich nicht!“
    „Sie werden es erfahren. Wenn Sie nicht sofort nehmen zurück diese Beleidigung, werde ich Ihnen senden meinen Sekundanten.“
    Alle lachten. Da rief er zornig:
    „Was gibt es da zu lachen, wenn Baruch Abraham redet im heiligsten Ernst.“
    „Da sollen wir nicht lachen?“ fragte Max. „Sie wollen meinen Freund fordern?“
    „Ja, wenn er mich nicht bittet um Verzeihung.“
    „So ein alter Mann einen so jugendlichen Menschen? Bedenken Sie doch nur!“
    „Das ist mir egal! Wenn ich werde beleidigt, so bin ich ein wütender oder brüllender Löwe!“
    „Aber es liegt ja gar keine Beleidigung vor. Er hat Sie nur einen Lügner genannt!“
    „Nun, ist das keine Kränkung meiner Ehre?“
    „Nein, denn er hat die Wahrheit gesagt. Das Mädchen hieß Anita.“
    „Das ist aber nicht wahr!“
    „Es ist wahr. Wir wissen es aus einem ganz sichern Munde.“
    „Welcher Mund ist das?“
    „Der ihrige selbst.“
    „Sie – sie selbst soll es gesagt haben?“ fragte der Jude erschrocken.
    „Ja, Anita selbst.“
    „Wann denn?“
    „Gestern. Wissen Sie, als mein Freund draußen im Hof die Bilder ansah.“
    „Da war ich doch bei ihm und müßte von dem Gespräch etwas gehört haben.“
    „Ich habe Sie mit Absicht herein zu mir gerufen und zwar mehrere Male.“
    Der Jude starrte den Sprecher entsetzt an.
    „Er – er – hat mit – Anita geredet?“ fragte er fast stammelnd.
    „Ja.“
    „Wa – wa – was denn?“
    „Er hat sie retten sollen.“
    „Gott – der – der Gerechte!“
    Er ließ die Arme sinken und blickte ganz ratlos um sich.
    „Nun, gestehen Sie es ein?“
    Das Wort Gestehen brachte ihn schnell wieder zu sich. Er fuhr empor und rief:
    „Gestehen? Was soll ich gestehen?“
    „Daß es Anita war.“
    „Wie kann ich gestehen das? Ich weiß von keiner Anita etwas, kein Wort!“
    „Und doch war sie bei Ihnen?“
    „So muß sie sich haben geschlichen herein ohne meinen Willen und Erlaubnis.“
    „Ach so! Warum haben Sie sie dann aber eingesperrt?“
    „Eingesperrt?“ stieß er hervor.
    „Ja, eingeriegelt!“
    „Wer sagt das?“
    „Und sogar mit Stricken angebunden!“
    „Wo denn?“
    „Oben in der Kammer da über uns.“
    „Herr Zebaoth! Höre ich denn recht? Man sagt da Sachen, von denen ich kein Wort verstehe!“
    „Lügen Sie nicht! Wir sind dann gekommen und haben sie geholt.“
    „Sie – Sie – Sie sind das gewesen!“
    „Ah, jetzt verplappern Sie sich.“
    „Nein, nein! Ich weiß von nichts!“
    „So! Es war ungefähr um zwölf, als wir sie holten. Um zwei kamen die beiden Petruccio, um die Mädchens überhaupt abzuholen. Da vermißten Sie Anita und haben sie mit Lichtern und Laternen im ganzen Haus gesucht. Und jetzt sagen Sie, daß Sie von nichts wissen?“
    Der Jude sank auf den bereits erwähnten Papierstoß nieder und vergrub das Gesicht in die beiden Hände.
    Da trat der Kommissar zu ihm, legte ihm die Hand auf die Achsel und fragte:
    „Abraham, wollen Sie noch leugnen?“
    Bei dieser Berührung sprang der Gefragte schnell wieder auf und schrie:
    „Ja, ich leugne, ich leugne!“
    „Aber es nützt Ihnen nichts!“
    „Es nützt, es nützt, es muß nützen. Man macht nur Lügen, um mich zu verderben!“
    „Lügen? Schauen Sie sich die da an!“
    Er öffnete die Tür. Anita trat ein. Da taumelte Baruch Abraham zurück.
    „Das – das ist sie!“ stotterte er.
    „Ja, das

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