72 - Der Weg zum Glück 07 - Insel der Gefangenen
glänzendem Blech, mit Glassteinen besetzt.
„Dummes Zeug!“ rief der Polizist, indem er tat, als ob er ganz enttäuscht sei.
„Ja, dummes Zeug ist es!“ nickte Baruch Abraham lachend. „Nur zehn Gulden wert!“
„Und das haben Sie dem Herrn Hauptmann gezeigt, als er sich hier befand?“
„Ja, das!“
„Er sprach doch von Gold- und Silbersachen!“
„Es ist gewesen Zinn und Kupferblech.“
„Sollte man es denken!“
„Habe ich es nicht gesagt vorher, daß der Herr Hauptmann ist gewesen auch so betrunken wie ich? Er hat das Zinn angesehen für Silber.“
„Und das Glas für Edelsteine?“ lachte der Polizist. „Ei, ei, Herr Hauptmann! Ich habe geglaubt, hier einen kostbaren Fund zu machen, und nun finde ich solches Gerümpel!“
Sepp griff sich an die Stirn, kratzte sich hinter dem Ohr und sagte ganz verdrießlich:
„Das ist freilich eine verdammte Geschichte!“
„Ein großer Irrtum von Ihnen!“
„Ich muß mir doch einen gehörigen Kater angetrunken gehabt haben!“
„Ganz gewiß. Mein Besuch ist hier also vergebens. Ich muß Sie um Entschuldigung bitten, Herr Abraham. Sie sehen aber, daß ich es nicht zu verantworten habe.“
Der Jude holte tief Atem. Er glaubte, daß die Gefahr nun glücklich vorübergegangen sei, und antwortete darum im freundlichsten Ton:
„Ich habe nichts zu entschuldigen. Wenn die Herren von der Polizei tun ihre Pflicht, so ist es gut für alle ehrlichen Leute.“
„Ja, und Sie sind ehrlich. Das sehe ich jetzt. Wir wollen also gehen, Herr Hauptmann. Adieu!“
„Leben die Herren wohl!“ rief der Jude entzückt. „Und wenn Sie wieder mal was brauchen, so werden Sie willkommen sein dem ehrlichen und gefälligen Baruch Abraham!“
Er machte eine Verbeugung über die andere, und in seinem Ton klang ein solcher Spott, daß er schließlich selbst darüber erschrak und, um das wieder gutzumachen, den beiden höflich bis zur Türe nachfolgte.
Sie befanden sich bereits im Flur. Der Kommissar hatte schon den Drücker in der Hand, da drehte er sich noch einmal um, als ob er etwas vergessen habe und fragte:
„Ach, was mir da noch einfällt, Herr Abraham, haben Sie ein Dienstmädchen?“
„Nein, Herr Kommissar.“
„Ich glaube aber doch gehört zu haben, daß Sie vor einigen Tagen ein Mädchen mieteten.“
„Das wird sein ein Irrtum.“
„Hm! Sonderbar! Der Dienstvermittler Heiling soll sie Ihnen verschafft haben?“
„Das ist nicht wahr.“
„So, so! Entschuldigen Sie!“
Er tat, als ob er nun wirklich gehen wolle. Er öffnete die Haustür und trat halb auf die Straße hinaus. Das war das Zeichen für seine draußen postierten Leute. Er kam, wie unter einem neuen Gedanken, wieder herein, machte die Tür zu und sagte:
„Da fällt mir auch der Name ein. Anita Ventevaglio soll das Mädchen geheißen haben.“
„Ich kenne sie wirklich nicht.“
„Das wundert mich. Übrigens – kommen Sie doch noch einmal herein in die Stube! Die Sache ist zwar ganz und gar nicht wichtig, aber sehr, sehr interessant.“
Er schob den Juden in die Stube zurück, und auch der Sepp trat wieder ein.
„Sie haben wirklich kein Mädchen?“ fragte der Polizist abermals, aber im freundlichsten Ton.
„Nein. Ich habe niemals gehabt ein Dienstmädchen, weil Sarah, meine Frau, ist ein fleißiges Weib und macht alles allein.“
„Aber der Vermittler hat Ihnen doch in letzter Zeit mehrere besorgt.“
„Ach so! Hat er gesprochen davon?“
„Ja.“
„Nun, ich hab einen Geschäftsfreund auswärts, welcher mir hat gegeben den Auftrag, ihm zu versorgen ein gutes Mädchen.“
„Und das haben Sie getan?“
„Ja.“
„Hat er eine behalten?“
„Wie kann ich das wissen? Ich habe ihm geschickt die Mädchens. Ob er behalten hat eine, das hat er mir nicht geschrieben.“
„Haben Sie ihm auch die Anita geschickt?“
„Jedenfalls, wenn sie gewesen ist hier bei mir. Den Namen habe ich mir nicht gemerkt.“
„Wann haben Sie ihm die letzte geschickt?“
„Vor einer Woche.“
„Und dann später ist kein Mädchen wieder bei Ihnen gewesen?“
„Nein.“
„So hat man sich abermals in Ihnen geirrt.“
„Geirrt? Hat man gesagt etwas von mir?“
„Ja, gewiß.“
„Darf ich es erfahren?“
„Eigentlich nicht. Es ist Amtsgeheimnis; aber da ich mich überzeugt habe, daß es nur eine leere Rederei war, so will ich es Ihnen sagen. Man hat nämlich behauptet, daß Sie mit Mädchen handeln.“
Der Jude machte die Gebärde des Erschreckens.
„Gott der Gerechte! Wie
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