Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
72 - Der Weg zum Glück 07 - Insel der Gefangenen

72 - Der Weg zum Glück 07 - Insel der Gefangenen

Titel: 72 - Der Weg zum Glück 07 - Insel der Gefangenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
Ob das alles so geschehen ist?“
    „Ja, wer das wissen tät.“
    „Der geistliche Herr sagt, das wären die Gottheiten von Schweden und Norwegen und Deutschland gewest. O Sappermenten, muß das ein Himmel gewest sein.“
    „Der gefallt dir wohl?“
    „Hast denn nicht die Göttin sehen und auch singen hört? Wie schön war die, wie schön!“
    Er faltete die Hände.
    „Die tätst wohl gleich heiraten?“
    „Auf der Stell, gleich vom Teller weg!“
    „O du alter, sakrischer Bub! Jetzund ist dir wohl deine Frauen nicht mehr schön und gut genug!“
    „Ach, red' nicht so! Das ist doch was ganz anderes. An so eine Göttin dürft unsereins nicht denken, selbst wann man noch mal jung und ledig wär!“
    „Hast sie denn richtig anschaut?“
    „Ja.“
    „Und sie auch erkannt?“
    „Sie hat ein Gesicht habt fast wie die Leni.“
    „Die war's ja auch!“
    „Was? Die Leni? Du, ist die denn wirklich gar so schön und fein?“
    „Was fragst noch! Hast's ja sehen!“
    „Wer hätt das denken könnt! Die Muren-Leni! Und welch eine Stimm!“
    „Ja, so schön ist meine nicht!“
    „Sei stark, Frau! Wirst doch nicht etwa gar eifersüchtig sein wollen!“
    „Gar nicht! Du wärst der Richtige, der einer andern den Kopf verdrehen tät!“
    „Jetzund nicht mehr, aber früher!“
    „Schweig! Denk lieber an ein ruhig End als an solche Dingen! Hast auch den Gott sehen, der da links stand und so verschrocken tat, als sie kam? Er ist ihr Mann worden?“
    „Den hab ich wohl sehen.“
    „Nun, wer war's?“
    „Fast hat er Ähnlichkeit mit unserm Anton habt.“
    „Er war's ja selber!“
    „Wie? Was? Der Anton wär's gewest?“
    „Jawohl.“
    „Das kann ich mir nicht denken!“
    „Er ist ja Sänger und spielt im Theater!“
    „So meinst wirklich, daß er's war?“
    „Ganz gewiß!“
    „Du, dann können wir mal stolz sein! Der Anton ein Gott! Und was hat er für ein Gewandl habt!“
    „Ja, er ist alleweil ein sauberer Bub.“
    „Nun haben wir ihn sehen und wissen genau, daß er da ist. So werden wir wohl auch mit ihm reden dürfen.“
    „Gar wohl. Wir wollen's dem Grafen sagen, der ihn heut noch nicht funden hat.“
    „Ist der auch hier?“
    „Ja, da oben schaut er aus der Kapellen heraus. Guck, er nickt uns zu!“
    „Ja, er ist ein gar freundlicher Herr!“
    Schon begann die Introduktion zum zweiten Akt. Derselbe spielte in Ods Felsenburg. Der Gang der Handlung war einfach. Od hatte seiner Gemahlin Freya die Treue gebrochen und eine Geliebte in seine Burg genommen. Diese umstrickte ihn so, daß er Freya verstieß.
    Anton spielte seine Rolle meisterhaft. Liebe und Wut, Entzücken und Reue tobten in ihm. Hatte er nicht auch Leni verstoßen? Hatte sie ihn nicht angefleht damals grad wie jetzt?
    Und ganz ebenso gab Leni ihre Rolle geradezu hinreißend. Sie gedachte der Zeit, in welcher Anton von ihr gegangen war, in welcher der Schmerz um ihn in ihr genagt hatte. Der Rolle gemäß mußte sie vor dem Ungetreuen niederknien, um ihn um Entfernung der Nebenbuhlerin zu bitten. Seine Antwort war, daß er sie verstieß und vor die Götterburg bringen ließ. Bereits am Tor derselben stehend, wandte sie sich noch einmal um, erhob verzweifelnd ihre Hände und sang:
    „Stirb, meine Seele, brich, mein Herz!
Tor, wirf den Blitz mir an die Stirn!
In meinen Adern rast der Schmerz,
Und Wahnsinn tobt mir durch das Hirn!“
    Dann wurde sie hinausgeschleift. Das war so überwältigend gegeben, daß die Zuschauer sich von tiefem Grauen gepackt fühlten.
    „Du“, flüsterte der alte Warschauer seiner Frau zu. „Mit dem Anton bin ich gar nimmer zufrieden.“
    „Warum?“
    „Weil er sich an das andre Weibsbild hangen hat und die Leni verstößt. Eine Schönere und Bravere kann er doch gar nimmer bekommen!“
    „Ja, ich weiß auch nicht, was er denkt.“
    „Wir müssen ihm den Kopf zurechtsetzen, wann wir mit ihm reden!“
    „Das müssen wir freilich, und zwar richtig und gehörig. Er muß den Verstand verloren haben!“
    „Das möcht man fast denken!“
    „Er hat schon damals so schlimm an ihr handelt, und nun tut er's wieder, wo sie doch tausendmal schöner ist als früher!“
    „Und sogar seine Frau!“
    „Ist sie das?“
    „Ja. Hast's denn nicht sehen und hört, daß der alte oberste Gott mit dem langen Bart, den's Odin nennen, sie mitnander zusammentan hat?“
    „Das war eine Trauung?“
    „Freilich!“
    „Was! So sind sie nun richtig Mann und Frau worden?“
    „Natürlich.“
    „So können's doch gar nie wieder

Weitere Kostenlose Bücher