72 - Der Weg zum Glück 07 - Insel der Gefangenen
mit?“
„Nein.“
„So werde ich Sie zwingen.“
„Das vermögen Sie nicht, denn schlüge ich mich mit Ihnen, so würde dann ich meine Satisfaktionsfähigkeit einbüßen, und gegen etwaige Gewalttätigkeiten gibt es Gesetze und polizeilichen Schutz.“
Anton zog die Arme ein und duckte seinen Oberkörper, als halte er sich sprungbereit.
„Sehen Sie dort!“
Bei diesen Worten deutete der Graf nach dem Eingang. Dort standen mehrere Polizisten. Sie waren für alle Fälle requiriert worden, und der alte Sepp, der alles beobachtete, hatte sich dorthin postiert, als er sah, daß Anton zum Grafen und der Leni eilte.
„Alle tausend Teufel!“ zischte der Sänger. „Sie haben also wirklich Polizei geholt.“
„Wie Sie sehen.“
„So fürchten Sie sich vor mir?“ lachte er höhnisch.
„O nein. Aber es galt, auf alle Fälle meine Dame zu schützen. Gegen einen anständigen Gegner hätte ich ausgereicht.“
„Sie haben den Teufel zu schützen, nicht aber die Leni, welche mir gehört!“
„Ihnen? Davon weiß ich kein Wort!“
„Sie wissen, daß sie meine Geliebte ist!“
„Das ist mir unbekannt!“
„Daß sie es wenigstens war!“
„Daß Sie sich gekannt haben, weiß ich; aber von einem wirklich innigen Verhältnisse, von einem näheren Umgang war keine Rede.“
„Das war und ist nicht nötig. Sie war, ist und bleibt meine Geliebte, mein Eigentum!“
„Signor Criquolini, Sie befinden sich da in einem gewaltigen Irrtum. Soviel ich weiß, ist Fräulein Leni allerdings verlobt, aber nicht mit Ihnen.“
„So? Mit wem denn?“
„Der Betreffende steht vor ihnen.“
Er deutete dabei auf sich selbst.
„Was, was wollen Sie damit sagen?“
„Daß Signora Ubertinka seit kurzem meine Verlobte, meine Braut ist.“
Es war, als ob Anton zu Stein erstarre. Er sah die beiden nicht an, sondern hier war der vulgäre Ausdruck ganz am richtigen Platze: er glotzte sie an. Sein Blick war völlig ausdruckslos, und kein Zug seines Gesichtes bewegte sich.
„Ihre Ver – lob – te!“ stammelte er.
„Wie Sie hören!“
„Ih – re – Braut!“ fuhr er mühsam fort. „Das – das – ist – nicht – möglich!“
„Ich sage es Ihnen und versichere, daß ich noch nie wissentlich die Unwahrheit gesagt habe.“
„Ist's – wahr – Leni?“
„Ja“, antwortete sie, indem sie den Arm um den Grafen legte: „Ich bin so unendlich glücklich, die Braut Arnims zu sein.“
„Ar – nim! Arnim nennt sie ihn! Da ist es wahr; da ist es freilich wahr!“
Er legte die Hand vor die Augen, als ob ihn ein plötzliches, grelles Licht blende und wendete sich von ihnen ab.
Wankenden Schrittes und unsicheren Ganges bewegte er sich über die Bühne, dahin, wo seine Eltern standen. Aber er beachtete dieselben nicht; er blickte sie gar nicht an, sondern er schritt an ihnen vorüber.
„Anton, hier sind wir!“ sagte seine Mutter.
Er hörte es nicht.
„Anton, Anton! Siehst uns denn nicht?“
Er ging weiter, in den Gang hinein und trat in sein Garderobezimmer, dessen Tür er hinter sich verriegelte.
„Das hat ihn getroffen!“ sagte der Graf.
„Sehr, sehr, wie ein Schlag!“ nickte Leni.
„Ich wünsche, daß es nicht von kurzer Wirkung für ihn sei. Vielleicht bessert es ihn.“
„Ich möchte darum beten! Vielleicht wird er nun seinen Eltern ein braver Sohn.“
„Wenn er sich nur nicht noch mehr verhärtet!“
„Dagegen wollen wir sorgen. Wenn wir ihn jetzt allein lassen, so nimmt wohl der Zorn und die Verbitterung die Oberhand.“
„Willst etwa du zu ihm?“
„Nein, o nein. Ich habe deine Geduld bereits allzusehr mit ihm in Anspruch genommen. Ich werde ihm eine andere senden, welche, so Gott will, mehr Macht über ihn hat als ich.“
Sie trat zu Antons Eltern und wurde von dessen Mutter im ängstlichen Ton angesprochen:
„Was ist's mit dem Anton? Was hat er mit dir habt?“
„Er hat etwas erfahren, was er nicht für möglich gehalten hat.“
„Er sah so ganz verschrocken aus, so wie ich ihn im Leben noch gar nie sehen hab.“
„Es mag ihn allerdings angriffen haben.“
„Was hast ihm denn sagt, daß er darüber gar so ganz von sich kommen ist.“
„Daß ich verlobt bin!“
„Verlobt? Wie? Hast einen Bräutigam?“
„Ja.“
„Herrgott! Wer ist's denn?“
„Graf Senftenberg.“
„Mit dem jetzt tanzt hast?“
„Ja.“
„Leni, was sagst! Der wird dein Mann?“
„Ja, meine liebe Mutter Warschauer.“
„So wirst gar so reich und eine Gräfinnen?“
Die alte
Weitere Kostenlose Bücher