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72 - Der Weg zum Glück 07 - Insel der Gefangenen

72 - Der Weg zum Glück 07 - Insel der Gefangenen

Titel: 72 - Der Weg zum Glück 07 - Insel der Gefangenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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mußt's du und der Vatern. Es ist euer.“
    „Was!“ rief sie fast bestürzt. „Unser soll es sein? So ein großes Geld!“
    „Es ist euer. Ihr sollt euch das Häusle vorrichten. Das übrige tun wir auf Zinsen, von denen ihr leben könnt.“
    „Dann hast doch du aber nix!“
    „Oh, ich hab noch hier in der Börs lauter Goldstückerln, fast an die tausend Mark. Für die heutige Vorstellung erhalte ich auch ein fein Spielhonorar. Das kann ich ja gar nicht verbrauchen. Und nun nehm ich ein Engagement an einem großen Theater; oder ich geb Konzerten. Da sollst halt schauen, was für ein Geldl ich verdienen tu.“
    „Und das darf der Vatern wissen?“
    „Natürlich muß er es wissen!“
    „Herrgott, Herrgott! Was für ein Glück ist das, was für ein Glück!“
    „Wo ist er denn?“
    „Draußen wird er noch stehen, im Himmel, wo die Götter wohnten.“
    „So werd ich ihn gleich holen.“
    „Nein, ich hol ihn, ich selbst!“
    Sie eilte hinaus und kehrte nach wenigen Minuten mit ihrem Mann zurück. Die nun folgende Szene läßt sich gar nicht beschreiben. Die beiden Elternherzen konnten die Wonne kaum fassen, und Anton lag entzückt bald an der Brust der Mutter und bald am Herzen des Vaters. Er war ja niemals ein wirklich böser, schlechter Mensch gewesen, und wenn seine Eltern seinen Leichtsinn verzeihen, so durften andere sich nicht unterfangen, ihn zu verdammen.
    Er war ein armer Teufel gewesen, ungewohnt, mit dem Geld umzugehen. Als ihm dann das Glück und seine Stimme so große Summen in den Schoß warfen, war es da zu verwundern, wenn er sich selbst für eine Zeit verlor?
    Es ist ja ein ewig wahres Bibelwort: „Ich aber sage euch, im Himmel wird mehr Freude sein über einen Sünder, der Buße tut, als über neunundneunzig Gerechte!“
    Als sie sich dann endlich ausgesprochen hatten, kehrten sie auf die Bühne zurück, wo die glücklichen Paare sich fleißig im Tanz drehten.
    Leni sah sie kommen. Sie machte den Grafen auf die frohen Gesichter aufmerksam:
    „Schau den Anton an, lieber Arnim! Was sagst du zu seinem Gesicht?“
    „Hm! Seine Augen strahlen vor innerer Fröhlichkeit. Ich glaube, meine Leni hat da wirklich etwas Gutes angestiftet.“
    „Ich hab auch still zum Herrgott gebetet, daß er es gelingen lassen möge.“
    Da kam Anton herbei. Er streckte dem Grafen die Hand entgegen und sagte:
    „Ich komme, um mir Ihre Verzeihung zu erbitten. Werde ich sie erhalten?“
    „Gern, Herr Warschauer.“
    „Und bin ich so ein schlechter Kerl, daß Sie mir Ihre Hand nicht geben?“
    „Nein. Sie sind ein anderer, wie ich zu meiner großen Freude sehe. Hier ist die Hand. Hoffentlich darf ich Sie nun wieder zu den Ehrenmännern rechnen.“
    „Fragen Sie meine armen, alten, guten Eltern. Die werden Ihnen sagen, unter welche Abteilung von Menschen ich jetzt nun zu rechnen bin. Und nun erlauben Sie mir auch, ein Wort zu Ihrer Braut zu sagen!“
    Als er jetzt das herrliche Mädchen mit ruhigem, leidenschaftslosem Blick betrachtete, sah er erst voll und ganz, was er verloren hatte. Es überkam ihn unendlicher Schmerz. Seine Augen füllten sich mit Tränen, und seine Stimme klang zitternd, als er sagte:
    „Ich bin nicht gut gegen Sie gewesen, Leni, aber ich erleide meine Strafe, und so möchte ich Sie bitten, mir nicht mehr so gram zu sein wie bisher. Wollen Sie?“
    „Anton, ich war stets Ihre Freundin und bin es auch noch jetzt“, antwortete sie tief gerührt.
    „Und wollen Sie es auch ferner bleiben, wenn natürlich auch nur aus der Ferne?“
    „Gewiß. Sie sind brav. Sie sind für eine kurze Zeit am Herzen krank gewesen; aber jetzt sind Sie wieder gesund und werden es hoffentlich auch ferner bleiben.“
    „Ja, ich bleibe es. Ich war sehr, sehr krank. Mein Arzt aber sind Sie gewesen. Das werde ich Ihnen nicht vergessen. Es hat bitter weh getan, sehr, sehr weh. Nun aber bin ich kuriert und gebe Ihnen eine Hand des Dankes. Werden Sie mir nicht mehr zürnen?“
    Sie schüttelte ihm nach kräftiger Gebirglerweise die dargebotene Hand und antwortete:
    „Ich zürne nicht mehr. Haben Sie schon eine Dame, mit der Sie zu Tisch gehen?“
    „Ja.“
    „Wer ist es?“
    „Natürlich meine Mutter. Ich bin stolz auf sie.“
    „Das ist sehr schön! Anton, dafür muß ich Ihnen gut sein. Richten Sie es so ein, daß Sie neben mich zu sitzen kommen!“
    „Ist das Ihr Ernst?“
    „Ja. Und noch eins!“
    Sie sah auf ihre Tanzkarte und fuhr dann unter einem neckischen Lächeln fort:
    „Ich habe da noch einen Walzer

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