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72 - Der Weg zum Glück 07 - Insel der Gefangenen

72 - Der Weg zum Glück 07 - Insel der Gefangenen

Titel: 72 - Der Weg zum Glück 07 - Insel der Gefangenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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andere. Es ist sehr gut, daß ich noch nicht dort gewest bin. Jetzund kann ich mich danach verhalten. Ich hab Zimmer in der ersten Etagen für Herrn Ludwigen zu bestellen. Für mich wollte ich eins in der zweiten Etagen nehmen. Nun aber werde ich zwei Stuben nehmen, eine für mich und eine für die Anita. Ich werd gleich, wann ich sie bestell, sagen, daß meine Tochter mit dem letzten Zug ankommen wird.“
    „Könntest denn noch so eine junge Tochter haben?“
    „Warum nicht? Und wannst meinst, daß es besser sei, so werd ich sie für meine Enkelin ausgeben.“
    „Das ist jedenfalls besser. Aber denk daran, wie sie gekleidet ist!“
    „Das macht mir halt keine Schmerzen. Diesem Fehler kann leicht abgeholfen werden. Wir kaufen ihr, was sie braucht.“
    „Das müßte aber vorher geschehen.“
    „Versteht sich ganz von selbst. Ihr könnt bis neun Uhr zu dem Juden kommen. Bis dahin haben wir genug Zeit, einen Anzug zu kaufen.“
    „Nicht nur einen Anzug, sondern auch Wäsche!“
    „Bist ja recht fürsorglich, Hans!“
    „Ich bin derjenige, an den sie sich gewendet hat, und so bin auch ich es, der für sie sorgen will. Später soll sie bei meinen Eltern in der Talmühlen wohnen.“
    „Du, dieser Gedank ist nicht ganz übel. Das könnt das allerbeste für sie sein.“
    „Ich denk dasselbige auch. Also wir müssen ihr alles kaufen, auch einen Schirm und Handschuh und einen Hut nebst Schleier, den sie übernehmen muß, wann sie in das Hotel kommt, damit ihr Gesicht nicht gesehen wird.“
    „Ja, das ist schon alles gut. Aber wer gibt mir denn das viele Geld dazu her?“
    „Ich.“
    „Schön! Und ich werd's derweilen auslegen.“
    „Das ist nicht nötig. Ich hab Geld.“
    „Schweig, Hans! Du mit deinen paar Kröten brauchst nicht so dick zu tun. Da bin ich ein noch ganz anderer Kerlen. Du hast noch für dich zu sorgen; ich aber kann eher ein Geldl für andere ausgeben. Es fragt sich nur, ob ihr das, was wir kaufen, auch passen wird.“
    „Warum nicht? Ich kenne ja ihre Gestalt.“
    „Ist sie groß?“
    „Nein. Du mußt grad so tun, als obst die Sachen für meine Schwester kaufen wolltest, das Lisbetherl.“
    „Hat sie denn die ihrige Gestalt?“
    „Ganz genau.“
    „So mag's gehen. Wann wir nur einen Ort finden, an welchem sie sich ungestört umziehen kann, bevor ich sie mit in das Hotel nehme.“
    „Das ist gar nicht nötig“, meinte Max. „Sie braucht ja gar nicht den ganzen Anzug anzuziehen. Wann sie einstweilen einen Regenmantel übernimmt, Stiefeletten, Handschuh, den Hut und Schleier dazu, so ist's genug.“
    „Richtig. Das übrige kann sie in dem Hotel anlegen. Da hast recht. Ich möcht das Gesicht sehen, welches der Jude machen wird, wann er am nächsten Morgen bemerkt, daß sie fort ist.“
    „Es ist ihm zu gönnen.“
    „So hältst ihn also wirklich für einen schlechten Kerlen?“
    „Natürlich! Wer so ein braves Dirndl unglücklich machen will, der ist jedenfalls schlecht. Wer weiß, was für andere Sachen er außerdem noch macht, denn er korrespondiert unter einem falschen Namen.“
    „So? Mit wem denn?“
    „Das weiß ich nicht. Die Brief kommen aus Wien.“
    „Das weißt auch schon?“
    „Ja. Er sprach mit seiner Frau davon. Sie sollt nachsehen, ob ein Brief poste restante da war an Herrn Gärtner.“
    Der Sepp fuhr von seinem Stuhl auf und rief:
    „Was sagst da?“
    „Hast's nicht verstanden?“
    „Wie war der Name?“
    „Herr Gärtner.“
    „Das hast richtig hört?“
    „Ganz genau und der Johannes ebenso.“
    „Sappermenten! Wann's wahr wär!“
    „Was denn?“
    „Einen Herrn Gärtner such ich mir.“
    „Wo? Hier etwa?“
    „Wo er zu finden ist, das hab ich nicht wußt. Aber es scheint, daß er hier wohnt. Verzähl mir doch mal ganz genau, was der Jud mit seiner Frauen sprochen hat!“
    Max wiederholte die Worte, welche das Ehepaar miteinander gewechselt hatte. Da schlug der Sepp mit der Faust auf den Tisch, daß die Biergläser wackelten und sagte, aber leise, denn er bemerkte, daß die anderen Gäste auf sein Gebaren aufmerksam geworden waren:
    „Hol's der Teufel, es ist so! Ich bin auf der ganz richtigen Spur. Ich hab den Kerl!“
    „Wen meinst denn?“
    „Den Juden. Wie heißt er gleich?“
    „Baruch Abraham!“
    „Schön! Diesen Namen werd ich mir sehr genau merken, denn es ist der Nam von einem Kerlen, mit dem ich ein Wort zu reden hab.“
    „Was ist denn mit ihm?“
    „Er handelt mit Dirndln.“
    „Wieso handeln?“
    „Könnt ihr euch das nicht

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