72 - Der Weg zum Glück 07 - Insel der Gefangenen
dieser kehrte ihm gerade jetzt den Rücken zu. Ein schneller, leiser Griff – der Schlüssel hing da und befand sich im nächsten Augenblick in Maxens Tasche.
Dieser kehrte wieder zu den beiden andern zurück und beteiligte sich nun in der Weise an dem Handel, daß Max das Bild für fünfundzwanzig Gulden erhielt.
„Ich tue einen Schwur bei dem Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs“, sagte der Jude, „daß ich so ein Bild noch nie so billig verkauft habe. Aber ich bin gewesen nobel, weil ich denk, daß die hohen Herren nun werden auch sein nobel.“
„Natürlich sind wir das: Wir werden den Preis sofort bezahlen.“
„Das versteht sich ganz von selbst. Das ist es auch gar nicht, was ich meine.“
„Was denn?“
„Ich meine das Versprechen, welches mir haben die Herren –“
„Welches Versprechen?“
„Das von dem Wein und den Zigarren.“
„Ach so! Das war ja Scherz.“
Er tat nur so, daß der Jude nicht denken solle, es liege ihnen viel daran, ihn zu entfernen.
„Gott der Gerechte! Wer wird sprechen von einem Scherz, wenn es ist gewesen Ernst.“
„Von Ernst ist keine Rede.“
„So hätten Sie geben müssen für das Bild wenigstens fünfzehn Gulden mehr.“
„Reden Sie nicht, Alter! Wir haben es wirklich teuer genug bezahlt.“
„Wenn die Herren sprechen und handeln in dieser Weise, so sind sie freilich nicht so nobel wie der arme Baruch Abraham, welcher ihnen hat geschenkt den halben Preis des Bildes, weil er hat geglaubt, daß sie werden halten das gegebene Wort.“
„Nun, das wollen wir freilich nicht von uns sagen lassen. Gibt es denn hier in der Nähe eine passende Restauration?“
„Warum sollte es nicht geben hier eine solche. Trinken wir nicht auch gern ein Weinchen von guten Eigenschaften? Und muß nicht liegen die Weinstube ganz in der Nähe, weil wir nicht haben Zeit zu laufen weit weg von daheim?“
„Wo ist es denn?“
„Nur drei Häuser von hier, wo da geht das Seitengäßchen ab nach rechts. Dort gibt es einen koscheren Wein, auch Knoblauch und Zwiebeln, sogar Cognac mit Sardellen und Austern. Die Herren werden finden alles, was ihr Herz begehrt.“
Die Lage der Weinstube war den beiden höchst angenehm. Mit Hilfe des erwähnten Seitengäßchens konnten sie in einer Minute hinter den Hof des Juden gelangen. Auf diese Weise hofften sie bei der Entführung nur wenig Zeit verbringen zu müssen, so daß ihre Entfernung gar nicht auffallen konnte. Darum antwortete Max:
„Gut, so gehen wir mit, natürlich vorausgesetzt, daß das Lokal ein anständiges ist.“
„Anständig? Warum soll es nicht sein anständig? Verkehren doch da lauter feine Leute!“
„Oho!“
„Ja. Und speist man da die größten Delikatessen per Karte und auch per Menü, wie man hat die Zeit, die Lust und das Geld.“
„Schön! Wollen sehen.“
„Nehmen die Herren die Bilder und Bücher gleich mit?“
„Nein. Wir lassen die Sachen durch den Packträger holen, morgen vormittag gleich.“
„So können wir gehen. Ich muß aber erst sehen, ob alles in Ordnung ist im Haus und im Hof.“
Das war gefährlich. Er konnte ja leicht auf den Gedanken kommen, den Schlüssel dabei gebrauchen zu müssen. Darum entgegnete Max:
„Halt, Baruch Abraham, das paßt uns nicht. Es fällt uns nicht ein, so lange auf Sie zu warten.“
„So gehen Sie voran!“
„Auch das fällt uns nicht ein. Wer mit uns trinken will, kann auch mit uns gehen.“
„So will ich sagen Sarah, meiner lieben Frau Gemahlin, wohin ich gehe!“
„So lange warten wir allenfalls.“
„Dann bitt ich die Herren, zu warten draußen vor der Haustür auf mich.“
Also nicht einmal im Gewölbe, nicht einmal im Hausflur ließ er sie warten. Wie leicht hätten sie auf die Idee kommen können, etwas von seinem alten Rummel zu stehlen!
Sie taten ihm den Willen und gingen vor das Haus, während er das Gewölbe zuschloß und dann zu seiner Frau hinaufging.
Als sie sich draußen umblickten, sahen sie Sepp an einer dunklen Haustür lehnen.
„Pst, Sepp!“ machte Max.
Der Alte kam schnell herbeigehuscht. Es befand sich auf der Gasse ja kein Mensch, der das hätte beobachten können.
„Was gibt's denn?“
„Willst du etwa nachher so tun, als ob du mit ihm hast reden wollen?“
„Jawohl.“
„Er ist eben bei seiner Frau, um ihr zu sagen, wohin er geht.“
„Schön! So werde ich zum Schein bei ihr fragen. Gut, daß du mir das sagst.“
„Wir gehen nur drei Häuser weit bis an das Gäßchen dort.“
„Das ist sehr gut. Da es
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