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72 - Der Weg zum Glück 07 - Insel der Gefangenen

72 - Der Weg zum Glück 07 - Insel der Gefangenen

Titel: 72 - Der Weg zum Glück 07 - Insel der Gefangenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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wir dich troffen haben. Vielleicht kannst uns mit Rat und Tat beistehen.“
    „So! Was ist das denn?“
    Max blickte Johannes fragend an. Dieser sagte in nicht zustimmendem Ton:
    „Überleg's halt erst, obst's ihm sagen darfst!“
    „Warum?“
    „Vielleicht ist er dagegen.“
    „So können wir trotzdem tun, was wir wollen.“
    „Dann nicht mehr. Er wird uns hindern.“
    „Nein. So ist der Sepp nicht. Wenn er auch nicht mittut, so wird er doch nicht so feindselig sein, uns was in den Weg zu legen.“
    „Meinst? So sag es ihm! Seinen Rat werden wir doch wohl gut brauchen können.“
    Sepp hatte während dieser kurzen Zwiesprache die beiden verwundert angeschaut. Jetzt sagte er in halb verdrießlichem Ton:
    „Ja, was ist denn das? Das klingt ja grad so, als ob ihr gar kein Vertrauen zu mir hättet und als ob ich ein Kerlen sei, der seinen besten Freunden Schaden macht!“
    „Nein, das hat der Johannes nicht gemeint“, antwortete Max.
    „Aber es hat ganz so klungen.“
    „Das mag sein, doch kannst dir denken, daß wir grad zu dir ein Vertrauen haben wie zu keinem andern.“
    „So! Also ist's was, wozu ein großes Vertrauen gehört?“
    „Ja, es ist was, was nicht oft vorkommen tut und was man eigentlich nicht machen darf.“
    „Also etwas Verbotenes?“
    „Freilich, Sepp.“
    „So laßt es lieber sein!“
    „Das geht nicht. Wir müssen es tun, denn wir haben es uns und auch ihr versprochen.“
    „Ihr habt es ‚ihr‘ versprochen? Wer ist denn diese ‚Ihr‘ oder diese ‚Sie‘? Ein Frauenzimmer?“
    „Ja, ein junges Mädchen.“
    Der Sepp zog ein langes, lustiges Gesicht und meinte:
    „Ah, ein junges Mädchen! Das ist ja sehr interessant. Ihr habt hier also bereits so eine Bekanntschaften macht?“
    „Zufällig.“
    „Weiß schon! Denn solche Bekanntschaften macht man ja nur zufällig. Ist sie denn hübsch?“
    Bevor Max antworten konnte, fiel Johannes ein:
    „Sehr hübsch, Sepp, sehr!“
    Er sagte das in einem so begeisterten Ton, daß der Alte lachend ausrief:
    „So! Also du bist's, dem sie gefallen hat, du? Schaust dich auch allbereits nach Weibern um?“
    „So ist's nicht gemeint. Sie bedarf unserer Hilfe und wir haben ihr dieselbige zugesagt.“
    „Eurer Hilfe? Jetzund wird die Sach erst richtig hübsch. Seid ihre denn gar so tüchtige Kerlen, daß die jungen Mädeln bereits eure Hilf erbitten?“
    „Sepp, es ist ja nicht so was, wie du denkst!“
    „So! Was denk ich denn?“
    Johannes errötete und antwortete in ungewissem Ton:
    „Vielleicht meinst, daß es eine Liebschaft ist.“
    „Ja, das mein' ich allerdings.“
    „So irrst dich gewaltig.“
    „Wirklich? Aber du machst gar nicht so ein Gesicht, als ob ich mich irren tät.“
    „Was für ein Gesicht mach ich denn?“
    „So eins, wie ein Verliebter macht, der bei seinem Dirndl im Heimgarten derwischt worden ist.“
    „Schweig, Sepp! Das mag ich nicht hören!“
    „Ja, wenn man einem die Wahrheit sagt, so will er sie nicht hören, das weiß ich schon.“
    „Wir werden dir verzählen, wie die Sach ist.“
    „Ja, laßt's doch mal hören!“
    Er nahm einen gewaltigen Schluck Bier und setzte sich zurecht, als ob er im Begriff stehe, eine sehr wichtige Kunde zu vernehmen.
    Johannes machte erst ein Gesicht, als ob er reden wolle, schluckte aber den Anfang wieder hinab und blickte Max hilfesuchend an. Dieser erklärte:
    „Weißt, Sepp, von einer Liebschaften kann gar keine Reden sein, weil wir sie erst einmal gesehen haben.“
    „Das ist genug“, meinte der Alte. „Zuweilen ist die Lieb gleich beim ersten Mal da.“
    „Hier aber nicht, denn wir haben sie nicht mal richtig sehen können, nur einen halben Augenblick.“
    „Auch das genügt, denn die Lieb braucht nicht mal einen halben Augenblick. Also ihr habt sie nur so einen Moment sehen und wißt doch bereits, daß sie eurer Hilf bedarf? Hm!“
    „Sie hat's dem Johannes heimlich sagt, daß sie entfliehen will.“
    „Sapperment! Entfliehen!“
    „Ja, sie kann es nicht aushalten!“
    „Und dabei sollt ihr ihr helfen?“
    „Sie hat uns drum gebeten.“
    „Ist sie denn eine Gefangene?“
    „Nicht ganz.“
    „Wie soll ich das verstehen? Wann sie keine Gefangene ist, braucht sich doch nicht auszureißen.“
    „Sie wird gefangengehalten, aber nicht von den Behörden, sondern von einem Juden.“
    „Das darf er doch nicht!“
    „Er muß doch ein gewisses Recht dazu haben.“
    „So? Ein Recht? Hat sie das etwa sagt?“
    „Sie hat sagt, daß er ihre Unterschrift in

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