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72 - Der Weg zum Glück 07 - Insel der Gefangenen

72 - Der Weg zum Glück 07 - Insel der Gefangenen

Titel: 72 - Der Weg zum Glück 07 - Insel der Gefangenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Johannes ein.
    „Ja. Da hast du sie nun heut sehen und allsogleich den Narren an ihr gefressen.“
    „Nein, das nicht.“
    „Was sonst?“
    „Es ist das reine Mitgefühl.“
    „Ja, und grad das allerreinste Mitgefühl, das wird im gewöhnlichen Leben Liebe genannt.“
    „Wie kannst du so etwas sagen!“ rief Johannes, indem er im ganzen Gesicht erglühte.
    „Schweig! Ich hab halt auch mal so ein reines Mitgefühl empfunden. Also herausholen wollt ihr sie. Wie? Das wollen wir jetzund noch nicht fragen. Zuvor müßt ihr mir sagen, was ihr mit ihr vorzunehmen gedenkt.“
    „Das wissen wir noch nicht.“
    „Das ist freilich schlimm. Wollt ihr sie etwa dem alten Maler zurückgeben?“
    „Auf keinen Fall.“
    „Schön! Wann ihr das tätet, so ginge ja ihr Leiden grad von vorn wieder los. Wollt ihr sie hier in Triest lassen?“
    „Auch nicht.“
    „Warum nicht?“
    „Der Maler könnte sie finden oder auch der Jude.“
    „So soll sie also fort von hier. Aber wohin?“
    „Vielleicht weißt du einen Ort.“
    Der Alte zog ein außerordentlich pfiffiges Gesicht, nickte Johannes zu und antwortete:
    „Am liebsten nähmst sie wohl mit?“
    „Ja, das wär das allerbeste.“
    „Da bist wenigstens aufrichtig. Nun, ich hab ja nix dagegen, wann sie will.“
    „Ob sie will, das wissen wir nicht.“
    „So müssen wir sie fragen. Jedenfalls will sie nicht zu dem Maler zurück. Hier wird sie auch nicht bleiben wollen, und so denk ich, daß sie sich gern entschließen wird, mit euch zu gehen.“
    „Das wäre schön! Das wäre prächtig!“
    „Meinst? Aber es geht doch nicht an.“
    „Nicht? Warum nicht?“
    „Weil so ein hübsches, junges Maderl doch nicht mit fremden Jungburschen reisen darf. Verstanden! Was würden die Leut dazu sagen!“
    „Was die sagen, das ist mir gleich!“
    „Das glaub ich wohl, aber dem Dirndl darf's nicht auch so gleichgültig sein wie dir.“
    „So soll sie wohl allein reisen?“
    „Warum nicht?“
    Der Alte machte bei dieser Frage wieder sein pfiffiges Gesicht. Johannes antwortete ihm:
    „Man weiß ja gar nicht, was so einem unerfahrenen Dirndl unterwegs passieren kann.“
    „Oh, das fährt mit der Eisenbahn, und heutzutag gibt's halt keine Raubrittern mehr. Wißt ihr denn, ob sie Geld zum Reisen hat?“
    „Jedenfalls hat sie keins; aber desto mehr haben wir.“
    „Ach so! Bist so reich, kleiner Hans?“
    „Ich hab fast tausend Gulden.“
    „Hm! Und die willst hergeben? Hast dir denn auch überlegt, wohin sie fahren soll?“
    „Nach Wien. Dahin reisen wir nach und dort wird es sich dann finden, was weiter geschieht.“
    „Ja, du handelst mit großem Gottvertrauen. Aber ich weiß vielleicht was viel Besseres.“
    „So sage es!“
    „Wie nun, wann sie mit mir fahren tät?“
    „Mit dir? Das wäre ja prächtig, wannst du dich ihrer annehmen wolltest!“
    „Nun, wannst mir ein gutes Wörtle gibst, so entschließ ich mich vielleicht dazu.“
    „Tu es, tu es!“
    Er reichte ihm bittend die Hände hin. Sepp schlug ein und lachte:
    „Ja, so ist's, dem alten Sepp wird eben alles auf den Rücken gebunden. Aber er ist das Schleppen gewöhnt, und so mag es halt sein.“
    „Wir danken dir, lieber Sepp! Nun ist doch schon die wichtigste Frage erledigt.“
    „Oh, die anderen sind halt ebenso wichtig. Wie wollt ihr sie denn herausbekommen?“
    „Wir gehen wegen dem Bild noch einmal hin und nehmen heimlich den Schlüssel weg. Das haben wir dir ja bereits gesagt.“
    „Ja, ich besinne mich darauf. Meint ihr denn, daß ihr den Schlüssel sogleicht bekommt?“
    „Wir müssen ihn haben, also werden wir ihn auch bekommen.“
    „Schön! Und dann wollt ihr den Juden betrunken machen? Das habt ihr euch gar nicht übel ausgedacht, ihr Sackermenter! Aber wohin dann mit dem Dirndl, wann es euch wirklich gelungen ist, sie herauszubringen?“
    „An irgendeinen verborgenen Ort.“
    „Das kannst bald sagen, aber du mußt ihn natürlich vorher wissen.“
    „Leider sind wir zu wenig bekannt hier.“
    „Und ich noch viel weniger. Und dennoch weiß ich bereits so einen passenden Ort.“
    „Ah? Welcher ist's?“
    „Kein verborgener, sondern ein sehr öffentlicher.“
    „Da sieht man sie doch!“
    „Schadet nix. Man wird sie da allerdings sehen, aber nicht erkennen. Dafür sorge ich.“
    „So sag, welchen Ort du meinst!“
    „Meinen Gasthof.“
    „Hotel Europa, wo du mit dem Könige wohnen willst.“
    „Ja.“
    „Du, das ist zu gefährlich!“
    „O nein, sondern es ist sicherer als alles

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