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72 - Der Weg zum Glück 07 - Insel der Gefangenen

72 - Der Weg zum Glück 07 - Insel der Gefangenen

Titel: 72 - Der Weg zum Glück 07 - Insel der Gefangenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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sie ihm nicht paßt. Solche Leutln, wie er einer ist, gehen halt nicht überall mit hin. Nein, ihr müßt ihm die Wahl lassen.“
    „So weißt du aber nicht, wo es ist.“
    „Ich werd's derfahren. Ich geh hinter euch her, wann ihr zu ihm geht, und bleib von fern so lang stehen, bis ihr herausi kommt. Dann lauf ich euch wieder nach. Auf diese Weis derfahr ich, wo ihr seid.“
    „Das kann angehen. Was aber dann?“
    „Nun, ich wart ein Weilchen und tret dann auch mit eini. Ich setz mich zu euch; aber ihr dürft mich nicht kennen. Das Übrige wird sich nachher finden.“
    „Wannst mit ihm allein reden willst, dürfen wir doch nicht dabei sein.“
    „Ich werd mit ihm allein sein, wann ihr das Dirndl holt. Das ist genug. Ihr könnt mir ja ein Zeichen geben, ob ihr den Schlüssel habt oder nicht.“
    „Wir bekommen ihn auf alle Fälle. Schwerer aber ist es, ihn wieder hinein an den Nagel zu bringen.“
    „Nix ist leichter als das.“
    „Wieso?“
    „Ich häng ihn hin.“
    „Du? Wie willst das anfangen?“
    „Auf das aller einfachste. Wann ihr das Dirndl habt, geht ihr mit demselbigen an einen Ort, wo es sich einstweilen verstecken muß, und dann kommt ihr wieder in die Restaurationen. Das könnt ihr alles so schnell macht haben, daß dera Jud denkt, ihr seid nur mal draußen im Hof gewest. Ihr gebt mir heimlich den Schlüssel, und ich geh mit dem Juden nach seiner Wohnung.“
    „Was willst dort?“
    „Eben den Schlüssel hinhängen“, lachte der Alte. „Frag mich nicht so viel, sonst wirst ganz irr. Es kann ja alles ganz anderst kommen, als wir es hier ausmachen. Darum ist's viel klüger, wir besprechen nicht alles auf das eingehendste. Jetzund ist's sieben Uhr. Wir wollen aufbrechen. Ich geh nach dem Hotel Europa und bestell meine Zimmer. Ihr wartet vor dem Haus auf mich.“
    „Wollen wir nicht lieber gleich die Sachen für Anita einkaufen? Die kannst's gleich mitnehmen.“
    „Hast auch recht.“
    Sie bezahlten ihre Zeche und gingen. Die kleinen Einkäufe waren bald besorgt. Was Anita gleich anlegen sollte, wurde in ein separates Paket getan, welches Johannes trug. Das andere nahm der Alte mit sich in das Hotel, vor welchem die beiden Freunde auf ihn warteten.
    Als er zurückkehrte, führten sie ihn zunächst nach der Hofseite der Judenwohnung und zeigten ihm das Mauerpförtchen. Dann wurde ein Platz gesucht, an welchem sich Anita für kurze Zeit allein verbergen konnte. Es fand sich sehr bald ein solcher.
    Ganz in der Nähe lag ein verwilderter Garten, der von einer trüben Straßenlaterne nur so spärlich erleuchtet wurde, daß der größte Teil desselben ganz im Dunkeln lag. Einige Zaunlatten waren abgebrochen, so daß ein nicht zu starker Mensch sehr leicht hineinkriechen konnte. Hier konnte Anita, wenn sie sich da in die Sträucher verbarg, von niemandem gefunden werden.
    Nun promenierten die drei noch so lange, bis es neun Uhr schlug. Dann begaben sie sich nach dem Gäßchen, in welchem der Jude wohnte, Max und Johannes voran und der Alte eine Strecke hinter ihnen.
    Baruch Abraham hatte gewartet. Er stand unter der Tür. Er bemerkte nicht, daß den beiden noch ein dritter folgte.
    „Da kommen wirklich die hohen Herren“, sagte er. „Fast habe ich gedacht, daß sie nicht Wort halten würden.“
    „Ich habe ja gesagt, daß wir unser Wort niemals brechen“, sagte Max.
    „Aber es hat bereits neun geschlagen.“
    „Vor kaum einer Minute. Ist das Bild noch da?“
    „Ja. Wo sollte es sein hin?“
    „Sie könnten es einstweilen verkauft haben.“
    „O nein. Es war einer da, welcher es wollte kaufen zu einem guten Preis, aber ich habe ihm gesagt, daß –“
    „Still, Jude! Uns machst du das nicht weis!“
    „Gott der Gerechte! Warum sollt ich weismachen Ihnen eine Lüge, wenn diese Lüge ist die vollste, reinste Wahrheit!“
    „Schweig! Diese Sachen kennen wir. Führe uns hinein!“
    Er brachte sie in dasselbe schmutzige Gewölbe, in welchem sie sich bereits einmal befunden hatten. Es brannte ein kleines Lämpchen da, welches kaum den vierten Teil des Raums erleuchten konnte.
    Johannes trat sofort zu dem Bild und begann, es nochmals zu betrachten. Max tat so, als ob er sich einstweilen noch nicht dafür interessiere. Er sah sich verschiedene Kleinigkeiten an und fragte nach dem Preis derselben. Dabei entfernte er sich mehr und mehr von den beiden und gelangte so zu der Hoftür. Es war da zu dunkel, als daß er den Schlüssel deutlich hätte sehen können. Er warf einen Blick nach dem Juden;

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