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73 - Der Dukatenhof

73 - Der Dukatenhof

Titel: 73 - Der Dukatenhof Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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sich versagt, und ich habe sie auf deine Aufmunterung nicht hergegeben, vielmehr meine Leute zum Kampf gerufen. Ich allein bekomme die Schuld und muß nur noch froh sein, wenn ich nicht selber angezeigt werde. Und wer ist Schuld daran? Das Mädel und du! Sie ist in ihn vernarrt; das habe ich gleich gesehen, und du hast den großen Mund, aber die kleine Faust. So sind wir abgezogen wie der Fuchs, der den Schwanz im Eisen läßt!“
    „In ihn vernarrt? Bist recht gescheit? Meine Tochter vernarrt in den Bachfrieder, dem ich das Gesicht und noch viel mehr verdanke? Das wäre mir die Lotterie, in der er die große Niete bekommt und anderes obendrein! Das weiß er auch, und das machst nur dir weis, aber nicht mir!“
    „Schon gut! Wirf sie ihm an den Hals und den Feldhof dazu. Der Feldwebel findet schon eine, die zu seinen 30.000 Talern paßt. Aber ich will mich mit dir gar nicht streiten; ich habe andere Dinge vor, denn wenn ich den Schwarzen fange, so bekomme ich die Prämie und steige ganz sicher zum Leutnant empor.“
    „Dann bin ich der erste, der dir gratuliert“, meinte der Bauer mit zweideutigem Lachen. „Und dann wird auch die Martha anders sein; Herr Leutnant klingt doch noch ganz anders als Feldwebel. Mach' nur schnell! Vielleicht ergreifst ihn heute an der Schießhütte, wenn dir's glückt!“
    „Es wird schon glücken. Ich habe meine zwanzig Mann, und der Offizier kommt mit zwanzig, das macht vierzig, die Grenzer und Jäger gar nicht gerechnet. Er muß unser werden! Jetzt gehe ich fort zum Rendezvous; ich habe nicht viel Zeit zu verlieren.“
    „Zum Rangdewuh? Was ist das für ein Kerl?“
    „Feldbauer, du bist ein Esel! Rendezvous ist französisch und heißt der Ort, wo man sich versammelt. Aber das kannst ja nicht wissen, weil ihr Bauern überhaupt die Klugheit nicht löffelweise verschlungen habt!“
    Er ging. Der Bauer sah ihm durch das Fenster nach.
    „Feldbauer, du bist ein Esel! So hat er gesagt. So ist's gemeint! Ob er den Waldschwarzen auch für einen Esel hält? Ich meine, der wird's ihm zeigen, wer die Klugheit mit Löffeln verschlingt, er oder der Prahlwebel, der alles fangen will und sich doch vom Saal fortwerfen läßt!“
    Der Feldbauer verzehrte sein Abendbrot und gab dann vor, schlafen zu gehen. –
    Frieder hatte nach ihm den Saal verlassen und war, um nicht bemerkt und abgehalten zu werden, vom Garten aus ungesehen auf sein Zimmer gelangt. Dieses war ganz wie das Studierzimmer eines Gelehrten eingerichtet, auch die Möbel boten eine Bequemlichkeit, wie sie sonst auf dem Dorf nicht gebräuchlich ist. Er zog sich um und steckte außer den Doppelpistolen noch eine Maske zu sich, die er aus dunklem Stoff heimlich angefertigt hatte.
    „Die Larve brauche ich heute, damit mein Gesicht nicht hell von der Umgebung absticht, und auch für den Fall, daß ich jemandem begegne. Der Waldschwarze darf nicht erfahren, daß ich ihm nachgehe, sonst läßt er mich bewachen, und der Anstand wird mir doppelt schwer gemacht.“
    Es gelang ihm, den Hof wieder unbemerkt zu verlassen, und eine halbe Stunde später war er vor dem Trichter angelangt. Der Abend hatte bereits sein Dunkel über den Wald gelegt, doch spendete die Sichel des abnehmenden Mondes soviel Helle, daß man einige Schritte weit zu sehen vermochte. Er verbarg sich heute nicht am Rande des Einsturzes, sondern glitt die Senkung hinab bis an die Stelle, wo er das Licht hatte aufblitzen sehen. Dort gab es ein dichtes Himbeerstrauch- und Farrengewirr, in welches er sich verkroch. Die vorgebundene Maske machte unmöglich, sein helles Gesicht zu erkennen, und so fühlte er sich trotz der Verwegenheit seines Unternehmens vollständig sicher. Die Pascher mußten hart neben ihm den Eingang suchen, und da er tief am Boden lag, war anzunehmen, daß sich jede ihrer Bewegungen deutlich gegen den helleren Himmel abzeichnen werde.
    Der erste kam und stieg hernieder. Nachdem seine Hand einen etwas höher liegenden Punkt berührt hatte, bückte er sich nieder, ein leises Rollen ließ sich hören, dann verschwand er, auf den Knien kriechend, im Innern des Stollens. Frieder rührte sich nicht. Auch der zweite, der dritte und vierte kam – dasselbe Berühren der angegebenen Stelle und dasselbe langsame Verschwinden. So ging es beinahe eine Stunde fort, vom fünften bis zum neunzehnten, und selbst als dieser in das Versteck gekrochen war, veränderte der Lauscher seine Lage nicht, denn das geringste Geräusch konnte seine Anwesenheit verraten.
    Beinahe die

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