73 - Der Dukatenhof
mir?“ fragte er.
„Er ist unser Gefangener“, schnitt der Feldwebel die Antwort ab. „Er gehört zu der Bande des Waldschwarzen.“
„Der Frieder? Sind Sie bei Sinnen, Herr Feldwebel?“
„Sogar sehr! Wir haben ihn auf der Tat ertappt.“
„Auf welcher Tat? Wie kann der Frieder zum Waldschwarzen gehören, der ihm den Bruder erschossen und den Vater geblendet hat?“
„Das geht mich nichts an! Er hatte eine Larve im Gesicht und geladene Pistolen bei sich, als wir ihn fanden.“
„Und hat Ihnen beides ohne Gegenwehr übergeben?“
„Die Gegenwehr hätte ihm nichts geholfen!“
„Das muß ich sehr bezweifeln, wie ich ihn kenne. Die Pistolen habe ich ihm erlaubt; er ist freiwillig mein Gehilfe im Forstwesen und darf in den Wald, wann und wie er will, bewaffnet oder nicht, ganz wie es ihm gefällt. Ich werde es verantworten.“
„Da kann ich nichts dagegen sagen. Aber die Larve?“
„Das ist seine Sache.“
„Oder auch nicht. Der Schwarze geht mit der Larve und seine Leute alle miteinander auch. Wer sich im Wald maskiert, wird arretiert.“
„Wo steht's geschrieben?“
„Das versteht sich von selber! Er soll mich nicht umsonst aus dem Fenster und aus der Tür geworfen haben! Er bleibt Arrestant und wird aufs Gericht transportiert!“
„Also nicht wegen der Maske, sondern aus Rachsucht. Zeigen Sie mal die Pistolen und die Larve!“
Der Feldwebel reichte ihm beides hin. Der Förster nahm die Gegenstände und gab sie dem Freund, welcher der Verhandlung lächelnd zugehört hatte, zurück.
„Hier hast du die Sachen, Frieder. Geh nach Hause! Und wer etwas dagegen hat, der mag auch mich vor Gericht verlangen.“
„Halt!“ gebot der Feldwebel. „Her mit dem corpus delicti! Es gehört mir und der Gefangene dazu!“
Da legte ihm Frieder die Hand auf die Schulter.
„Feldwebel, jetzt will ich auch einmal sprechen. Sie haben gehört, was der Förster sagt. Er bürgt für mich, und das ist mehr als genug, denn er und ich, wir sind jederzeit zu finden. Ich werde vielleicht doch noch wen durchs Fenster werfen und mit der Martha tanzen, wenn mir's paßt. Jetzt gehe ich aber nach Hause, und wer nur die Miene verzieht, mich daran zu hindern, der wird sogleich sehen, was passiert. Ich lasse mich weder zur Schießhütte, noch ins Bockshorn jagen. Merkt's, und nun gute Nacht!“
Er ging, und keiner getraute sich, ihm den Weg zu vertreten. – – –
Der Feldwebel hatte doch die Anzeige gemacht und eingesandt, und die Folge davon war, daß Frieder vom Amt einen Bestellzettel erhalten hatte und heute in die Stadt geritten und im Verhör gewesen war. Dies schien einen für ihn befriedigenden Verlauf genommen zu haben, wie die Miene zeigte, mit welcher er das Pferd bestieg, um wieder heimzukehren.
Ein gut Teil über die Hälfte des Weges war zurückgelegt, und er gelangte an ein einsames Wirtshaus, welches mitten im Wald an der Straße lag. Ein hochbeladener Heuwagen hielt vor der Tür, und er erkannte das Gespann als das Eigentum des Feldbauern. Er konnte annehmen, daß derselbe Leute genug habe, um solche Fuhren nicht selbst unternehmen zu müssen; jedenfalls führte ein Knecht das Geschirr und es war dann kein Grund vorhanden, auf den frischen Trunk zu verzichten, welchen er hier zu sich nehmen wollte.
Er stieg daher ab, befestigte die Zügel an das Staket und trat in die Stube. Er hatte sich getäuscht. Außer einigen Holzhauern, welche im Winkel ihr mageres Brot verzehrten, befanden sich der Feldbauer und einige Soldaten im Zimmer. Sie waren auf einem Patrouillendienst durch den Forst hier eingekehrt und wurden von dem sonst nicht sehr freigebigen Bauern auf das beste traktiert. Frieder setzte sich an einen besonderen Tisch, ließ sich sein Bier geben und wandte sich von den Anwesenden ab, dem Fenster zu.
„Trinkt, immer trinkt“, meinte der Feldbauer mit einem giftigen Blick auf den Neuangekommenen. „Ehrliche Leute, die ohne Larve sich sehen lassen, dürfen in das Wirtshaus gehen; andere aber soll man durch die Polizei fortweisen.“
„Was ist denn mit der Larve?“ fragte der Wirt.
„Nichts weiter, als daß man die kleinen Spitzbuben hängt, die großen aber laufen läßt. Der Buschwebel hat einen gefangen, der die Maske und Pistolen getragen hat. Er gehört ganz sicher zum Waldschwarzen, hat sich aber gut herausgelogen und wagt es auch noch, bei Männern zu sitzen, die keine Mörder und Blender sind.“
„Wer ist es denn?“
„Ja, da fragst mich zu viel. Schau dich danach
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