73 - Der Dukatenhof
wärst!“
„Das gilt nichts! Wenn du los sein willst, so mußt einen besseren Preis bezahlen!“
„Welchen?“
„Dich selber!“
„Wie meinst du das?“
„Tritt ein in die Gesellschaft!“
„Als Pascher? Nimmermehr!“
„Nicht als Pascher, sondern zum Schutz. Du trittst in meinen Dienst und schaffst mir Kunde von meinen Feinden.“
„Also Spion!“
„Nimm's, wie du willst!“
„Das tue ich nicht!“
„Gut, hängt ihn auf!“
„Gnade! Gebt mir Bedenkzeit!“
Der Schwarze schien nachzudenken.
„Sollst sie haben“, entschied er dann, „aber morgen um diese Zeit hängst entweder oder bist unser Kamerad. Fort mit ihm!“
Er wurde wieder in sein Gefängnis abgeführt. Man gab ihm die Hände und Füße frei, befestigte ihn aber mittelst einer Kette an die Mauer. Den Inhalt seiner Taschen hatte man ihm schon vorher genommen. Nachdem für Wasser und Brot gesorgt worden war, schloß sich die Tür hinter ihm. Er blieb zurück, und zwar mit ganz anderen Gefühlen als diejenigen waren, mit denen er seinen heutigen Gang angetreten hatte. – – –
Noch ehe es völlig dunkel war, hatte sich Frieder wieder hinauf zur ‚Zeche‘ begeben. Er trug ein ziemlich umfangreiches Paket bei sich, welches mehrere vollständig neue und sehr lange Leinen enthielt. Sie waren schwach, um nicht viel Raum wegzunehmen, aber er hatte sie erprobt und wußte, daß sie ihn halten würden.
Nach reiflicher Überlegung war er zu der Ansicht gekommen, daß er, um das Geheimnis des Waldschwarzen vollständig aufzudecken, auf der Zeche sein Heil versuchen müsse. In die Brunnenstube des Feldhofs zu gelangen, war ihm unmöglich, und das Eindringen durch den Einsturztrichter konnte kaum zu einem weiteren Resultat führen.
Zwar begab er sich jedenfalls in eine Gefahr, die um so größer war, als er sie noch nicht kannte und sie von mehreren Seiten auf ihn lauerte. Aber der Himmel hatte ihm bisher geholfen, so daß er auch jetzt sein Vertrauen auf denselben festhielt.
Mit einer kleinen Handsäge, die er mitgenommen hatte, schnitt er sich einige harte Stämmchen im Busch und lehnte sie unter den Laden der Zechenscheune beim Feldhof. Nachdem er diesen geöffnet hatte und eingestiegen war, brachte er sie in das Innere, legte sie quer übereinander und verband sie an ihrem Berührungspunkt mit einem festen Strick. Dann zog er einen Haken mit einer Rolle hervor, den er daran befestigte, und befand sich nun im Besitz einer Vorrichtung, die ihm mittels der Leinen die Einfahrt ermöglichen mußte. Das Seil, dessen sich heute der Feldbauer zur Bergung seines Paschgutes bedient hatte, reichte nur einmal hinab und war für Frieder also unbrauchbar; doch hatte sich dieser die ungefähre Länge desselben gemerkt, um sie als Maßstab für seine Leinen zu nehmen.
Diese waren an ihren Enden so verbunden, daß die Verbindungsstellen ohne Stocken über die Rolle des Kolben laufen konnten, die Anwendung einer Vorsicht, welche nicht verabsäumt werden durfte. Frieder verschloß den Laden wieder, entfernte die Bretter von dem Mundloch, legte die Stämme darüber und schob die Leine über die Rolle. Dann zog er eine kleine Blendlaterne hervor, zündete sie an und befestigte sie über der Brust.
„Glück auf!“ murmelte er, sich selbst ermunternd, und trat in die Schlinge, welche er sich für den Fuß angebracht hatte. Nicht bloß die Finsternis, nein, auch der Tod war es, der unter ihm lauerte! Die gähnende Tiefe grinste ihm entgegen, wie der Schlund eines ungeheuren Geschützes, welches in jedem Moment ihm ein sicheres Verderben entgegenspeien konnte. Der kleinste Zufall konnte Unheil bringen, doch der mutige Jüngling schüttelte alle ängstlichen Gedanken von sich ab, griff ruhig Fuß um Fuß der Leine ab und fühlte, als er deren Ende noch nicht erreicht hatte, den festen Boden unter sich.
Er sah sich um. Nicht weit von ihm führte ein zweites Mundloch abermals zur Tiefe; es war unbedeckt; und zu seiner Rechten ging der Stollen in horizontaler Richtung in die Erde hinein. Er folgte ihm. Die Schienen, auf denen man die ‚Hunde‘ bewegt hatte, waren noch ziemlich wohl erhalten, ja, es hatte den Anschein, als seien sie auch jetzt noch benützt. Diese Beobachtung bestätigte sich, als er bei der Stelle anlangte, welche seiner Mutmaßung nach unter dem Feldhof liegen mußte; ein ‚Hund‘ stand hier, noch mit einigen Fässern und Bündeln beladen, und unfern davon lag ein leerer Wassereimer am Boden, an ein Seil befestigt, welches in die
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