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73 - Der Dukatenhof

73 - Der Dukatenhof

Titel: 73 - Der Dukatenhof Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Neugierde; sag rasch, wem solch ein Glück beschert werden soll.“
    Er setzte sich mit einer Miene auf den Stuhl, als erwarte er eine vergnügte Unterhaltung. Martha war bleich geworden, und die Bäuerin zitterte beinahe vor Sorge um das Kommende. Der Bachbauer war der einzige, der seinen Gleichmut bewahrte.
    „Feldbauer, es ist Feindschaft zwischen uns gewesen schon seit langer, langer Zeit; du weißt wohl, warum. Ich habe sie nicht begonnen und brauch sie also auch nicht zu enden; doch die Unversöhnlichkeit bringt nichts als Unheil, und darum bin ich gekommen, um dir die Hand zum Frieden zu reichen.“
    „So, also das willst? Meinst, ich bin ein Bettelbube, dem man den Pfennig hinwirft, der nichts gilt? Ich brauche deine Hand und deinen Frieden nicht; ich habe Hand genug, und den Frieden schaff ich mir schon selber, zum Beispiel, wenn du ihn mir jetzt störst. Der, den du mir bringst, ist Bachgutfrieden; der paßt nicht auf den Feldhof. Und bezahlen soll ich ihn doch auch, nicht wahr? Was willst du dafür?“
    „Den – den Feldwebel!“
    Der Spott seines Gegners hatte die mühsam festgehaltene Ruhe des Bachbauern erschüttert. Seine Antwort enthielt den ersten Pfeil, den er versendete.
    „Den Feldwebel? Bist verrückt?“ rief der Feldbauer.
    „Nein! Ruf den Leutnant her, so will ich ihm sagen, wo der Feldwebel steckt und wer ihn herausgeben kann! Merk dir eins, Feldbauer, ich komme, um in Ruhe mit dir zu reden; zeigst du Vernunft, so bleibe ich das Kind, mit dem sich sprechen läßt; bist aber widerhaarig, so bin ich der Goliath, der keinen fürchtet, obgleich er blind ist, selbst den Waldschwarzen nicht, der den Bachgutfrieden nicht gebrauchen kann!“
    Der Feldbauer war erbleicht, doch faßte er sich schnell und stand vom Stuhl auf.
    „Bachbauer“, donnerte er, „wahre deine Zunge, sonst schlage ich den Goliath nieder, so lang und so groß er ist!“
    „Das tust nicht Feldbauer, denn auf die Faust kannst dich nicht verlassen; das hast ja wohl gemerkt. Stecke lieber die Perücke auf und den Bart, binde die Larve vor und schieß' mir das Pulver in die Augen; das bringst besser zuwege, gradso gut, wie der Waldschwarze da unten im Stollen.“
    Auch er hatte sich erhoben; der Haß hatte bei den borstigen Reden seines Todfeindes wieder die Oberhand über ihn gewonnen; er blitzte aus jedem seiner Züge; er grollte aus seinem Ton; er streckte und reckte sich in jeder seiner Muskeln. Der Feldbauer hatte Miene gemacht, sich auf ihn zu stürzen, sank aber unter der Wucht der gegen ihn geschleuderten Anklagen in den Stuhl zurück. Der Bachbauer hörte diesen krachen.
    „So ist's recht! Setz dich nieder, und hör mich an; dann magst tun, was dir beliebt!“
    Auch er nahm wieder Platz.
    „Du kennst den Frieder. Er ist ein Bursche, dem es keiner in keinem Stück gleichtut. Das ist die Summe von ihm; im einzelnen brauch' ich weiter nichts zu sagen. Er hat die Martha lieb und –“
    „Die Martha?“ brauste der andere auf, doch beherrschte er sich wieder. „Sprich weiter, Bachbauer; dann kommt auch die Summe von mir!“
    „Also er hat die Martha lieb und sie ihn auch. Sie ist ein Mädel, fünfzig Feldhöfe wert, so daß ich gegen seine Wahl nicht das mindeste einzuwenden habe. Du bist nun zwar weder der Vater noch der Vormund und hast nicht über sie zu bestimmen; aber weil ich Versöhnung will, komme ich dennoch zu dir, um dir die Sache vorzutragen. Gib dein Wort dazu, und es soll alles vernichtet sein, was zwischen uns so wild und wirr emporgewachsen ist!“
    „Bist fertig?“
    „Ja.“
    „So kommt jetzt mein Bescheid; er lautet: fort, hinaus!“
    „Ich meine –“
    „Nichts hast zu meinen! Hinaus!“
    „Bleibe ruhig, Feldbauer!“
    „Hinaus! Gehst oder nicht?“
    Er war aufgefahren und auf den Bachbauer zugetreten. Jetzt faßte er ihn am Arm.
    „Vater!“ rief Martha voller Angst und eilte herbei.
    Auch die Mutter wagte sich in die Nähe und hob bittend ihre Hände empor.
    „Habt keine Sorge um mich“, mahnte jetzt in ernster Ruhe der Blinde. „Bleibt still an eurem Platz!“
    „Ja, macht euch fort, sonst fliegt auch ihr hinaus! Also vorwärts, Geselle, sonst mache ich dir Beine!“ schrie der Feldbauer.
    „Wagst wirklich den Goliath anzutasten? Hinweg mit der Hand!“ befahl da der Bachbauer.
    Als diesem Gebot nicht sofort Folge geleistet wurde, streckte er die Arme aus. Im Nu wurde der Gegner ergriffen, emporgehoben und mit solcher Wucht zu Boden geschmettert, daß er die Besinnung

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