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73 - Der Dukatenhof

73 - Der Dukatenhof

Titel: 73 - Der Dukatenhof Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Fuchs und Schimmel angespannt?“ fragte er den Einnehmer.
    „Nein“, antwortete dieser.
    „Ganz gewiß nicht?“
    „Ganz sicher nicht. Ich bin seit einer Stunde nicht vom Fenster weggekommen.“
    Frieder zog den Braunen herum und jagte zurück.
    „Er hat eine Schelmerei vor und ist in einen von den beiden Waldwegen eingelenkt!“
    Als er die Höhe wieder erreichte, stieg er ab, um die Wege zu untersuchen. Es war nun mittlerweile dunkel geworden; das Licht des Zündholzes reichte zu seinem Zweck nicht; er trat zu einer knorrigen Kiefer, welche niedrig und verwachsen am Waldrand stand, und fand glücklicherweise an den Knospenstellen mehrerer Zweige einige von Insektenstichen erzeugte Harzäpfel. Rasch war einer derselben in Brand gesetzt, und bei dem breitlodernden Licht sah er deutlich die schmalen Spuren der Wagenräder, welche rechts von der Straße in den Forst hineinführten und von den älteren, tiefer und breiter gehenden Geleisen der hier verkehrenden Holzfuhrwerke zweifellos zu unterscheiden waren.
    „Was hat er hier gewollt? Der Weg geht auf der Höhe bis hin zur Zeche, und kein anderer zweigt sich von ihm ab. Ich muß ihm folgen, aber das Pferd wird mich verraten. Hier anbinden und zurücklassen darf ich's nicht. Ich reite in Karriere nach Hause, geb's ab und springe den Berg hinauf zur Zeche; das ist das Beste, was ich zu tun vermag.“
    Er stieg wieder auf, um diesen Vorsatz auszuführen. Da war es ihm, als vernehme er den unbewachten Knall einer vorsichtig geführten Peitsche.
    „Was ist das? Kommt er vielleicht zurück?“
    Ein dumpfer Ton ließ sich hören, als ob ein Wagenrad an eine aus dem Wege hervorstehende Wurzel stoße. Schnell war er wieder von dem Tier herunter, zog es zwischen die nächsten Bäume, verhüllte ihm mit dem Taschentuch die Nüstern und versuchte, es durch Streicheln zur möglichsten Ruhe zu bewegen. Es gelang; der Braune gab keinen Laut von sich als der Wagen hart an seinem Herrn und ihm vorüberging und dann in die Straße einlenkte.
    „Das war er. Ich habe ihn ganz genau erkannt; er fährt nach der Grenze. Aber wo sind die Frauen? Sie waren nicht darin. Er hat ihnen ein Leid getan, das ist sicher! Und statt ihnen zu Hilfe zu kommen, habe ich beinahe eine Stunde versäumt mit Umweg und Forschung nach der Spur! Es muß was ganz Absonderliches sein, sonst hätte er nicht das Wagnis unternommen, heute, wo der Wald von Soldaten wimmelt, gar mit dem Fuhrwerk der Gefahr zu trotzen.“
    Noch im Zweifel mit sich selbst, vernahm er jetzt ein lautes Rascheln, welches sich der Straße näherte. Einige Soldaten sprangen, als hätte er sie durch die soeben gemachte Erwähnung gerufen, über den Graben und traten, als sie ihn erblickten, mißtrauisch auf ihn zu.
    „Wer da?“ fragte einer von ihnen.
    „Gut Freund! Kennt Ihr mich?“ antwortete er.
    Der Anrufende war einer von den beiden, welche auf dem Bachhof im Quartier lagen.
    „Der junge Herr mit dem Pferd!“ meinte er. „Ist was am Zeug gerissen?“
    „Nein. Ich will noch zum Förster und mag mit dem Gaul doch nicht in den Wald; der Hafer sticht ihn heute, und er könnte mir Dummheiten machen. Ihr geht doch nicht nach dem Dorf?“
    „Wir sind grad drüber! Soll ich das Pferd mitnehmen?“
    „Ja. Sagt dem Vater, daß ich bald nachkomme. Ist der Feldwebel gefunden?“
    „Nein. Den braucht Ihr nicht wieder durchs Fenster zu spedieren!“
    Sie gingen mit dem Braunen ab. Er konnte ihnen das Pferd getrost anvertrauen; seine Stärke hatte ihn in Respekt gesetzt, und die gute Pflege des Bachhofes war nach der unliebsamen Tanzaffäre das beste Mittel zur allmählichen Aussöhnung gewesen.
    Er betrat den Holzweg, welchem er folgte, ohne etwas Auffallendes zu bemerken. Auf der Zechenhalde angelangt, stieg er auf die gewöhnliche Weise in die Scheune; er konnte sich des Gedankens nicht erwehren, daß dieser Ort mit dem Verschwinden der zwei Frauen in Verbindung stehe.
    Als er einen von den mitgenommenen Harzäpfeln in Brand gesteckt hatte, gewahrte er eine kleine Blendlaterne, welche an einem Nagel hing.
    „Er ist hier gewesen und hat die Laterne zurückgelassen, weil er sie nicht braucht. Mir ist's gerade recht, denn ohne sie könnte ich nichts beginnen!“
    Er brannte sie an und untersuchte nun das Innere der Scheune. Auf den ersten Blick schien alles in dem gewöhnlichen Stand zu sein, doch bald fiel ihm ein Seilende auf, welches unter dem Heu hervorblickte. Er entfernte die Bündel und gewahrte nun, was ihm bei seinen

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