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73 - Der Dukatenhof

73 - Der Dukatenhof

Titel: 73 - Der Dukatenhof Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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hat er nach mir zu spionieren? Ist er Soldat oder Jäger oder Grenzer? Er hat ein unberufen Amt übernommen, und ich werde ihm dafür die Löhnung zahlen bis zum letzten Heller. Ich weiche nicht eher aus dem Ort, bis er dasselbe Gesicht hat wie der Goliath; das bin ich mir und dem Nachfolger schuldig!“
    Jetzt führte Martha die Mutter her. Beide blieben unter der Tür stehen und sprachen kein Wort.
    „Wir verreisen. Macht euch fertig, und nehmt Speise mit für einen Tag oder zwei“, befahl er. „In einer Viertelstunde wird angespannt.“
    „Wohin, Vater?“
    „Das geht euch nichts an; das ist meine Sache!“
    „Auf zwei Tage? Und wir alle drei? Willst den Hof verwaist zurücklassen?“
    „Halt den Mund, und tu, was ich befehle“, herrschte er sie an; „du hast die Suppe eingebrockt und kannst sie nun auch auslöffeln!“
    Sie gingen.
    „Was hat er vor?“ fragte die Mutter.
    „Ich weiß nicht, aber nichts Gutes; das ist sicher. Mir ist's auch gleich, Mutter! Seinetwegen darfst dich nicht vergrämen und verjammern; er ist's nicht wert. Sei stark; tue mir's zuliebe! Weißt nicht, was der Bachbauer gesagt hat? Der Vater mag verreisen, wohin er will; ich packe meine Sachen und gehe zum Bachhof. Kommst mit?“
    „Nein. Das gäbe einen Skandal, wie er nicht größer gedacht werden kann. Harre aus bei mir, Martha; vielleicht hilft Gott, daß alles noch gut wird!“
    „So will ich bei dir bleiben; aber das tue ich: Ich schicke zum Frieder und lasse ihm sagen, daß der Vater uns wegzwingt und nicht sagt, wohin. Darf ich?“
    „Ja, tue es; doch laß nichts davon merken!“
    Martha erteilte ihren Auftrag einem Tagelöhner, der nicht so leicht wie das Hausgesinde vermißt werden konnte. Der alte Mann konnte sich trotz ihrer Mahnung nicht sofort von seiner Arbeit trennen und machte sich dann nur langsam auf den Weg. Er traf Frieder im Hof des Bachgutes beschäftigt.
    „Recht, daß ich dich gleich finde“, berichtete er. „Die Martha läßt dir sagen, daß der Bauer sie mit der Mutter auf den Wagen packt und fortschaffen will.“
    „Wohin?“
    „Das hat er nicht gesagt. Sie müssen Speise für zwei Tage mitnehmen.“
    „Und wann geht's fort?“
    „Sogleich. Das Geschirr stand schon bereit, als ich ging.“
    „Jetzt sogleich, wo es bereits dunkelt?“
    Er eilte hinaus auf die Straße und schritt eine Strecke auf ihr hin, bis er den Feldhof erblicken konnte. Aus dem geöffneten Tore desselben rollte in diesem Augenblick der Wagen mit dem Bauer vorn auf dem Bock und den Frauen auf dem Innensitz. Der erstere hatte sein Augenmerk auf die mutigen Pferde gerichtet, welche ihm zu schaffen machten, und hielt das Gesicht von dem Dorf abgewandt. Frieder benutzte dies, trat hinter dem Straßenbaum, der ihn verbarg, hervor und winkte. Sein Zeichen wurde von Martha, welche ihr Taschentuch erhob, beantwortet. Er eilte zurück und gebot dem Knecht, schleunigst zu satteln; dann ging er zu den Eltern.
    „Soeben schleppt der Feldbauer die Martha mit ihrer Mutter fort. Sie wissen nicht, wohin, und haben zu mir gesandt. Ich muß sehen, was er mit ihnen tut, und reite ihm nach!“
    Ohne eine Antwort abzuwarten, eilte er auf sein Zimmer, warf sich in andere Kleider und lenkte schon nach wenigen Augenblicken zum Tor hinaus. Die Geliebte sollte ihm entrissen werden; er mußte ihr folgen und gab dem Braunen die Sporen. Im Galopp flog dieser die Straße dahin; der Wald war in kaum einer Minute erreicht, und hier, wo die Chaussee in schnurgerader Richtung allmählich bergan stieg, sah er trotz der heranbrechenden Dunkelheit das Geschirr des Feldbauern in ziemlicher Ferne vor sich.
    „Er fährt nach der Grenze. Vielleicht schafft er sie zum Kaufmann hinüber, mit dem er das Geschäft macht. Ich reite nur langsam, denn er darf mich nicht bemerken.“
    Er ließ das Pferd im Schritt gehen, und erst, als die Verfolgten jenseits der Höhe verschwunden waren, nahm er die Zügel zum scharfen Trab empor. Auf dem Höhepunkt angekommen, wo rechts und links ein paar schlecht befahrene Holzwege in den Forst abzweigten und die Straße sich wieder abwärts senkte, vermochte er, soweit sein Auge die Dämmerung durchdringen konnte, den Wagen nicht mehr zu erkennen.
    „Er hat's eilig und ist scharf gefahren. Vorwärts, ich darf ihn nicht aus den Augen verlieren!“
    Eine Viertelstunde verging, das nächste Dorf lag vor ihm, und noch hatte er die Erstrebten nicht erreicht. Bei der Chausseegeldeinnahme hielt er an.
    „Ist hier ein Wagen vorüber,

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