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73 - Der Dukatenhof

73 - Der Dukatenhof

Titel: 73 - Der Dukatenhof Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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bitte ich um die Befehle, die wir jetzt brauchen.“
    Der Amtshauptmann sammelte sich; dann sagte er:
    „Vergegenwärtigen wir uns zunächst die Situation! Der Waldkönig hat sein Versteck in dem sogenannten Stollen, welcher an drei Orten zugängig ist, an der ‚Zeche‘, durch den Brunnen und vom Einsturzkessel aus. Die Bande kennt bloß diesen letzteren Punkt, wenigstens ist dies sehr wahrscheinlich der Fall; sie wäre also am leichtesten zu überwältigen durch eine Aufstellung im Innern, welche jeden einzelnen Ankömmling empfängt und bezwingt. Das Oberhaupt der Schmuggler fühlt sich nicht mehr sicher und ist jedenfalls nur zu dem Zweck verreist, das Geschäft aufzugeben, und dann Person und Errungenschaft in Sicherheit zu bringen. Daß der Feldbauer dies möglichst beschleunigen wird, steht außer allem Zweifel. Ich vermute sogar, daß er sich nach einem Notkäufer für den Feldhof umsieht, und dies kann möglicherweise der Kaufmann sein, dem er die Ware liefert. Ich nehme an, daß er heute zurückkehrt und diesen Herrn gleich mitbringt. Sein erstes wird sein, sich zu überzeugen, ob im Stollen noch alles in Ordnung ist, und in dieser Beziehung ist es ganz vortrefflich gehandelt, daß Sie sich dem Feldwebel nicht gezeigt haben. Er stand bei dem Feldbauer im Quartier, und ich wette, daß dieser so schlau gewesen ist, ihn als Hörrohr zu benutzen. Wer weiß, aus welchem Grund er dann von ihm in die Falle gelockt wurde; wir werden dies jedenfalls noch erfahren. Was nun die Frauen betrifft, so konnten diese allerdings unmöglich in ihrer verzweifelten Lage gelassen werden, doch kann ihr Verschwinden den Waldschwarzen aufmerksam machen, und es wird also nötig sein, ihn sofort bei seiner Ankunft zu empfangen.“
    „Das dürfen wir nicht“, bemerkte Frieder. „Es geht nicht ohne Aufsehen vorüber, und dadurch werden seine Leute gewarnt. Er ist ein harter Geselle, dem es ganz gleich ist, ob die Frauen eine Stunde länger im Schacht stecken oder nicht; er tut sicher erst das Geschäft ab, ehe er zu ihnen geht; sie sind ihm sonst im Weg. Überdies habe ich den Proviant im Schacht gelassen, und unten sind so viele Gänge, daß sie sich gar leicht verlaufen können. Das wird er denken, wenn er sie nicht findet.“
    „Das klingt allerdings wahrscheinlich; halten wir also diese Ansicht fest. Täuscht uns die Vermutung nicht, so kehrt er heute nach Rothenwalde zurück und wird seine Leute für den Abend nach dem gewöhnlichen Versammlungsort bestellen. Eine Prüfung des Steins wird darüber Sicherheit geben. Von den drei Angriffspunkten, die uns dann zu Gebote stehen, scheint mir die Zeche der vorteilhafteste zu sein. Oder nicht, Herr Leutnant?“
    „Jedenfalls. Man fährt dort ein, läßt den Brunnen für den Waldschwarzen frei und besetzt den Trichter nur von außen, wobei man den Schmugglern ungehinderten Einlaß gestattet, ihnen aber den Ausgang verwehrt.“
    „Ganz richtig. Wir sind also in der Hauptsache gleicher Meinung. Sie werden allerdings den Angriff leiten, mir aber gestatten, dabei gegenwärtig zu sein. Ich nehme einen meiner Assessoren mit, um den Tatbestand gleich an Ort und Stelle aufnehmen zu lassen. Es wird ein Abenteuer sein, auf welches ich mich freue. Nur wäre es wünschenswert, die Örtlichkeit schon vorher kennenzulernen. Wird das zu ermöglichen sein?“ fragte er, sich an Frieder wendend.
    „Sehr leicht, wenn der Feldbauer nicht vorher zurückkehrt, und ich rate darum, so bald wie möglich aufzubrechen.“
    „Ich stimme bei“, meinte der Leutnant. „Die Einzelheiten, um welche es sich noch handelt, können und müssen ja den Umständen gemäß bestimmt werden.“
    „Wohl! Geben Sie mir Frist zu einem kurzen Frühstück, während dessen ich die laufenden Geschäfte stellvertretenden Händen übergeben und den Assessor benachrichtigen werde. Dann bin ich bereit. Sind Sie mit Fuhrwerk versehen?“
    „Nein, wir sind nur beritten. Vielleicht darf ich bemerken, daß es geraten sein wird, alles Aufsehen zu vermeiden und darum den Weg vereinzelt zurückzulegen, womöglich auch bezüglich der Kleidung Auffälligkeiten zu vermeiden.“
    „Das versteht sich wohl von selbst, Herr Leutnant. Geben wir uns ein Rendezvous, wo wir uns treffen, ohne bemerkt zu werden!“
    „Eine Strecke vor der Stadt“, bemerkte Frieder, „steht eine einsame Waldschenke. Ist diese passiert, geht links ein Richtweg ab. Dürfen wir Sie auf demselben erwarten?“
    „Gut. Ich werde den Wagen schon vor der Schenke

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