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73 - Der Dukatenhof

73 - Der Dukatenhof

Titel: 73 - Der Dukatenhof Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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mich beinahe vor Ihnen fürchten möchte?“ fragte der Offizier.
    „Warum?“ lächelte Frieder.
    „Weil in Ihrem Körper eine solche Masse von Elementarkraft aufgespeichert liegt. Der Name Goliath gehört schon Ihrem Vater mit vollem Recht zu eigen, Ihnen aber noch viel mehr. Wäre diese physische Stärke nicht mit so viel geistigem Vermögen gepaart, so könnten Sie wirklich gefährlich werden, und ich darf Gott danken, daß ich mich in Ihnen geirrt habe.“
    „Der Waldschwarze konnte ich doch unmöglich sein; er trieb sein Wesen doch schon lange, bevor ich in der Heimat war.“
    „Das ist schon richtig; aber Sie konnten sich seit Ihrer Rückkehr mit ihm verbündet haben. Ihr Auftreten dem Feldwebel und seinen Leuten gegenüber, das Umherschleichen im Wald, die Maske, die Pistolen, Ihr heutiger, fingierter Besuch beim Förster, das alles war für mich Grund, in der Nähe des Bachhofes selbst auf Ihre Rückkehr zu warten. Ich war zwar bewaffnet, wären Sie aber wirklich derjenige, für den ich Sie hielt, ich hätte wohl keinen leichten Stand gehabt. Wer einen Kerl wie den Buschwebel durch das Fenster wirft, dem ist auch wohl zuzutrauen …“
    „Daß er einen Leutnant zerbricht“, fiel Frieder scherzend mit einem Blick auf die schlanke Gestalt seines Gefährten ein.
    „Pardon, mein Lieber“, lachte dieser; „so weit wäre es denn doch wohl nicht gekommen, zumal unser oberster Kriegsherr seine Offiziere weder aus der Porzellanfabrik noch aus der Glasbläserei zu beziehen pflegt. Ich hätte mich auch ein wenig gewehrt, wie man zu tun pflegt, wenn es einem an den Kragen geht. Doch Scherz beiseite! Wie stark ist die Bande des Schwarzen?“
    „Gegen zwanzig Mann.“
    „Und sie gehen stets gut bewaffnet?“
    „Mit Büchse und Messer.“
    „Und im Vorratsraum befinden sich auch noch Gewehre?“
    „Eine ziemliche Zahl.“
    „So werden wir wohl einen harten Stand bekommen.“
    „Ich fange sie ganz allein, wenn's verlangt wird.“
    „Oho! Dazu reicht wohl selbst Ihre Riesenstärke nicht aus.“
    „Warum nicht? Es kommt ganz darauf an, wie man's beginnt.“
    „Nun, wie?“
    „Erst tue ich den Schwarzen ab; das ist nicht schwer, und sodann stelle ich mich vor den Eingang und gebe jedem, wenn er kommt, so viel, daß er genug hat. Aber solch eine Anstrengung ist ja gar nicht notwendig, und ich gebe auch zu, daß es nicht so glatt geht, wie man sich die Sache ausgedacht hat. Wir reiten zum Herrn Amtshauptmann, dem ich den Waldschwarzen mit seiner ganzen Bande in die Hände gebe; er mag tun, was er fürs beste hält. Will er ihn billig, so bin ich dabei, und will er ihn auf der Tat abfangen, so soll es auch da nicht an mir fehlen.“
    „Das will ich gern glauben! Sie hätten statt der Feldhacke die Waffe wählen sollen; wir hätten einen ausgezeichneten Kameraden in Ihnen gefunden. Wenn ich bedenke, daß alle unsere Mühe vergebens gewesen ist, während es Ihnen, dem einzelnen, gelang, ein festes, unzerreißbares Netz um die fürchterlichen Menschen zu schlingen, so möchte ich vor jeden anderen treten, nur nicht vor den Amtshauptmann!“
    „Gottes Wille, Herr Leutnant, und Geschicklichkeit!“
    „Meinetwegen! Ja, die geschickte Ausnutzung gab erst allem den Wert. Der Feldwebel ist auch am Stollen gewesen, grad wie Sie; aber Sie sind Meister der Situation, während er in der Falle steckt. Er ist brauchbar, aber ein Poltron, und hat die empfangene Lehre verdient.“
    Das Gespräch stockte jetzt; man hatte das Dorf erreicht und mußte am Schlagbaum halten. Es kam auch nicht wieder in regem Fluß, bis man zur Amtsstadt gelangte, wo sich eben die Türen der Gasthöfe öffneten, um den über Nacht gebliebenen, früh munteren Fuhrleuten die Abfuhr zu gestatten. Sie stiegen an einem derselben ab, übergaben die Pferde und nahmen einen warmen Frühtrunk zu sich. Dann begaben sie sich in das Amtshauptmannschaftsgebäude, wo sie den Chef wecken ließen. Er empfing sie mit finsterer Miene.
    „Ist Ihre Angelegenheit von solcher Wichtigkeit, daß Sie mich im Schlaf stören?“ fragte er.
    „Wir haben den Waldschwarzen fest.“
    Diese wenigen Worte des Offiziers brachten den hellsten Sonnenschein auf dem Gesicht des Beamten so plötzlich hervor, daß keiner der beiden sich eines Lächelns zu erwehren vermochte.
    „Was Sie sagen, mein bester Herr Leutnant! Ich darf natürlich an der Wahrheit Ihrer Versicherung nicht den mindesten Zweifel hegen?“
    „Der allerdings wenig oder gar nicht gerechtfertigt sein dürfte. Der

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