Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
73 - Der Dukatenhof

73 - Der Dukatenhof

Titel: 73 - Der Dukatenhof Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
dein Untergang!“
    „Nur der deinige, nicht aber der meinige. Jetzt weiß ich endlich, woher die falschen Taler stammen! Den einen habe ich hier noch an der Uhr; die anderen neunundvierzig liegen daheim in der Kommodenschublade. Weißt doch auch, wo ich sie gefunden habe?“
    „Mein Schwiegervater hat es mir erzählt. Ich sollte dich gleich auf der Stelle niederschlagen; aber ich tue es nicht, denn ich bin ein guter Christ, kein Mörder. Versprich mir, zu schweigen, so wirst du ein steinreicher Mann!“
    „Nicht um tausend Millionen! Ich mache Anzeige; das ist meine Pflicht.“
    „Ist das dein letztes Wort?“
    „Ja, mein einziges und letztes. Deine Fäuste fürchte ich nicht. Ich habe auch welche!“
    Da wurde das Gesicht des Herrn Frömmelt plötzlich ein ganz anderes. Der Grimm verschwand; es sah fast freundlich aus.
    „So habe ich nichts dagegen“, sagte er. „Aber du weißt noch nicht alles, und wenn du zur Polizei gehst, mußt du ihr doch alles sagen können. Ich habe für solche Leute, wie du bist, etwas erfunden, wovon sogar mein Schwiegervater noch nichts weiß. Darum gibt es kein Fenster hier. Es ist sehr interessant. Ich werde es dir zeigen, und wenn du es gesehen hast, so wirst du gern und willig mit mir einverstanden sein.“
    „Niemals!“
    „O doch! Komm her zu mir zum Herd, daß du siehst, wie schnell es geht, dich in meinen Freund zu verwandeln!“
    Anton trat näher hin. Ob er hier stand oder dort, das machte ja nichts aus. Der Wirt goß den Inhalt einer halbvollen Flasche auf das Holz des Herdes.
    „Das ist Spiritus“, sagte er, „damit es schnell brennt.“ Er zündete dann ein Streichholz an und schob es an das Feuchte. Die Flamme loderte sofort hoch auf. Dann holte er eine andere große, zugepfropfte Flasche herbei, warf sie in das Feuer und sagte:
    „Sie wird zerspringen, sobald sie heiß geworden ist. Dann bist du mir gewogen. Wo ist deine Frau mit dem Kind? Sie fuhr mit dem Fremden fort.“
    „In der Bahnhofstadt. Sie kommt erst morgen wieder“, antwortete Anton.
    Da tat es einen Knall. Sofort stieg ein dicker Qualm aus dem Feuer.
    „Was ist denn das?“ fragte er.
    „Das wirst du sehr bald merken“, antwortete Herr Frömmelt. „Jetzt, Musteranton, zeige mich an, zeige mich an, bei welcher Polizei du willst! Ich lache euch beide aus, dich und sie!“
    Bei diesen Worten sprang er zur Türe hinaus, warf sie zu und schob den Doppelriegel vor. Der so plötzlich Gefangene schlug mit den Fäusten von innen an die Platte. Aber beides, Holz und Eisen, war so stark, daß man es fast gar nicht hörte.
    „Den habe ich fest und sicher“, grinste der Wirt, indem er tief aufatmete. „Der sagt kein Wörtchen mehr! In zwei Stunden ist er tot, erstickt in den giftigen Dünsten! Heut' in der Nacht trage ich ihn dann hinaus an das Bergle und werfe ihn in das Wasser. Da denkt man, er sei von der Brücke hineingefallen und ertrunken. Vorher aber nehme ich ihm den falschen Taler von der Uhr und die anderen aus der Schublade. Den Schlüssel hat er jedenfalls einstecken. Wie gut, daß seine Frau heute nicht im Häusle ist! Und wie werden sich meine Frau und mein Schwiegervater darüber freuen, daß ich mir das Dunstwerk doch noch angeschafft hatte, ganz hinter ihrem Rücken. Sie wollten gar nichts davon wissen!“
    Nun schob er den herausgezogenen Pressentisch wieder hinein. Dabei sagte er:
    „Vor zwei, drei Stunden darf ich die Tür zum Anton nicht berühren. Wenn ich es täte, so käme der Rauch herein, und ich würde selbst sogleich umgeworfen werden. Ich setze also den Spaziergang fort, von dem die Angst um den vergessenen Schlüssel mich heimgetrieben hat. Die Polizei! Lächerlich! Da, wo der Anton jetzt eben hingeht, gibt es sicher keine!“
    Er schloß die vordere Tür zu, steckte den Schlüssel ein und ging zum zweiten Mal nach dem Niederdorf hinunter, mit größter Höflichkeit begrüßt von allen, welche ihm begegneten. Er dankte mit dem freundlichen, leutseligen Lächeln, welches er für alle Menschen hatte.
    In der Gaststube hatte seine Frau am Fenster gestanden und ihm nachgesehen. Am anderen Fenster saß die Schenkmamsell, die gerade nichts zu tun hatte, weil keine Gäste da waren.
    „Der junge Herr ging fort“, sagte sie. „Da oben kommt der alte!“
    Sie hatte recht gesehen. Der kleine Wirt kehrte heim, kaum fünf Minuten später, nachdem sein Schwiegersohn gegangen war. Er sah seine Tochter am Fenster stehen und winkte ihr zu, herauszukommen. Im Flur trafen sie

Weitere Kostenlose Bücher