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73 - Der Dukatenhof

73 - Der Dukatenhof

Titel: 73 - Der Dukatenhof Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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beichten müssen, hast keinen anderen Ausweg gewußt. Du sollst sehen, daß ich mir noch alles rette. Leg' dich ins Bett und schlaf! Ich aber geh' zum Bach und werfe die Taler hinein. Das hättest du damals gleich tun sollen!“
    „Nein“, sagte er. „Ich hatte ihm bloß den einen Taler zu lassen und Anzeige zu machen. Die anderen hätte man dann in der Schublade gefunden. Da war die ganze Falschmünzerbande auf dem Bergle entdeckt, die Eltern des Herzle und auch die Eltern des Lehrers, die hätte ich natürlich in einen Topf zusammengeworfen.“
    „So kommen jetzt die Kinder dran! Morgen vergrabe ich die Münzstöcke im Schulgarten. Du darfst das nicht. Übermorgen auf dem Bergle das neue Silbergeld. Wir brauchen gar nicht Anzeige wegen Falschmünzerei zu machen, sondern nur zu sagen, daß das Herzle uns beschuldigt hat. Einen echten Taler mit einer Perle haben wir seit heut'. Wir zeigen ihn vor und verlangen, daß im Wasser nachgesucht wird, wo der Musteranton sich ersäuft hat! Da findet man das falsche Geld und wird dann weiterforschen. Wenn man entdeckt, was ich vergraben habe, dann kann der Lehrer mit dem Herzle Hochzeit feiern, aber ja nicht in der Kirche. Und daß man es entdeckt, dafür werde ich schon Sorge tragen! Hätte ich eher gewußt, was er über mich zu dir gesagt hat, so wäre es schon lange mit ihm aus. Er soll erfahren, ob ich eine Ausstellung bin, zu der ein jeder kommen kann, dem es beliebt!“
    „Gehst du gleich jetzt hinüber zum Bach?“
    „Nein; der Mond scheint noch, und so eine Sache muß abgemacht werden, wenn es dunkel ist; das wird so um die zweite Stunde sein. Hast du noch viele Hundertscheine?“
    „Eine ganze Menge! Ich habe seit längerer Zeit eine Pause gemacht, weil das Schuldbüchergeschäft so gut gegangen ist. Der Neubertbauer war fast noch der einzige, mit dem – der Neubert – der Staatsanwalt – da ist er – da, da, da! Er schaut mich an! Er mahlt – er reibt – er beutelt!“
    „Nein, das bin ich!“ schrie sie ihn an, indem sie ihn bei der Brust faßte und schüttelte. „Ich beutle dich! Mensch, nimm dich in acht mit deiner albernen Angst! Du jammerst dich sonst selbst in das Dekerment! Aber ich werde dich schon noch zum Schweigen bringen! Wenn du das alte Weib bist, so muß ich der Mann sein, der sich nicht fürchtet! Am besten ist es, ich schmeiße dich in das Wasser, anstatt die Taler! Du bist der Mörder und gehörst hinein! Ich werde nachher einmal dort nachschauen, ob es noch tief genug für einen Menschen ist, der es verdient hat, daß man ihn an derselben Stelle ersäuft, wo man den ermordeten Musteranton gefunden hat!“
    „Mich, mich in das Wasser? Du, du, meine Tochter?“ Er schüttelte sich und starrte sie schaudernd an.
    „Ich, deine Tochter? Da lache ich dich aus! Dein ganzes Herz hat stets an dem Papiergeld gehangen, nicht aber an deinem Kind. Nun jetzt, wo du die Rettung brauchst, denkst du plötzlich daran, daß du eine Tochter hast. Für mich bist du nicht der Vater, sondern der Besitzer des Geldes, welches ich erben will. Deine Erbin will ich sein, weiter nichts!“
    Da faßte er sie am Arm, bohrte sein Auge in das ihrige und sagte:
    „Ich habe nichts dagegen, nichts. Dann mußt du aber auch alles erben, alles, alles, alles!“
    „Was?“
    „Nicht nur das Geld, sondern auch meine Schuld, mein böses Gewissen, welches mich jetzt peinigt Tag und Nacht!“
    „Gib es her, alter Mann; gib es her! Das sind ja ganz dieselben Kinkerlitzchen, die man drüben auf dem Bergle hat. Dort sagt man, das böse Gewissen werde den Mörder des Musteranton gewiß noch an des Brückle treiben, an dem er ihn hinuntergeworfen hat. So gib mir dein Gewissen! Ich nehme es dir ab. Ich muß ja nachher sowieso an das Wasser; da werfe ich es hinein. Oder ich stelle es hin an das Brückle. Da kommt vielleicht das Karlinchen, was mich und dich nicht ausstehen kann, und stößt es mit den Hörnern hinab! Wenn du dann mit der Polizei gesprochen hast, so zieht diese es mit dem falschen Geld heraus und schafft es auf den Kirchhof hinaus und in das neue Neubertbauergrab, welches die Anna, die Protzin, ihrem Vater hat machen lassen, dreimal so groß wie das alte. Die hat nun wieder Geld! Dummkopf, der du bist!“
    Sie stieß ihn auf die Seite und ging zur Tür hinaus. Er trat an das Fenster, legte die Hand an den schmerzenden Kopf, sah in die Nacht hinaus und sagte:
    „Dummkopf? Wenn es nur das wäre, wie froh wollte ich sein! Oft halte ich mich für wahnsinnig;

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