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73 - Der Dukatenhof

73 - Der Dukatenhof

Titel: 73 - Der Dukatenhof Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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sollt schnell herunterkommen; es ist ein – Gendarm da!“
    „Ein Gendarm?“ fragte sie erschrocken.
    „Ja, und noch dazu ein reitender!“
    „Was mag der wollen? Ist's auch richtig, daß er den Fährmannshof sucht?“
    „Ja.“
    „So sag', ich komme gleich! Gehst du mit, Kurt?“
    „Ich? Was soll ich denn dabei? Er hat doch nach dir und nicht nach mir gefragt!“ erwiderte er.
    „Aber ich fürchte mich allein! Du wirst der Bauer und mußt mit!“
    Nur mit Widerstreben folgte er ihr. Er trug, obgleich er um den Abschied eingekommen war und denselben alle Stunden erwartete, die dralle Uniform mit großer Ostentation zur Schau. Auch fehlte es ihm nicht an persönlichem Mut; das hatte er auf manchem Tanzsaal bewiesen, jetzt aber sah er nichts weniger als nach großen Heldentaten aus und blieb beinahe verlegen an der Tür stehen, als sie unten eingetreten waren. Der Sicherheitsbeamte erwartete sie mitten in der Stube. Die Anwesenden saßen kleinlaut auf ihren Plätzen und harrten ängstlich der Dinge, die da kommen würden.
    „Sie sind die Frau vom Haus hier?“ war die erste Frage des Gendarmen.
    „Ja!“ sagte sie.
    „Ist Ihr Mann abwesend?“
    „Mein Mann? Ich bin geschieden.“
    „Ach so! Wer ist der Herr in Uniform?“
    „Das – das ist mein Bräutigam.“
    „Ich gratuliere!“ Er sah sich in der Stube um und bemerkte die festlichen Vorbereitungen. „So haben Sie wohl gar Hochzeit?“
    „Morgen.“
    „Das dürfte allerdings die Sache ändern! Wann haben Sie Ihren ersten Mann zum letzten Mal gesehen?“
    „Als er – fortgeführt wurde.“
    „Seitdem nicht wieder?“
    „Nein.“
    „Auch heute nicht?“
    „Nein“, antwortete sie erstaunt.
    „Sie haben einen Knaben?“
    „Ja.“
    „Wo befindet er sich?“
    „Auf dem Lindenhofe.“
    „Warum?“
    „Weil ihn die Bäuerin als Kind annehmen will.“
    Er nickte leise, als erkenne er die Wahrheit eines Gedankens, der ihm gekommen war.
    „Ihr Mann ist heut' aus der Gefangenschaft entsprungen; es ist sehr leicht möglich, daß er Sie aufsuchen will, und ich werde daher Ihr Gut besetzen lassen. Wer sich gegenwärtig in demselben befindet, darf es nicht wieder verlassen, als bis ich die ausdrückliche Erlaubnis dazu erteile. Sie haben wohl für mein Pferd einen Platz im Stall? Lassen Sie es vom Knecht versorgen!“
    Ohne sich um den gewaltigen Eindruck, welchen seine Worte machten, zu bekümmern, schritt er nach der Tür. Sein Blick fiel schärfer in das Gesicht des Husaren; er blieb vor ihm stehen.
    „Mir ist, als hätten wir uns schon einmal gesprochen?“ fragte er.
    „Ja. Herr Obergendarm.“
    „Wo und wann ist das gewesen?“
    „Vor einem Jahr in der Stadt. Ich habe – die Anzeige – über den Fährmannbauer gemacht!“
    Der Beamte schien sich zu besinnen.
    „Richtig! Ich war damals noch Brigadier. Wurden Sie nicht in derselben Angelegenheit auch als Zeuge vernommen? Es handelte sich, glaube ich, um Kassenscheine, deren Nummern eingetragen waren?“
    „Ja“, antwortete er immer verlegener.
    „Der Fall war interessant, ist mir aber nicht mehr so genau gegenwärtig. Wie waren Sie denn eigentlich in den Besitz des Geldes gekommen?“
    Diese Frage, ganz unverfänglich ausgesprochen, trieb in das Gesicht des Husaren eine dunkle Blutwoge, um es dann desto blässer erscheinen zu lassen. Der Gendarm mußte diesen Eindruck, welchen seine Worte machten, bemerken.
    „Wie soll ich denn dazugekommen sein? Er hat mir's geborgt!“ erklärte der Gefragte.
    „Ja, ja, jetzt fällt es mir ein! Und jetzt sind Sie der Bräutigam seiner Frau? So, so; ich gratuliere nochmals!“
    Er übergab draußen sein Pferd dem Knecht und verließ dann den Hof. Die ebenso ungewöhnliche wie scheinbar unbegründete Verlegenheit des Soldaten war seinem geübten Blick aufgefallen; doch konnte er den Gedanken, welche sich sofort zu einem Bild komplizieren wollten, nicht Raum geben; er war anderweitig zu sehr in Anspruch genommen. Auf der Straße warteten mehrere Untergebene auf ihn; er instruierte sie und ließ sich dann von einem ihm begegnenden Dorfbewohner nach dem Lindenhof führen.
    Er traf dort die Bäuerin nicht zu Hause. Sie war noch spät zum Nachbardorf gegangen, wo eine Bekannte von ihr eine heilsame Wundsalbe besaß, die gar trefflich war für alle Verletzungen und äußeren Schäden. Von dieser wollte sie holen und Paul auflegen, damit sie ihm den Schmerz lindere.
    Obgleich sie sich gesputet hatte, brach doch bereits die Nacht herein, als sie den

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