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73 - Der Dukatenhof

73 - Der Dukatenhof

Titel: 73 - Der Dukatenhof Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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werden Sie auf gerichtlichem Wege mitgeteilt erhalten. – Für jetzt aber ist meine Aufgabe hier vollendet. Gestatten Sie mir, Herr Assessor, mich zu verabschieden!“
    In wenigen Minuten rollte die Kalesche des Barons davon; sie war weit schwerer als einige Stunden vorher, und der Braune trabte so unwillig von dannen, als hege er die Überzeugung, daß der Dukatenhof noch immer seine rechtmäßige Heimat sei. Ebenso kurzer Zeit nur bedurfte es, um den Hof von den vielen Gästen zu befreien, deren Anwesenheit nun keinen Zweck mehr haben konnte. Anfangs wollte es niemand begreifen, daß das Gut im Besitze des Dukatengrafen bleiben werde, und als im Laufe des Tages der wahre Sachverhalt ruchbar wurde, war es den Leuten noch viel unerklärlicher, woher der Köpfle-Franz dieses ungeheure Vermögen habe, welches ganz sicher einst niemand anders erben werde, als Wilhelm und Emma.
    Noch am Abend feierten diese beiden ihre Verlobung, bei welcher außer den Eltern Wilhelms auch der Pfarrer zugegen war. Er hatte den ihm übergebenen Dukatenschatz wieder mitgebracht und wollte ihn in die Hände Grafs zurücklegen; dieser aber wehrte ab.
    „Nein, Herr Pastor, ich nehme die Dukaten nicht wieder! Der Franz wird sie auch nicht haben wollen, aber ich weiß jemanden, der sie recht gut gebrauchen kann. Ich habe gehört, daß sich der Feldhüter Wolf im vorigen November aus Versehen die Hand zerschossen hat; der kann mit seiner zahlreichen Familie das Geld wohl notwendig haben. Ich bin erlöst worden aus großer und auch tiefer Not, mein Herz soll ferner nie wieder so hart sein, wie es früher gewesen ist. Die Dukaten waren für dich bestimmt, Franz; soll sie der Wolf bekommen?“
    „Ich habe alleweil nichts dagegen, daß er sie bekommt! Jetzt aber schaut mal her, was ich heute nacht den jungen Leuten als Angebinde zur Verlobung gezeichnet habe!“
    Er rollte das Papier auseinander, welches Wilhelm heute mit dem Blechkasten abgeholt hatte. Es enthielt eine Bleistiftzeichnung, welche die untere Stube des Dukatenhofs darstellte; in der Mitte desselben stand das wohlgetroffene Königspaar, vor welchem die beiden Krüppel in flehentlicher Stellung an der Erde lagen. Hinter ihnen hielt Wilhelm die weinende Emma umfangen, und seitwärts von dieser Gruppe verbarg der Gerichtsdirektor seine Bewegung hinter dem vorgehaltenen Taschentuch. Die Züge sämtlicher Personen waren auf das sprechendste wiedergegeben, und die Stimmung des Augenblicks so treu festgehalten, daß die Beschauer des Bildes sich von dem Anblick desselben ergriffen fühlten und dem Zeichner ihre unverhohlene Bewunderung aussprachen.
    „Nicht wahr“, fragte dieser, „es ist gut geworden? Ich habe noch nie etwas so gern gemalt, wie dieses Blatt, und darum hat's gelingen müssen. Das kommt hier an die Wand zum ewigen Andenken an die Stunde, die uns die schwerste und auch die schönste gewesen ist im ganzen Leben.“
    „Jawohl, die schwerste“, meinte der Graf; „ich habe das wohl am meisten gefühlt, aber auch die schönste, denn es ist mir unverdiente Gnade zuteil geworden und euch allen Heil und Segen.“ –
    Seit diesen Begebenheiten sind gar viele Jahre verflossen. Wir werden leider erfahren, daß der ‚Pascherkönig‘ in anderen Gegenden des Grenzgebirges später verschiedentlich nachgeahmt worden ist. Der alte Dukatenhof aber hat sich damals von seinem Verfall schnell erholt. Es gilt noch heute als eines der am besten bewirtschafteten Güter der ganzen Umgegend. Und wenn der oben angeführte Chronist aus seinem längst eingesunkenen Grab hinter der Sakristei hervorsteigen und die Feder in die Hand nehmen könnte, um die Geschichte der Familie Graf bis auf die Gegenwart fortzuführen, so würden seine Aufzeichnungen vielleicht mit den Worten schließen:
    „Auß denen zweyen Klotz aber sind gemacht eyn ganz absonderlich Zahl von Brettern, und hat man darauß gebaut eyn schön und fürtrefflich Lauben, so da steht an selwigen Orte, als wo die Bäume vormalen einst gelegen sind. Solch Lauben ißt dem Köpfle-Franz seyn Werkstatt worden, indem er des Morgens von seyner Hütten herunterkompt und erst des Abends wieder von dannen fährt. So kommen denn die Leut', als da sind Männlein und Weiblein, für nähmlich des Sonntags, in hellen Haufen herbey umb sich zu holen eyn Contrefey, so mann alsbald hänkt in die Stuben, allwo das Licht am Beßten trifft. Sitzt auch zuweilen dabey der Dukkatengraff, so da ißt der Letzte seynes Geschlechtes, sambt dem kleynen

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