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8 Science Fiction Stories, Eine Anthologie der Berühmten, 3te Folge

8 Science Fiction Stories, Eine Anthologie der Berühmten, 3te Folge

Titel: 8 Science Fiction Stories, Eine Anthologie der Berühmten, 3te Folge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hrsg Arnulf D Helmuth W & Krauß Mommers
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Monate kalt wie ein Fisch hier gelegen.
    Oder waren es zwölftausend Jahre gewesen?
    Nach den Zeitschwankungen, die der Overdrive hervorgerufen hatte, hatte er keine Ahnung, wieviel Zeit nun wirklich verstrichen war. Mit fieberhaften Bewegungen brachte Garrard das Teleskop in Stellung.
    Wo war die Erde? Schließlich, nach zwölftausend Jahren –
    Die Erde war noch da. Was, wie ihm sofort einfiel, überhaupt nichts bewies. Denn die Erde existierte seit vielen Millionen Jahren. Zwölftausend Jahre im Leben eines Planeten waren ein Nichts. Auch der Mond war da. Die beiden Gestirne waren deutlich auf der weiter entfernten Kreisbahn um die Sonne zu erkennen. Aber selbst wenn man das Teleskop aufs schärfste einstellte, konnte man keine Einzelheiten festhalten. Garrard sah einen Sonnenreflex auf dem Atlantischen Ozean, ein bißchen östlich von Grönland. Offensichtlich brachten die Computer die DFC-3 in einem Winkel von 23 Grad nördlich der Kreisbahnebene auf die Erde herunter.
    Auch der Mond hatte sich nicht verändert. Man erkannte auf seiner Oberfläche einen riesigen weißen Fleck ähnlich dem Sonnenreflex auf dem Atlantischen Ozean. Das war die Magnesiumhydroxidlandefläche auf dem Mare Vaporum, die in den Anfängen der Raumfahrt aufgestreut worden war. Und an ihrem südlichen Rand der dunkle Fleck – das konnte nichts anderes sein als der Krater Monilius.
    Doch auch das bewies nichts. Der Mond veränderte sich niemals. Ein Staubfilm, den der moderne Mensch über seine Oberfläche gepudert hatte, würde Jahrmillionen überdauern.
    Und außerdem – weshalb sollte man den Mond vernichten? Es gab nichts auf ihm, was des Vernichtens wert gewesen wäre. Die Landefläche des Mare Vaporum bedeckte eine Fläche von mehr als viertausend Quadratmeilen. Weder das Alter würde sie nachdunkeln, noch konnte der Mensch sie wieder unsichtbar machen. Wenn man auf einer Welt ohne Atmosphäre ein Gebiet dieser Ausdehnung mit weißem Staub überzieht, dann bleibt der Staub.
    Garrard verglich die Sterne mit seinen Karten. Sie hatten sich nicht verändert. Wie sollten sie auch in zwölftausend Jahren? Die Leitsterne des Bären zeigten immer noch zum Polarstern. Der Drache wand sich wie ein Stück Band zwischen dem Großen und dem Kleinen Bären. Cepheus und Kassiopeia hatten sich nicht vom Fleck bewegt. Die Konstellation sagte Garrard, daß in der nördlichen Hemisphäre der Erde Frühling herrschte.
    Der Frühling welchen Jahres?
    Dann fiel Garrard plötzlich ein, wie er sich Antwort auf diese Frage verschaffen konnte.
    Der Mond ruft auf der Erde die Gezeiten hervor, und das Gesetz von actio und reactio galt immer und überall. Der Mond kann nicht die Fluten der Erde bewegen, ohne selbst einer Änderung seiner Bewegung ausgesetzt zu sein. Und diese Änderung der Bewegung zeigt sich in der Winkelgeschwindigkeit des Mondes. Der Abstand des Mondes von der Erde vergrößert sich jedes Jahr gleichmäßig um anderthalb Zentimeter. Das hieß, daß er nach zwölftausend Jahren etwa zweihundert Meter mehr betragen mußte.
    Konnte diese Differenz gemessen werden? Garrard bezweifelte es, aber er holte seine logarithmischen Tabellen und Winkelmeßgeräte hervor. Dann machte er Aufnahmen.
    Als er seine erste Berechnung beendet hatte – sie erwies sich übrigens als unbrauchbar, weil die Fehlertoleranz größer als der zu messende Betrag war –, waren Erde und Mond so nahe gerückt, daß er viel genauere Messungen vornehmen konnte.
    Doch diese Messungen waren, wie er mit einem etwas bitteren Lächeln erkannte, völlig nutzlos. Der Computer hatte die DFC-3 nicht zu einer Sonne oder einem Planeten zurückgebracht, den er beobachtet hatte, sondern einfach zu einem genau vorherberechneten Punkt. Wenn Mond und Erde nicht an diesem vorberechneten Punkt gestanden hätten, wäre das Schiff dennoch darauf zugerast. Und daß die Erde von hier aus sichtbar war, war eigentlich Beweis genug, daß nicht mehr Zeit verstrichen war als vorhergesehen.
    Das alles war Garrard nicht neu. Er hatte es nur in den Hintergrund seines Denkens geschoben. Eigentlich führte er die Berechnungen aus einem Grund, aus einem einzigen Grund, durch: tief in seinem Gehirn arbeitete immer noch der Mechanismus, der ihn zum Zählen zwang. Damals, als er versucht hatte, das Verhältnis zwischen Schiffszeit und Garrard-Zeit zu bestimmen, hatte er sich zum Zählen gezwungen – und er hatte das Gefühl, daß er seither nicht aufgehört hatte zu zählen. Er hatte um die Gefahr gewußt.

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